Wissenschaftler hält Avatar für pervers

02.03.2010 - 08:55 Uhr
Avatar
20th Century Fox
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Der renommierte deutsche Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit, vielen bekannt durch seine Bücher zu Männerphantasien, hat sich zu Avatar geäußert. Dabei ist leider nichts Neues rausgekommen.

Manchmal empfinde ich Mitleid mit Avatar – Aufbruch nach Pandora: Da hat der Film jeden Rekord an den Kinokassen gebrochen, befindet sich auch auf der Oscar -Siegesstraße kurz vor dem Ziel (wir werden am Sonntag wissen, was er erreicht hat) und dann das: überall Neid, Häme, Kritik und … Über-Interpretation seitens der Wissenschaft. Wir hatten ja bereits berichten, dass die amerikanischen Rechten den Film angegriffen haben, dass Avatar – Aufbruch nach Pandora wohl auch in der Zukunft mit dem Rassismus-Vorwurf leben muss und dass sogar ganz konkrete moralische und technische Fragen aufkommen, denn nach einem Filmbesuch hat ein Zuschauer Selbstmord begangen. Die Realität schlägt also zurück auf den Film, denn nun ist Avatar – Aufbruch nach Pandora auch noch pervers.

Nun hat sich der renommierte deutsche Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit, der dem einen oder anderen durch seine Abhandlungen zu Männerphantasien bekannt sein dürfte, im aktuellen Spiegel zu Avatar – Aufbruch nach Pandora geäußert und ein Essay unter dem Titel “Menschliche Drohnen” verfasst. (Online ist der Text leider nicht verfügbar.) Der Wissenschaftler ist gar nicht entzückt über den Blockbuster, der alle Rekorde schlägt. Seine Argumentation orientiert sich an der klassischen Technik-Kritik: Die 3D-erzeugten Bilder von Avatar – Aufbruch nach Pandora würden das kritisieren und bekämpfen, was sie selbst sind, eine zutiefst imperialistischste Technologie. Genau in diesem Sinne sei der Film pervers.

Natürlich hat der Mann nicht ganz unrecht: Avatar – Aufbruch nach Pandora greift auf die wohl beste und aktuellste Technologie zur Bildproduktion zurück. Dazu kommt, dass der Film unverhohlen eine Utopie feiert, die eben ohne diese Technologie auskommen würde und eine bessere Welt suggeriert. Der Widerspruch liegt also auf der Hand, ebenso jener, dass Avatar – Aufbruch nach Pandora eine Geldmaschine ist und genau dies an der menschlichen Natur im Film kritisiert. Die Utopie einer selbstlosen, gerechten Gesellschaft geht zugleich auf im aktuellen, weltweiten Konsum: Blau geschminkte Avatar-Jünger erobern die Welt. Pop hat eigentlich nie anders funktioniert. Ist Pop deswegen pervers?

Das alles sollte bitte nicht überbewertet werden: James Cameron hat einen Film gemacht und kein philosophisches Manifest geschrieben; er hat seiner Phantasie freien Lauf gelassen. Manchmal ist es vielleicht besser, wenn wir unsere etwas zurückhalten.

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