Was machen, wenn 3D nicht mehr zieht?

22.01.2010 - 15:03 Uhr
Flickr / User: atomicjeep
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Kinos stehen, wenn wir den Betreibern und Verleihern glauben, ständig vor dem Bankrott. moviepilot hat sich ein paar Gedanken gemacht, wie mehr Leute ins Kino gelockt werden könnten – und das ganz ohne 3D!

Jahr für Jahr beschweren sich Kinobetreiber und Verleiher, dass immer weniger Menschen ins Kino gehen. So wenig dieses Jammern auch nachvollziehbar ist, in Anbetracht solcher Kassenmagneten wie Avatar – Aufbruch nach Pandora, ist es trotzdem allmählich an der Zeit, sich Gedanken zu machen, was aus dem Kino an sich werden soll. Hollywoods Antwort sind nicht etwa bessere Filme, das wissen wir mittlerweile. Stattdessen lassen sich die Produzenten neue Spielereien wie 3D einfallen und versuchen so, platte Geschichten zu Spektakeln aufzubauschen. Wie wir sehen funktioniert das… noch. Was aber, wenn der visuelle Overkill nicht mehr ausreicht?

Wenn das Kino zur Fankurve wird
Hollywood an sich zeigt sich relativ belehrungsresistent, also haben wir von moviepilot uns mal Gedanken gemacht, wie die Kinobetreiber selber neue Zuschauer in ihre Etablissements locken. Bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft haben wir erlebt, dass Kinos auch zweckentfremdet gut funktionieren. Sicher, die Spiele lassen sich auch alleine, zuhause auf einem Breitbildfernseher sehen – aber nicht umsonst herrscht in Pubs, Kneipen und Bars Rush Hour, sobald ein großes Spiel ansteht und der Laden Pay-TV-Anschluss hat: Zuhause fehlt einfach das Massengefühl. Gröhlen macht mehr Spaß, wenn andere dabei sind. Das ist ein Ansatz, den die Kinos verfolgen sollten. Die Masse, die Gemeinschaft, das sich gegenseitig Verstärken ist ein Vorteil, den das Fernsehen, egal wie gut die Auflösung wird, nicht einholen kann.

Oder lieber etwas Kultur?
Dabei ist das gemeinschaftliche Sehen nicht das einzige Ass im Ärmel der Kinos. Auch das Event gekoppelt mit der (noch) einzigartigen Technik im Kino, vermag Zuschauer anzulocken. Erst am vergangenen Samstag, den 16. Januar 2010, vermeldete Clasart Classic einen Rekord: Mit der mittlerweile 19. Live-Übertragung einer Oper aus der Metropolitan Opera in New York haben insgesamt 54 teilnehmende Kinos 20.000 Besucher allein in Deutschland und Österreich ins Kino gelockt. Auch weltweit stellte die Übertragung von Bizets Carmen mit insgesamt 240.000 Kinobesuchern einen Rekord auf. Wir denken, da geht noch viel mehr. Eine große Operninszenierung im Kino zu sehen, ist allemal besser als auf einem Open Air-Event, bei dem der Zuschauer am Ende kaum etwas sehen kann. Bisher sind diese Übertragungen ein Geheimtipp und noch nicht bis zu allen Opernfans vorgedrungen. Wenn nun noch mit großen Namen wie Anna Netrebko, Angela Gheorghiu oder Diana Damrau geworben würde – welcher Opernfan würde sich so etwas entgehen lassen?

Gleiches gilt übrigens auch für Theateraufführungen. Wenn zum Beispiel Corinna Harfouch und Ulrich Matthes in Wer hat Angst vor Virginia Woolf das Berliner Publikum am Deutschen Theater begeistern, dann liegt der Schluss nahe, dass das auch überall im deutschsprachigen Raum funktionieren würde. Denn wie schon im Falle der Oper nimmt nicht jeder Fan, der gerne eine solche Tour de Force erleben würde, dafür eine weite Reise auf sich.

Zweifelhafte Vergnügen für Unerschrockene
Etwas anders verhält es sich bei Live-Konzerten von Popstars. Sicher, es wäre schon toll, Madonna live beim Playback erwischen zu können, oder in Echtzeit raten zu dürfen, auf welchen Drogen Amy Winehouse dieses Mal ist. Solche Übertragungen lohnen sich für die Stars und Veranstalter aber nur, wenn es sich um einmalige Veranstaltungen wie Festivals oder Benefits handelt. Wenn wir einfach nur ins Kino gehen könnten, würde sich eine Live-Tournee kaum noch lohnen. Konzertfilme laufen trotzdem ab und an in den Kinos, haben aber nicht den Reiz von Live-Übertragungen. Einmal abgesehen von Filmen wie Michael Jackson’s This Is it, in dessen Falle es gar keine andere Möglichkeit gab, als ihn im Kino zu sehen.

Ich weiß, das wollt Ihr jetzt nicht lesen, aber was ist mit Fernsehsendungen wie Musikantenstadl? Zugegeben, es ist die Zielgruppe, die von Marketingexperten gerne übersehen wird, aber etwas, das so gut im TV läuft, kann auch im Kino funktionieren. Ein schunkelndes Kino ist vielleicht eine bizarre Vorstellung, aber wenn es das ein oder andere Haus retten kann?

The Geek shall inherit
Zu guter Letzt hätten wir da natürlich noch den klassischen Kultfilm à la The Rocky Horror Picture Show. Hier kommt beides zusammen. Gemeinschaft und Spektakel – es macht einfach keinen Spaß, den Fernseher mit Reis zu bewerfen und zuhause “Show us your mother, Riff!” zu brüllen. Weniger extrem funktioniert die Anziehungskraft des Kinos hier bei allen möglichen Filmen, die eine eingeschworene Fan-Gemeinde wie z. B. Star Trek zusammenbekommen. Dafür taugen nicht nur Filme, vielmehr könnten die Kinos Themenabende zu Serien machen. Einzelne Folgen klassischer Serien oder Previews von neuen Folgen vor Staffelstart im TV könnten (wenn die Lizenzprobleme geklärt wären) im Kino gezeigt werden – die erste Folge der neuen Staffel Lost zum Beispiel würde als Event mit Sicherheit Scharen von Fans in die Kinos locken. Auch Fernsehfilme werden ab und an in ausgewählten Kinos vor der Fernsehpremiere ausgestrahlt. Ob das aber grundsätzlich ein guter Ansatz ist, halten wir für fraglich. Schließlich sind Fernsehfilme meistens im Grunde auch nichts anderes als der uninspirierte Durchschnittsfilm im Kino; womit wir wieder beim Ausgangsdilemma wären.

Das wären also unsere Vorschläge für die Rettung des Kinos. Aber braucht das Kino überhaupt Rettung? Vielleicht findet Ihr ja, dass die Maßnahmen Hollywoods (wie z.B. 3D-Filme) durchaus ausreichend sind, um Zuschauer ins Kino zu locken. Habt Ihr noch andere Vorschläge oder schon einmal an einem besonderen Kinoevent teilgenommen? Gebt’s uns in den Kommentaren!

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