Venom: 5 Gründe, warum die Verfilmung alles andere als gut aussieht

11.08.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Nach Jahren der Bettelei erhält Venom endlich seinen eigenen Film. Doch Trailer und Neuigkeiten zeugen davon, dass in dem Projekt der Wurm steckt. Eine Problemanalyse.

Der Hype war groß, als Venom von Sony bestätigt wurde. Dann folgte eine großartige Neuigkeit auf die nächste: Tom Hardy als Eddie Brock. Nach dem Erfolg von Deadpool schien ein R-Rating mehr als wahrscheinlich. Als Bösewicht wurde in der Gerüchteküche kein Geringerer als Carnage gehandelt, und und und ... Doch dann kam alles anders. Mit jedem Trailer, Teaser und Neuigkeit steigt nun täglich die Sorge um Venom, und ein eingefleischter Fan nennt die 5 Hauptgründe dafür.

Grund 1: Was ist aus Eddie Brock geworden?

In der Theorie wäre Tom Hardy die perfekte Besetzung für Eddie Brock. Denn Hardy beherrscht die Rolle des gestandenen, raubeinigen und nicht gerade sympathischen Kerls sehr gut. Genau so ist Eddie. Nur, wie es in bislang jedem Trailer aussieht, nicht in diesem Film.

Die Verantwortlichen hinter Venom haben Eddie in Interviews als "Loser" bezeichnet, und das ist richtig. Eddies Ego ist in den Comics bei seiner ersten Begegnung mit Venom ordentlich angekratzt, bei ihm wird Krebs diagnostiziert, und seine Karriere ist auf dem Tiefpunkt. Aber Brock bleibt nicht lange am Boden. Sobald er mit Venom in Berührung kommt, wird er zum Kämpfer. Er ergreift jede Gelegenheit, seine Probleme mit Gewalt zu lösen. Er genießt seine neu gewonnenen, übermenschlichen Fähigkeiten. Was ist mit diesem Macht-Junkie im Venom-Film passiert? Bislang sieht er ängstlich und überfordert aus. Diese sonderbare Darstellung Brocks hängt wohl mit der Wahl der Comic-Grundlage für diesen Film zusammen.

Grund 2: Venom als Lethal Protector

Grundlage ist die emotional sehr spannende Lethal Protector-Geschichte. Zitat Eddie im Trailer: "Diese Macht … hat nicht nur Schlechtes." Das ist die Erkenntnis, dass Eddie und sein Symbiont ihre Kraft für das Gute nutzen sollten, statt für ihre eigenen Zwecke, und sie ist zentrales Thema in der fünfteiligen Comicreihe. Die leider etwas Hals über Kopf in die Geschichte Venoms einsteigt.

In Lethal Protector, wie der Name bereits besagt, wird Venom zum Beschützer Unschuldiger. Aber so beginnt Venoms Geschichte nicht. Die ursprüngliche Verbindung ist die perfekte Zweckgemeinschaft zweier frustrierter, enttäuschter, hasserfüllter Wesen. Der erste Schreck über den fremden Anzug ist sehr schnell dahin. Am Anfang stand der skrupellose Bösewicht Venom.

Zum Antihelden wird Venom erst viel später. Grundsätzlich ist es ein interessantes Konzept, Venom und Eddie auf verschiedenen moralischen Ebenen starten zu lassen. Aber das Beste an Venoms Entwicklung zum Antihelden war immer, dass er sich seine Lorbeeren verdienen musste. Dass er nach langem Wüten als Antagonist den Respekt und die Zuneigung anderer wirklich erkämpfen musste. Die langsame Erkenntnis, dass man gemeinsam auch Gutes bewirken kann. Das Sich-Lossagen von Hass und Aggression der Vergangenheit, ja, das Aneinander-Wachsen der beiden Symbiosepartner. Das macht Venom spannend. Aber das braucht auch Zeit. Und zwar deutlich länger als nur einen Origin-Film.

Grund 3: Der Bösewicht

Gut, hier sei gesagt, ein Auftritt von Carnage oder dessen Sohn Toxin ist noch nicht ausgeschlossen. Womöglich wurden sie sogar bereits angeteasert.

Bislang haben wir aber nur einen gesehen: Riot. Er ist auch der einzige, über den ausführlicher gesprochen wurde. In den Lethal Protector-Comics werden von der Life Foundation fünf Sprösslinge Venoms herangezogen: Riot, Scream, Agony, Lasher und Phage. Diese fünf sind recht interessant: Erstens, weil ihre Wirte eigentlich nicht bösartig, sondern überforderte Testsubjekte sind. Zweitens, weil sie ein Ensemblegegner wären. Sie sind quasi Geschwister, die einander beschützen, und die die Kontrolle über ihre übermächtigen Symbionten verloren haben. Ihre Gruppendynamik und Tragik macht sie interessant.

Besonders prominent ist dabei nicht Riot (der zwar stark, aber unspannend ist), sondern Scream. Sie ist so etwas wie die große Schwester der anderen vier. Bisher ist in den Trailern – mangels Gruppe - keine Gruppendynamik zu sehen. Scream wird nur angedeutet, und auch die charakteristische Färbung der fünf (orange-gelb für Scream, violett für Agony, grün für Lasher etc.) bleibt aus. Wieder einmal scheint ein Studio Farbpalette mit Atmosphäre zu verwechseln.

