In 2005 kam “Brokeback Mountain” heraus. Ein überraschend mutiger, eindringlicher und wichtiger Film, der mich sehr beeindruckt hat. Damals wäre niemand auf die Idee gekommen den heterosexuellen Schauspielern Heath Ledger und Jake Gyllenhal vorzuwerfen, dass sie nicht “schwul genug” seien, um diese Rollen zu spielen. In 2020 hat sich das Klima in der Branche verändert.
Die Firmen Berlanti Productions, DC Entertainment und Warner Bros. Television haben “Batwoman” produziert und fühlten sich von Anfang an bemüßigt die sexuelle Orientierung der Hauptfigur in den Vordergrund zu stellen. Nicht nur die der fiktiven Figur, nein, auch die der betreffenden Schauspielerin Ruby Rose, denn als die Serie herauskam wurde sie als ein Mitglied der sogenannten LGTBQ-Community angekündigt. Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund war es von entscheidender Bedeutung mit welchen Menschen Ruby Rose ins Bett geht. Rose bezeichnet sich selbst als "gender-fluid" und wurde dafür aus den eigenen Reihen angegriffen. Zitat: “Twitter followers said Ruby Rose isn't 'gay enough' to play Batwoman”, woraufhin sie ihren Account löschte. Trotzdem hat sie die Rolle übernommen, ist aber jetzt nach der ersten Staffel ausgestiegen. Es gibt Berichte über mehrere Unfälle bei den Dreharbeiten und die Kritiker sind mit ihr und der Serie im Allgemeinen auch nicht besonders gut umgesprungen. Auf Rotten Tomatoes hat die Serie eine gnadenlose Wertung von 13% im "Audience Score" und hier auf MP ist es auch nicht viel besser. Ich persönlich finde die Serie schlecht gemacht, das hat aber vor allem mit dem Drehbuch und weniger mit Ruby Rose zu tun. Mir tut die Darstellerin leid und ich wünsche ihr mehr Glück bei der nächsten Rolle.
Vor einiger Zeit erschien dann hier auf MP ein Artikel über die Neubesetzung der Rolle "Batwoman: Jetzt steht die neue Hauptdarstellerin der DC-Serie fest" aus dem hervorgeht, dass zum wiederholten Mal die sexuelle Orientierung für die Besetzung zur Bedingung gemacht wurde. Im Klartext: We will “recast another LGBTQ actress to take on the role of Batwoman”. Nun, ich weiß nicht, wie die Verhältnisse in den USA sind, aber in Deutschland ist die Frage nach der sexuellen Orientierung während einer Bewerbung unzulässig bzw. ungesetzlich. Nicht nur das. Würde z. B. eine homosexuelle Frau auf FB eine Geschichte posten, aus der hervorgeht, dass sie bei einer Bewerbung angeben musste, dass sie lesbisch ist und dass sie den Job hernach nicht bekommen hat, dann wäre es ihr ein Leichtes ein ganzes Bataillon von Usern hinter sich zu versammeln, die der entsprechenden Firma mit Fackeln und Forken auf den Leib rücken würden. Und womit? Mit Recht, denn das ist sexuelle Diskriminierung Andersherum ist es im Zuge des linksidentitären Fanatismus, der zunehmend akzeptierter Teil des gesellschaftlichen Diskurses ist, offensichtlich völlig in Ordnung, wenn heterosexuelle Frauen sexuell diskriminiert werden.
Sei es wie es sei, die Rolle wurde nun mit Javicia Leslie besetzt, einer Frau mit dunkler Hautfarbe und außerordentlicher Schönheit, die angeblich bisexuell ist und damit automatisch (?) zur LGTBQ-Community (take me to your leader) gehört und das wohl auch beweisen konnte. Mich persönlich würde sehr interessieren, wie sie das gemacht hat. Gibt es da eine spezielle ID-Card in den Staaten? In meiner Branche und dadurch zwangsläufig auch im Freundes- und Bekanntenkreis gibt es vergleichsweise viele Menschen, die nicht heterosexuell sind, aber ich habe noch niemanden kennengelernt, der gesagt hat “Ich bin ein Mitglied der LGTBQ-Gemeinschaft” oder der/die/das mir erzählt hat, dass er/sie/es einen Film oder eine Serie deswegen gut findet, weil die sexuelle Orientierung der Darsteller eine andere als hetero ist. Mich persönlich hat noch nie interessiert, mit wem Künstler ins Bett gehen oder was sie sonst so in ihrer Freizeit machen. Es soll ja auch gerade seitens linkem Selbstverständnis nicht um Herkunft oder Hautfarbe gehen. Es geht um das Kunstwerk, nicht den Künstler und genau dasselbe sollte für den Cast einer Filmproduktion gelten. In den Staaten hat sich dieses Selbstverständnis inzwischen verschoben, und es kann mir keine erzählen, dass es in diesem Land und speziell in dieser Branche dabei vorrangig um humanistische Ziele geht. Es geht um Marketing und die Erweiterung der Zielgruppe.
