Vom MCU befreit: No Way Home ist der perfekte Spider-Man-Film

21.12.2021 - 10:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Spider-Man: No Way HomeSony
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Was macht Spider-Man eigentlich aus? Kein Marvel-Film ergründete die Frage bisher so eingehend wie Spider-Man: No Way Home. Endlich darf MCU-Peter Parker seiner Bestimmung folgen.

Seit letzter Woche läuft der neue Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) in den deutschen Kinos. Spider-Man: No Way Home ist vieles auf einmal: MCU-Blockbuster, Marvel-Crossover, Multiversums-Spektakel, Trilogie-Abschluss und mehr. Aber im Kern handelt es sich um einen Film, in dem Peter Parker erkennen muss, was es wirklich bedeutet, fernab von Iron Man und Avengers-Chaos ein Spider-Man zu sein. Und genau das macht No Way Home so großartig.

Marvel-Problem: Peter Parker durfte im MCU nie einfach nur Spider-Man sein.

Als wir Tom Hollands Version von Peter Parker das erste mal im Marvel Cinematic Universe (MCU) kennenlernen, ist er längst als Wandkrabbler Spider-Man unterwegs und wird direkt in einen brutalen Konflikt der Avengers hineingezogen. Seitdem wird dem Highschool-Schüler aus Queens keine Ruhe gegönnt.

Spider-Man: No Way Home

Er kämpft mit den Avengers gegen Außerirdische und in seinen ersten zwei Solofilmen ist sein Schicksal stark von Iron Man geprägt. Denn selbst seine Gegenspieler würde es ohne Tony Stark nicht geben.

Viele Fans kritisierten in der Vergangenheit, dass der MCU-Peter mehr Iron Man Jr. als Spider-Man sei – immerhin trägt schon sein Anzug die Bezeichnung Iron Spider. Spider-Man: No Way Home macht es sich nun zur ambitionierten Aufgabe, Spider-Man von eben diesem engen MCU-Korsett zu befreien.

So tief wie in keinem anderen MCU-Film werden die Stärken und Schwächen des Charakters Peter Parker ergründet. Tom Hollands Peter Parker wird im Verlauf von No Way Home gebrochen und in seine Einzelteile zerlegt, bis es für ihn kein Zurück mehr gibt. Aus diesen Bruchstücken wird schließlich ein transformierter Peter neu zusammengesetzt, der einfach nur Spider-Man sein darf. Achtung, ab hier folgen Spoiler zu Spider-Man: No Way Home!

Spider-Man No Way Home wird zur Geschichtsstunde für Peter Parker

Spider-Man: No Way Home ist im Prinzip eine teure Power-Point-Präsentation, die Peter Parker lehrt, welcher Bestimmung Spider-Man zu folgen hat, warum ein Peter Parker nicht töten sollte und warum er seine Superheldenidentität geheim halten muss. Das fängt schon bei der Schurkenriege des neuen Films an.

Kein MCU-Feind lässt sich blicken. Hier stehen die prominentesten Bösewichte anderer Spider-Man-Realitäten im Fokus, die für einen höheren Zweck als reine Nostalgie-Freude zurückgebracht wurden. Der Rückblick auf die "Opfer" seiner Spider-Man-Vorgänger lässt ihn erkennen, welche Fehler er als Spider-Man vermeiden will.

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Spider-Man: No Way Home ist WIRKLICH gut | Review
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Er will ein Held sein, der für zweite Chancen einsteht und daran glaubt, dass Schurken im Kern auch nur Menschen in Not sind, die gerettet werden können. Nur leider wird ihm diese naive Sichtweise bald zum Verhängnis, was ihn zur nächsten Lektion bringt: Das Leben der freundlichen Spinne aus den Nachbarschaft ist von Leid geprägt.

