Normalerweise können schlechte Kritiken einem Film nicht sofort den Wind aus den Segeln nehmen – insbesondere, wenn die Presse ihn vorher nicht sehen durfte. Aber Brüno scheint trotz guter Kritiken (z.B. von Roger Ebert) einem ganz besonders fiesen Kritiker missfallen zu haben: dem Zuschauer.
Das Time Magazine spekuliert, ob Brüno das erste Opfer ist, das von Twitter und der Möglichkeit, die eigene Meinung schnell und an alle seine Freunde gleichzeitig zu verbreiten, dahingerafft wurde. Die Mund-zu-Mund-Propaganda wird schneller und könnte für zukünftige Produktionen eine enorme Herausforderung an die Marketingabteilungen darstellen.
Ein Twitterer namens ttrap schrieb zum Beispiel: “Brüno war enttäuschend – nichts als Provokation. Ein paar Szenen wie seine TV-Sendung waren komisch – der Rest war plump und wahrscheinlich homophob.” Ein anderer, jackbury, schrieb “schwacher Versuch des Spotts – wahllos, nicht besonders witzig und ohne jeden intellektuellen Kompass um die Handlung zu leiten”.
Die Einnahmen der Mitternachtspremiere von 1,6 Millionen Dollar ließen die Prognose zu, dass über das ganze Wochenende verteilt, 50 Millionen in die Kasse gespült werden. Aber dann brachen die Einnahmen von Freitag auf Samstag unerwartet um 40% ein – während die Top 5 der anderen Box Office-Konkurrenten wie Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los, Transformers – Die Rache, Selbst ist die Braut, Hangover 2 und Public Enemies im gleichen Zeitraum noch zulegen konnten. Es lag also nicht daran, dass allgemein wenig Leute ins Kino gegangen sind.
Noch ist nicht klar, ob Twitter wirklich Schuld an diesem Rückgang ist, schließlich finden sich auch genügend positive Kommentare in den Tweets. Aber momentan ist es die naheliegendste Erklärung. Fragt sich nur, welcher Film als nächstes dahingerafft wird – die öffentliche Meinung hat schon viele Filme gekillt, aber dank Twitter und Facebook war es noch nie so einfach, sich schnell und flächendeckend Luft zu machen…