Unter den besagten Artikel habe ich folgenden Kommentar gepostet:
“Eine „themes over content“-Serie vom Feinsten. Ich habe herzlich gelacht. Mal sehen, wie die ach so menschenfreundliche LGTBQ-Community darauf reagiert, dass Leslie „nur“ bisexuell ist. Ruby Rose wurde ja attackiert, dass sie nicht lesbisch genug sei, um die Rolle zu spielen. Der dunklere Hautton macht Leslie aber möglicherweise immun gegen derartige Anfeindungen. Es ist ihr zu wünschen, dass sie ihre Arbeit in Ruhe machen darf, ohne von diesem Mob belästigt zu werden. Bin auch mal „gespannt“, wie es dann mit der Geheimidentität klappt. Da ja nur 13 % der Bevölkerung in den USA dunkle Haut haben, ist die Chance enttarnt zu werden beträchtlich höher. Ich empfehle eine Vollmaske ;-).”
Man beachte den "Zwinkersmiley", der ja bekanntermaßen eine halb-ernste Aussage ausdrücken soll. Angesichts der oben genannten Tatsachen ein recht harmloser Kommentar meinerseits. Ganz allgemein dürfte ja jedem erwachsenen Comic-Leser klar sein, dass völlig unabhängig von der Hautfarbe nur Vollmasken eine Geheimidentität sichern können. Es ist Teil der “suspension of disbelief”, dass wir eine Brille, eine Halbmaske oder auch nur eine Augenmaske wie bei Grüne Laterne als wirksame Verkleidung akzeptieren. Den heutigen Filmemachern reicht das teilweise dann doch nicht mehr, deswegen bekam Batman in den späteren Filmen ja auch einen Stimmverzerrer, denn wer zweimal nachdenkt, der stellt schnell fest, dass gerade im Fall von Batman der Mann dahinter eben nicht irgendein x-beliebiger Mensch sein kann und mindestens als Drahtzieher schnell verdächtigt werden müsste. Im Fall der Serie “Batwoman” müsste es noch schneller gehen, denn Kate Kane ist nicht nur mit Bruce Wayne verwandt, sie taucht auch noch zur gleichen Zeit wie Batwoman in Gotham auf, sie hat einen militärischen Hintergrund, die Ressourcen, die sie zur Verfügung hat sind immens und sie ist zufällig immer vorher und nachher dort, wo auch ihr alter Ego unterwegs ist. Es kommt sehr schnell nur eine begrenzte Anzahl von Personen in Frage, bei der Hautfarbe einer Minderheit engt sich logischerweise der Kreis der Verdächtigen noch weiter ein. Letztlich aber alles keine große Sache, so ist das nun mal bei Storys über Superhelden -> “Suspension of disbelief”. Anstrengend wird es nur, wenn Leute darauf bestehen diese “Verabredung mit dem Publikum” (wie es im Theater genannt wird) als total logisch und realistisch hinzustellen...
Kurzum, mein Kommentar bekam vier “Gefällt mir” und man müsste meinen, das wäre es dann gewesen.
Aber, wie das so ist auf MP und in einem Zeitalter, in dem manche Menschen den ganzen Tag an ihrem Smartphone nuckeln, fingen nun einige User an Kommentare abzugeben, was ja auch völlig okay ist, solange zumindest ein paar dabei sind, die intelligent und sachlich sind. Leider bewegten sich sämtliche Kommentare auf niedrigsten intellektuellen Niveau. Da wurde behauptet, dass eine Vollmaske nicht nötig sei, denn die Halbmaske von Batwoman würde perfekt ihre wahre Identität verbergen, da wurde gesagt, es sei “absurd” anzunehmen, dass die Hautfarbe einer Minderheit die Bewahrung der Geheimidentität zusätzlich erschweren könnte und schließlich verstieg sich ein User gar zu der diffamierenden Behauptung, dass aus meinem Kommentar “Minderheitenfeindlichkeit” ablesbar wäre.