Nachdem Peter in eine Identitätskrise gerät, öffentlich als Mörder dargestellt wird und er selbst nach dem Tode seiner geliebten Tante May den Drang zum Töten und den Durst nach Rache verspürt, gibt es nur einen Weg, um ihn wieder auf den richtigen Pfad zu führen: eine Konfrontation mit zwei Peters (Andrew Garfield und Tobey Maguire) anderer Realitäten, aus deren Fehlern und Heldentaten er lernen kann.

Bestimmung eines Marvel-Helden: Der Spider-Man, den wir verdienen

In einer berührenden Szene zwischen ihm und seinen zwei Multiversums-Vorgängern wird er mit der schmerzhaften Realität seiner Bestimmung konfrontiert. Peter muss realisieren, dass der tragische Tod von May vorherbestimmt war. Andrew-Peter und Tobey-Peter werden zu Spiegelbildern, in denen er seine Zukunft und schließlich den Sinn seines Verlustes erkennen kann.

Spider-Man: No Way Home

Trauma, Verlust und schließlich auch Verzicht sind Teil des Schicksals, das jeden Peter Parker und Spider-Man definiert. Ein Spider-Man muss Opfer erleiden und bringen, um ein Held sein zu können und Menschen zu helfen.

"Aus großer Kraft folgt große Verantwortung": Ein jeder Peter Parker muss realisieren, dass das Leben als Spider-Man Konsequenzen fordert und er diese zu tragen hat.

In ihrer kurzen gemeinsamen Zeit lehren ihn Andrew-Peter und Tobey-Peter, was es bedeutet ein Held zu sein und warum er trotz all des Schmerzes nicht dem Drang der Vergeltung nachgeben sollte, der nur zu mehr Leid führen würde. Und eben diese etwas verspäteten Erkenntnisse bringen unseren MCU-Peter dazu, sich schweren Herzens von allem loszusagen, was ihm lieb ist.

Er verliert seine besten Freunde, seine große Liebe. Und die ganze Welt vergisst, wer Peter Parker eigentlich ist. Denn Peter Parker muss zur Seite treten, damit Spider-Man seiner Bestimmung folgen kann – ein Dilemma, das schon Tobey Maguires Spidey an den Rand der Verzweiflung brachte.

Ein Neuanfang für Spider-Man im Marvel Cinematic Universe

Am Ende ist Peter Parker wirklich von allen MCU-Fesseln befreit und blickt einer Zukunft entgegen, in der er genau der Spider-Man sein kann, der er zuvor in dieser Welt nie sein durfte und den Fans seit Jahrzehnten aus den Comics, Serien, Filmen und Spielen kennen.

Spider-Man: No Way Home

Nun lebt Peter allein und ohne Sicherheitsnetz in einem winzigen Manhattan-Apartment, wo er aufmerksam den Polizeifunk hört und sich frei von Beziehungsproblemen, Schulstress und Avengers-Verpflichtungen seinem Leben als Verbrechensbekämpfer und Menschenretter widmen kann. Ein Spider-Man kann auch ohne Avengers ein (amazing) Held sein.

Die radikale Neuerfindung der MCU-Spider-Man bzw. die Rückbesinnung auf den eigentlichen Kern des Charakters spiegelt sich pointiert in seiner finalen Erscheinung wider.

Am Ende trägt Spider-Man keinen Hightech-Anzug mit Nanotechnologie aus dem Hause Stark mehr, sondern ein selbstgeschneidertes Kostüm aus Stoff – und mit einer gewachsenen Spinne auf seiner Brust.

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Podcast: Ist Spider Man: No Way Home der beste Marvel-Film des Jahres?

Drei Marvel-Experten unserer Kolleg:innen von FILMSTARTS diskutieren über den meisterwarteten Marvel-Film des Jahres, Spider-Man: No Way Home. Spoiler kommen erst nach einer deutlichen Warnung, keine Sorge.

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In der Folge wird u. a. geklärt, wie sich der neue Film ins MCU und in die Spider-Man-Reihe einfügt, außerdem wird die Frage beantwortet, ob man für die Abspannszenen im Saal bleiben sollte oder den Gang zum Klo antreten kann.

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