Verbeugt euch vor Jackie Brown, ihr Motherfucker!

24.01.2015 - 08:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
They don't have your winning personality.Miramax
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Viel zu oft wird Jackie Brown, Tarantinos Hommage ans Blaxploitation-Kino und sein wärmster, erwachsenster Film neben Pulp Fiction übersehen - damit ist heute Schluss, denn wir huldigen der Lady mit diesem Kommentar der Woche!

Mit dem Kommentar der Woche richten wir jede Woche das Spotlight auf einen eurer Kommentare, sei es zu einem viel zu lange übergangenen Film, einer fast schon in Vergessenheit geratenen Schauspielerin, einer Serie, die die Massen hätte begeistern sollen, einem Spiel, das alle außer euch wieder weggelegt haben, oder einer News, die euch berührt hat - jeder Kommentar kann Kommentar der Woche werden. Wenn ihr also bei euren Streifzügen durch die Weiten moviepilots und gamespilots auf so einen Koffer voller Kommentargold stößt, sagt sciencefiction oder Kängufant Bescheid!

Der Kommentar der Woche
Diese Woche verbeugen wir uns endlich vor Jackie Brown, Tarantinos Liebe zum Blaxploitation-Kino, seiner Verehrung für Pam Grier - und vor SmooliEntertainment, der uns mit seinem Kommentar daran erinnert, dass es da noch einen ganz besonderen Film gibt, über den nicht so oft geschrieben wird, wie er es verdient hätte...

Wenn über Tarantino gesprochen wird, hört man Vieles ganz oft. Zum Beispiel, dass er die besten Filme überhaupt macht. Oder auch nicht. Man hört, dass seine Filme in den 90ern viel besser als seine neueren Werke seien. PULP FICTION und RESERVOIR DOGS. Seine Gangsterfilme eben. Ein Film fällt dabei oft unter den Tisch. Dieser hier.

„You shot her?!“
„Yeah, she was totally messing with my nerves, man.“
„And you couldn’t just hit her?“
„Maybe, but… man.“


Dieser Film hier wird wahrscheinlich nie aus dem Schatten seines Vorgängers heraustreten können, und vielleicht ist das auch gar nicht nötig, aber mehr Anerkennung hat er auf jeden Fall verdient. Das beginnt schon mit der Eröffnungssequenz, die alles aus dem Konzept der Eröffnungssequenz rausholt, was man nur rausholen kann. Sie erzählt einem wahnsinnig viel über die Protagonistin. Sie stimmt perfekt auf den Film ein. Sie ist in ihrer Schlichtheit grandios und überrascht mit einem umso größeren Effekt auf den Zuschauer.

Ehrlich gesagt könnte ich seitenweise über JACKIE BROWN schwafeln. Aber es ist gleich Mitternacht und ich brauch meinen Schönheitsschlaf. Gut aussehen muss zwar nur, wer sonst nichts kann, aber, verdammt, ich kann halt sonst nichts. Also gehe ich nur auf ein paar Elemente ein, die mir besonders am Herzen liegen.
Da wäre zum Ersten die augenscheinliche Hommage, die dieser Film darstellt. Eine Hommage an das leider ausgestorbene Blaxploitation-Kino, dem ich sehr verfallen bin. Ich mag die Stimmung, die Musik, die Geschichten und diese „So und dann poppen die jetzt hier einfach kurz“-Mentalität, die diese Filme so kindlich-naiv, aber auch irgendwie sympathisch wirken lassen. Jedoch geht Tarantino einen Schritt weiter und macht damit das richtig, was sein guter Freund Robert Rodriguez vor allem bei MACHETE KILLS in den Sand gesetzt hat: Tarantino übernimmt nicht blind, er schafft mit seinem Film einen eigenständigen Kosmos. Eine Hommage, ja, aber nur das? Nein, Tarantino ändert Kernelemente des Blaxploitation-Kinos ab. Blaxploitation-Filme waren nämlich zunächst männerdominiert. Frauen (u.a. natürlich Pam Grier) kamen dann auch, jedoch nur, weil Männer keine Brüste hatten. In diesem Genre nutzten die Frauen nämlich ihre verführerischen Qualitäten, um die Bösen zu überlisten. Jackie Brown hingegen nutzt ihren Verstand. Damit zeigt Tarantino seine Liebe für das Subgenre der 70er, erkennt aber auch an, dass es sich dabei um ein zeitgebundenes und mittlerweile altbackenes Konzept handelt.
Zusätzlich ist der Film die reinste Liebeserklärung an Schauspielerin Pam Grier. In jeder Einstellung sieht man Tarantinos Gefühle. Und wenn sie in ihrer Wohnung die Delfonics anschmeißt und die „I would give my heart and soul to you“ trällern, weiß man sofort, an wen die Worte gerichtet sind.
Außerdem handelt es sich bei JACKIE BROWN um Tarantinos wärmsten Film. Von vorne bis hinten fühlt man sich nicht nur in guten Händen, man möchte sich förmlich in die Aura das Films schmiegen und die Wärme aufnehmen, die er ausstrahlt. Das liegt nicht nur an der Inszenierung, die viel mit Close-Ups, langen Einstellungen und weichen Überblendungen arbeitet, sondern auch und vor allem an dem Soundtrack, der einer meiner liebsten ist. Nach PULP FICTION erschafft QT mal wieder einen Film, der ein Lebensgefühl ausstrahlt. Deshalb verzichte ich darauf, viel über Schauspieler und technische Aspekte zu schreiben. Denn das, was diesen Film für mich groß macht, kann ich nicht sehen, kann ich nicht in Gedanken fassen und aufschreiben. Ich kann es nur fühlen.

JACKIE BROWN ist dieser Film, der so oft übergangen und doch schmerzlich vermisst wird. Würde Tarantino diesen Film nächstes Jahr veröffentlichen, würden sich all die verbeugen, die seine alten Filme besser fanden. Dieser Film ist nämlich die Quintessenz des Gangster-Kinos von Quentin Tarantino.

_Smooli

Den Originalkommentar findet ihr übrigens hier.

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