Was daran so bedenklich ist, ist nicht die Tatsache, dass manche User auf MP ihre Duftnote überall abgeben müssen, obwohl sie die betreffende Serie gar nicht geschaut haben, es ist nicht die Tatsache, dass Serien zu einer Ersatz-Religion geworden sind, die von ihren Fans bis zur Absurdität verteidigt werden (ich erinnere mich noch mit Schaudern an die Grabenkämpfe zur unsagbar schlechten 8. Staffel von GoT), es ist auch nicht die Tatsache, dass es auf Moviepilot User gibt, die sich ihren Account offensichtlich nur erstellt haben, um andere User gezielt zu diffamieren oder um bestimmte Serien in der Wertung zu pushen, das alles ist nun mal die bittere Pille, die es auf Plattformen im Internet immer zu schlucken gibt. Nein, das Bedenkliche ist, dass das sexistische Verhalten der Produktionsfirmen weder den Verfasser des o. g. Artikels noch irgendeinen der Kommentatoren interessiert hat. Es ist offensichtlich nicht nur völlig okay, dass hier Schauspielerinnen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert bzw. bevorzugt werden, nein, es wird stattdessen sogar in den Kommentaren krampfhaft nach “Minderheitenfeindlichkeit” gesucht, wenn es jemand wagen sollte, auf diese Tatsache oder etwa die Hautfarbe der neuen Darstellerin in Zusammenhang mit dem Thema Geheimidentität einzugehen.
Man stelle sich vor, dass eine Produktionsfirma ankündigt die neue Serie “Wonder Man” nur mit einem Schauspieler besetzen zu wollen, der nachweislich heterosexuell ist, der das Kostüm von "Wonder Woman" überzieht dann im Trailer etwas sagt wie "her dress is perfect when it suits a man"... Zehn Sekunden nach einer derartigen Ankündigung würden die “sozialen” Medien überfließen vor Hass. Nicht so in diesem Fall. Nachdem Harvey Weinstein endlich seine verdiente Strafe bekommen hat, geht es heterosexuellen Schauspielerinnen in Hollywood offenbar wieder so gut, dass so ein bisschen revanchistische sexuelle Diskriminierung nicht schadet. "Der Zweck heiligt die Mittel", wie die Kreuzzüglerin zu sagen pflegt.
Während uns Corona einen Einblick in die intellektuellen Abgründe des rechten Randes beschert, erleben wir anhand dieses Beispiels wie sehr die richtige und wichtige Bewegung der Anti-Diskriminierung zunehmend von pseudo-linken, bigotten Revanchisten unterwandert wird, deren hervorstechendste Eigenschaften Selbsterhöhung, Rache, Lobbyismus, die Diskreditierung von Künstlern und der eklatante Mangel an Intellektualität sind und deren revanchistisches Treiben dem angeblichen Ziel ihrer Bemühungen zunehmend Schaden zufügt. Und egal wie übel es von Links bzw. Rechts stinkt: Die Mehrheit schweigt und duckt sich weg, denn da wo ´33 die SA an die Tür geklopft hat, da lauert heute die (teil-)gesellschaftliche Ächtung per Internet-Mob. Ein Mob, hinter dem theoretisch noch nicht mal eine signifikante Anzahl realer Personen stehen muss, da es den Medien reicht, wenn von den 1000 Kommentaren unter dem Post eines Transsexuellen drei Stück diskriminierend sind, um festzustellen, wie schlecht es um die Welt steht. Wer mediale Aufmerksamkeit braucht, der kann diesen Mob inzwischen perfekt steuern, denn er reagiert so berechenbar wie der Pawlow´sche Hund. Bestimmte Stichwörter reichen völlig und um die Welt eines Menschen wird ein Scheiterhaufen errichtet, den keine Rechtfertigung oder Entschuldigung zum Erlöschen bringen kann. Verkauft wird das als "Weltverbesserung" und bestimmte Meinungen, Worte oder aus dem Zusammenhang gerissene Sätze machen aus Leuten "Untermenschen", die jedwede Bösartigkeit verdient haben.
