Zugegebenermaßen stellte die sechste Staffel von HBO’s True Blood bisher ein streckenweise relativ durchwachsenes Sehvergnügen dar. Der Handlungsstrang rund um Sam Merlotte und seinen Zwist mit dem Wolfsrudel beispielsweise war an Belanglosigkeit kaum zu überbieten und hinterließ bei mir nicht weiter als ein müdes Gähnen. Episoden wie Life Matters wiederum sind genau der Grund, weshalb ich diese Serie voller Trash, Kitsch und Selbstironie so liebe. Hier wurden einige der brutalsten und blutigsten Szenen der Staffel, wenn nicht sogar der gesamten Serie, einer sensiblen und ehrlichen Trauerfeier gegenübergestellt. Dabei wirkt kein abgehackter Kopf, keine ergreifende Zeile fehl am Platze und schafft so aus der vorletzten Episode die gelungenste der aktuellen Staffel.
Was passiert: Der Tag der Abrechnung ist angebrochen im Vamp Camp. Nachdem Eric (Alexander Skarsgård) dem gefesselten Warlow ein bis zehn Liter Blut ausgesaugt hat, kann er nun bei Tageslicht seinen großen Angriff auf das Vampir-KZ starten. Wie es sich für einen waschechten Wikinger gehört, kennt er dabei keine Gnade und zerreißt jeden in Stücke, der einen Puls hat. Die ein oder andere abgerissene Hand nutzt er schließlich, um sich Zugang zu den einzelnen Abteilungen zu verschaffen und die eingesperrten Vampire zu befreien. Im Rausch der Freiheit drehen die Blutsauger den Spieß um und knöpfen sich einen Wissenschaftler nach dem anderen vor, die sie nun mit ihren eigenen Experimenten quälen, bevor sie sie bis auf den letzten Tropfen aussaugen. Eric wiederum findet auf der Suche nach seinem Schützling Pam (Kristin Bauer van Straten) den völlig blutleeren und verletzten Jason in einer der Vampirzellen. Er verabreicht Sookies Bruder einen kräftigen Schluck Vampirblut (auf Jasons kommende homoerotische Träume sind wir jetzt schon gespannt) und schon hüpft dieser putzmunter und voller Energie durch die Gänge der Knasteinrichtung, um den Rest der Vampirsippe zu suchen. Auf dem Weg sammelt Eric ganz nebenbei noch den hauseigenen Therapeuten ein, den er Pam als Leckerli überreichen will.
Sarah Newlin ist derweil drauf und dran, wenigstens einige der gefangenen Vampire zu grillen. Mit einem kleinen Gebet auf den Lippen öffnet sie das Deckenfenster und lässt somit Sonnenlicht in den Raum, wo Jess und Co. bis dato verharren mussten. Doch Bill (Stephen Moyer) ist ihnen bereits zur Hilfe geeilt und lässt alle Vampire von seinem Blut trinken, damit die Sonne ihnen nichts mehr anhaben kann. Auch wenn er bei diesem selbstlosen Akt beinahe selber den Löffel abgibt, geht sein Plan auf und nur Minuten später springen alle unsere lieb gewonnenen Blutsauger lachend im Sonnenlicht umher, während sie die vergifteten TruBlood-Reserven zerstören. Alles scheint sich zum Guten zu wenden und selbst Jason lässt Gnade walten, als er Sarah Newlin davon kommen lässt. Nur Eric scheint der Sieg nicht glücklich zu machen und so flattert er vor Pams Augen davon.
Parallel zu diesem blutigen Szenario wird uns der ergreifende Abschied von Terry Bellefleur gezeigt. Zu seiner Beerdigung gedenken einige seine Freunde der ersten Begegnung mit dem sensiblen Ex-Marine und teilen sie in einer Rede den übrigen Trauergästen mit. So sehen wir in Rückblenden, wie sich ein eingeschüchterter Terry aus seinem Waldversteck traut und eine Freundschaft mit Sam Merlotte beginnt oder wie Lafayette ihn auf behutsame Weise in den Arbeitsalltag einführt. Die bewegendste Rede hält Sookie (Anna Paquin), die sich an Terrys Gedanken erinnert, als er zum ersten Mal Arlene begegnet. Mit dem Wissen, dass Terry sie vom erste Tag an geliebt hat, findet auch Arlene endlich die Kraft, Abschied zu nehmen.