Als Ergebnis ist Venoms Gegner eine etwas grauere Version von ... Venom. Noch dazu wird Riz Ahmeds Charakter, der Leiter der Life Foundation, zu Riot, was Comic-Riot seine Tiefe nimmt. So haben wir einen großen, grauen Bösewicht, der einerseits nur ein Doppelgänger des "Helden" ist, und andererseits den allseits beliebten "bösen Geschäftsmann/Wissenschaftler". Hurra.

Grund 4: Die Optik von Venom

Reden wir Klartext: Venom sieht einfach nicht gut aus. Vergesst das fehlende Spinnensymbol auf der Brust, das ist bei der Abkopplung von Spider-Man nur folgerichtig. Das eigentliche Problem ist, dass die Animation des Symbionten in den Trailern meist nicht besser wirkt als im 3. Raimi-Spider-Man-Film, und der ist immerhin 11 Jahre alt. Gerade, wenn Eddie in normaler Kleidung unterwegs ist und nur einzelne Tentakel des Symbionten verwendet, um Dinge zu packen oder zuzuschlagen. Das sieht nicht unbedingt nach Animationsstandards von 2018 aus. Hier muss noch ordentlich Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Und das Problem, dass offenbar "dunkle Farbtöne" mit "düsterer Atmosphäre" gleichgesetzt wird, wurde ja bereits angesprochen. Ein wenig Farbe schadet einem atmosphärisch gemachten Film nicht, im Gegenteil: Sie hilft, in Kämpfen (gerade bei CGI-Schlachten) den Überblick zu behalten. Bislang sieht es, was Farbkodierung angeht, aber eher schlecht aus.

Grund 5: Eine PG 13-Altersfreigabe?

Dass Venoms erster Auftritt nichts mit Spider-Man zu tun haben wird, hat den großen Nachteil, dass die Hauptmotivation Venoms wegfällt und seine Origin-Story auf den Kopf gestellt werden muss. Im Gegenzug jedoch bestand Hoffnung auf ein R-Rating bzw. eine FSK 16-Freigabe. So wäre man endlich der düsteren und horrorartigen Stimmung eines Venom gerecht geworden. Schon allein, weil Venom gerne Gegner auseinanderreißt.

Aber da Sony, wie so ziemlich jeder momentan, sein eigenes Cinematic Universe plant, wird Venom mit ziemlicher Gewissheit auf ein PG 13 heruntergestuft. Er soll ans restliche, harmlosere Universum von Spidey-Charakteren angepasst werden. Eine Entscheidung, die von Unverständnis für den Charakter und dessen Fans zeugt. Gerade, wenn Venom zuvor explizit brutal war, stellt er doch erst eine spürbare Bedrohung für Spidey dar. Es würde schlicht den Einsatz erhöhen. Kein Sicherheitsnetz mehr für die Spinne. In einem gemeinsamen Film ließe sich die Darstellung der Gewalt immer noch geschickt kaschieren.

Aber gerade in den Comics, in denen Spider-Man nur Nebendarsteller ist, geht es sehr erwachsen und brutal zu. Es geht um psychische und körperliche Gewalt, Abhängigkeit, toxische Beziehungen, emotionale Erpressung, und Psychohorror, der für Dreizehnjährige nur bedingt zugänglich sein sollte.

Laut Tom Hardy und Regisseur Reuben Fleischer soll die leichtere Stimmung durch mehr Humor erreicht werden. Zugegeben, Venom in den Comics besitzt einen gewissen bissigen Humor in bösartigen Situationen, doch der ist eine wackelige Gratwanderung. Und die letzten Filme, die nachträglich aufgelockert wurden (Suicide Squad und Justice League) steigern nicht unbedingt die Hoffnung in Sachen Venom.

Was kommt in Venom auf uns zu?

Es liegt augenscheinlich einiges im Argen mit der Venom-Verfilmung. Mangelndes Verständnis für den Charakter, für seine Entwicklung, für seine Gegner und sein Rating. Von der öden Love-Interest-Storyline und der Problematik des fehlenden Spider-Mans haben wir da noch gar nicht angefangen.

Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer. Bislang ist nur Trailer-Material erschienen, gibt es nur grobe Hinweise darauf, was passieren wird und was wir zu sehen bekommen. Womöglich lösen sich einige der hier genannten Sorgen im fertigen Produkt ganz von selbst auf, etwas was die Qualität der Effekte angeht. Vielleicht bekommt Riot ja noch Unterstützung von seinen Geschwistern. Vielleicht kommt Eddies Widerstand gegen Venoms Gewalt erst später im Film. Ab dem Kinostart am 03.10.2018 wissen wir mehr. Jetzt heißt es leider einfach: Abwarten und Tee trinken. Und lächeln!

Wie seht ihr den Venom-Film bislang? Seid ihr eher optimistisch oder seht ihr schwarz?

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