Für die Film -und Fernsehbranche bedeutet eine erstarkte linksidentitäre APO im Internet eine Politisierung sämtlicher vergangener und kommender Werke. Anstatt Bewältigung, Konflikt und Auseinandersetzung gibt es Zensur und Korrektur. Wer diese Entwicklung als Fortschritt feiert, dem ist wirklich nicht zu helfen und der hätte sich wohl auch unter religiösen Fanatikern, Jakobinern, Faschisten und Stalinisten bester Gesundheit erfreut. Der Witz dabei: Die AfD fordert dasselbe für Theaterhäuser, denn dort werden angeblich zu viele traditionelle, "heimatliche" Werte mit Füßen getreten. Angeblich treffen sich links und rechts ja nicht hinter dem Baum, ich bin mir indessen nicht mehr so sicher.
"Die Schere im Kopf" verwandelt Kino und Fernsehen schon jetzt in einen Brei, der aufgrund seiner Belanglosigkeit und allgemeinen Verträglichkeit wie Haferschleim konsumiert wird und in etwa genauso spannend ist. Die angebliche gesellschaftliche Gefahr, die von einem Film wie "Joker" ausgeht (einem der wenigen bemerkenswerten Filme der letzten Jahre), wird indessen monströs aufgeblasen und Filme wie "Fightclub" könnten heute wahrscheinlich gar nicht mehr gemacht werden. Würde Game of Thrones dieses Jahr starten, dann hätten sich die Macher schon nach Staffel 1 einer Reihe von Shitstorms gegenüber gesehen und die Serie hätte wohl nie die qualitative Höhe erreicht, die sie zumindest bis zur vierten Staffel halten konnte.
Immerhin, Heath Ledger (er ruhe in Frieden) durfte seine Preise als Bester Schauspieler 2005 für seine Rolle in Brokeback Mountain noch unbeeinflusst von Bessermenschen und “Click-Baitern” entgegennehmen. Die Gnade der frühen Geburt.
Ich wünsche mir eine Zeit, in der nach Qualität geschrieben und besetzt wird und nicht nach den politischen Bedürfnissen und persönlichen Befindlichkeiten von Leuten, die selber nichts leisten und sich vor allem durch geifernde Kommentare bei FB, Twitter und Co. auszeichnen und die damit tatsächlich zu maximal profitgierigen Produzenten durchdringen, die immer alles unter einen Hut bekommen wollen bzw. die nur zu bereitwillig eine schlechte Serie mit der Tarnfarbe “Diversität” überstreichen, um zumindest irgendeine Relevanz für ihre Produktion zu behaupten oder ggf. einer “toxic fandom” die Schuld für niedrige Quoten geben können.
P.S.
Dieser Blog dient vorrangig meiner eigenen Katharsis und die Zustimmung oder Ablehnung von Lesern ist mir nicht besonders wichtig. Ich behaupte hier auch keine Wahrheiten oder bestehe darauf im Recht zu sein. Wenn ich Denkanstöße liefern kann, dann ist mir das völlig ausreichend und die, die mich hier auf MP kennen, wissen, dass ich sachliche Argumente und Wissenswertes immer gerne lese und kommentiere, mich bei allzu großem Schwachsinn aber auch sehr aufregen kann.
Sollten sich indessen bestimmte User, die sich hier sicherlich angesprochen fühlen, nicht von einem abwertenden Kommentar abhalten lassen, dann kann ich das nicht ändern. Dasselbe gilt für Leute, die sich aus diesem langen Text mit dem Skalpell eine einzige Formulierung herausschneiden, den Rest geflissentlich ignorieren und dann eine Diskussion aufblasen wollen oder daraus gleich meine komplette Weltsicht ableiten möchten (ein Verhalten, das längst zum Standard der Online-Kommunikation geworden ist). Ich werde Kommentare dieser Art ignorieren. Meine Geduld reicht nur so weit wie Dummheit und Anmaßung gewisse Grenzen nicht überschreiten. Ich habe für derlei User nur noch Profanität übrig, die ich mir auf dieser Ebene zukünftig ersparen möchte, obwohl es mir tatsächlich sehr schwerfällt ein Kind nicht beim Namen zu nennen.