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Willkommen zu Hause

11.11.2017 - 09:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Last Action Hero
Columbia TriStar
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Dieser Artikel ist ein Community-Beitrag, der im Rahmen unseres Schreibwettbewerbs Mein liebster Kinomoment entstanden ist.

Im Kino zu sitzen ist für mich stets ein Erlebnis. Ob der Film nun begeistert, oder nicht. Doch mein Lieblingskinomoment beginnt - jedes Mal aufs Neue - bereits vor der eigentlichen Vorstellung und ist dann auch schon bald wieder zu Ende...

"Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der Eine ist gestern, der Andere ist morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Lieben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist." Dalai Lama

In unserer schnelllebigen Zeit beschäftigen wir uns zwangsläufig viel mit der Vergangenheit und der Zukunft. Wir grübeln noch lange über Ereignisse, die bereits nicht mehr zu ändern sind und machen uns Gedanken über die ungewisse Zukunft. Das ist auch wichtig, denn nur so entwickeln wir uns weiter und sind überlebensfähig. Trotzdem wissen wir, dass Dies auch Stress erzeugt und wir nur im Hier und Jetzt unser Glück finden können. Nur so gewinnt das Leben wirklich an Wert.

Mein liebster Kinomoment beschreibt nicht eine besondere Situation während eines Filmes, sondern vielmehr den einen Moment vor jeder Vorstellung, in dem sich dieses wertvolle Gefühl einstellt. Wenn ich mit Freunden ins Kino gehe, stehen wir vor dem Schalter in der Schlange und vor dem Kinosaal dann erneut. Viele Menschen reihen sich um uns herum. Gemurmel umhüllt uns. Aufregung ist zu spüren, aber auch der Ärger des Alltags, Frust, Freude und/oder Gleichgültigkeit. All die Gefühle, die das Leben ausmachen, verkörpert durch Mimik und Gestik. Hin und wieder schnappe ich einzelne Wörter auf, bin aber eigentlich gedanklich bei meinen Freunden, wo es gerade darum geht, den ersten (und dringendsten) Schwall an vergangenen Ereignissen los zu werden. Und dann geht es endlich los. Wir stehen in der Regel recht weit vorne in der Schlange. Mein Ticket wird abgerissen und ich mache mich auf den Weg in den Saal. In diesem Moment fallen all die Gedanken von Vergangenheit und Zukunft von mir ab. Vor mir ist niemand, hinter mir wird gerade das nächste Ticket abgerissen. Für kurze Zeit bin ich allein. Ruhe kehrt ein.

Die leisen Klänge der zum Film in der Regel passenden Popmusik begrüßen mich. Der Vorhang umhüllt noch die verheißungsvoll leere Leinwand. Eine kindliche Vorfreude gewinnt die Überhand. Sie ist manchmal so groß, dass sie mich in diesem kurzen ungesehenen Moment hüpfen, zumindest aber erfreut grinsen lässt. Der Kinobesuch gleicht noch Schrödingers Katze (bekannt aus TBBT), die in einer verschlossenen Box, in die man nicht hineinsieht, entweder tot oder lebendig sein kann. Ich habe den Film noch nicht gesehen, also kann er beides sein: eine bodenlose Enttäuschung oder gute Unterhaltung, bestenfalls lebensverändernd. Das ist natürlich selten. Doch in diesen 20 Sekunden ist das nicht wichtig, denn ich freue mich einfach nur darauf, das neueste Werk eines gewissen Filmschaffenden zu sehen oder die zuvor gelesenen Worte aus einem Buch visuell die Leinwand erobern. Es kann auch die Fortsetzung einer bereits bekannten Geschichte sein oder ein Film, von dem ich nichts weiter weiß, als dass er einen beeindruckenden Trailer hat. Die Gründe, warum es ein Film schafft, uns ins Kino zu locken, sind recht unterschiedlich. Doch dieser eine Moment ist für mich stets gleich.

Ich denke dann auch nicht darüber nach, warum ich gerade hier bin, sondern ich bin es einfach. Und das ist gut so; so unkompliziert und einfach wie sonst nur wenig im Leben. Es ist wie nach einem langen und harten Arbeitstag (auch "Leben" genannt) nach Hause zu kommen, bevor man sieht, dass ein Haufen Hausarbeit ansteht. Mein besonderer Kinomoment endet, sobald ich an meinem Sitzplatz angekommen bin, den durchgesessenen Sitz unter mir spüre und die Popcorn meiner Vorgänger unter meinen Schuhsohlen kleben. Meine Freunde nehmen neben mir Platz. Der Raum füllt sich und das Gemurmel nimmt wieder zu. Die Vorfreude ist immer noch da, doch ich verlasse diesen wohligen Moment ganz bei mir und bin bereit, für das, was mich erwartet. Ein ca. 2-stündiges Abenteuer.

Das ist Kino. Es holt uns ins Hier und Jetzt und lässt uns gleichzeitig in eine andere Welt entfliehen. Hier finde ich mein Glück. Für einen kleinen, wertvollen Moment.

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Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Sponsoren. Hier erfährst du alles zum Prozedere des Schreibwettbewerbs und den Preisen. Eine Übersicht aller Texte des Schreibwettbewerbs findest du hier.

Denk daran: Stimme ab für Deutschlands Lieblingskino 2017!

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