TV-Zombies, von denen wir uns gern infizieren lassen

10.11.2010 - 08:50 Uhr
The Walking Dead
AMC Television
The Walking Dead
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Die amerikanische Fernsehlandschaft befindet sich seit Halloween im Zombiefieber. Frank Darabonts lange erwartete Fernsehserie The Walking Dead zur gleichnamigen Comcireihe sorgt für Furore unter Comic- und Serienfans. Zurecht?

Erklärungsversuche, warum Zombies aktuell wieder so angesagt sind wie seit Jahren nicht mehr, gibt es genug. Aber wirklich stichfest begründen können es die wenigsten. Im Gegensatz zu Vampiren, die sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg großer Beliebtheit erfreuen, sind Zombies scheinbar kultureller, gesellschaftlicher oder gar konjunktureller Schwankungen ausgesetzt. In Zeiten von Wirtschaftskrisen und Existenzängsten werden Fabelwesen – wie okkulte Untote mit Voodoohintergrund – Symbol einer ganzen Generation, die sich einer unüberwindbaren, hoffnungslosen Situation ausgesetzt fühlt.

2003 legte Robert Kirkman den Grundstein zu einer Zombiegeschichte, die ihm als Comic vorschwebte. Aber an einen wirklichen Erfolg glaubte der damals 24-Jährige nicht. Tatsächlich ist vor kurzem jedoch die 75. Ausgabe von Kirmans The Walking Dead Comicreihe erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht.

Der Autor erzählt in dem Comic die Geschichte einer Gruppe von Leuten, die in einer Welt voller Zombies versucht zu überleben. Hauptfigur ist der ehemalige Polizist Rick Grimes, der aus dem Koma erwacht und eine Welt vorfindet, die von Zombies bevölkert ist. Durch Zufall findet er kurze Zeit später seine Frau Lori und seinen Sohn Carl wieder, welche sich einer Gruppe Überlebender angeschlossen haben. Nun gilt es, das Wohlergehen der Gruppe und insbesondere seiner Familie zu sichern. Hierbei setzt er sein eigenes Leben nicht nur im Kampf gegen Zombies, sondern auch gegen andere Menschen aufs Spiel.

Der Fernsehsender AMC erahnte das Potential, das in diesem Stoff stecken könnte und sicherte sich die Rechte, um eine Fernsehserie daraus zu entwickeln. Nach einer geeigneten Person, die fähig war The Walking Dead in eine hochwertige Dramaserie zu verwandeln, musste nicht lange gesucht werden. Frank Darabont, der sich mit Die Verurteilten in die Filmgeschichtsbücher verewigte und mit Der Nebel bereits Genreerfahrung sammelte, konnte als kreativer Kopf für die Serie gewonnen werden. Dieser versuchte bereits vor drei Jahren, für den Sender NBC ein Zombie-Projekt anzuschieben, jedoch ohne Erfolg.

Zum Glück, denn so wurden die Weichen für The Walking Dead gelegt, die nach einjähriger Produktionszeit am 31. Oktober in den Staaten starten konnte. Die Pilotfolge bescherte dem vergleichsweise kleinen Kabelsender AMC, der vor allem mit den Serien Mad Men und Breaking Bad von sich reden machte, die besten Einschaltquoten seit Bestehen. Kein Wunder also, dass die Verantwortlichen grünes Licht für eine zweite, 13-teilige Staffel gaben, nach dem auch die zweite Folge der ersten Staffel für Rekordzahlen sorgte.

Der Weg, den Frank Darabont mit seiner filmischen Adaption beschritt, versucht einen Spagat zwischen comic-naher und dramaturgisch-neuer Inszenierung zu gehen. Mediumsbedingt bietet eine sechsteilige Fernsehserie The Walking Dead mehr Platz für Zwischenmenschliches als es Gedanken- und Sprechblasen je könnten. So überrascht es nicht, dass die Serie sich mehr Zeit lässt, ihre Charaktere vorzustellen und sie nicht wie im Comic wie aus Stein gemeißelt erscheinen lässt. Die Pilotfolge überrascht mit einer detailbesessenen Inszenierung, die sich teilweise sklavisch an die Kadrierung der Comicpanels hält, nur um in der nächsten Szene wieder eine völlig neue Figurenkonstellation vorzustellen, die gemäß Frank Darabont in den späteren Staffeln zum Tragen kommen soll. Das Ende der ersten Folge punktet zudem mit neuen Ideen, die die recht einfache Auflösung der Comicvorlage nicht nur spannender, sondern das erste Zusammentreffen von zwei Hauptcharakteren interessanter gestaltet.

Frank Darabont und Robert Kirkman sind sich einig, dass The Walking Dead, sowohl auf Papier aus auch auf dem Fernsehbildschirm, letztlich nicht von Zombies, sondern von Menschen und ihren Beziehungen zueinander im Angesicht der nackten Angst handelt. Die Untoten halten den dramaturgischen Motor am Laufen und sorgen dafür, dass die Charaktere in Bewegung bleiben. Aber die wahre Spannung und den Konfliktstoff bezieht die Geschichte aus den Überlebenden und ihren sozialen Nöten.

In Deutschland ist „The Walking Dead“ seit dem 5. November auf dem FOX Channel zu sehen.

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