Woody Allen verzaubert mit Midnight in Paris die Zuschauer

12.05.2011 - 09:30 Uhr
Marion Cotillard und Owen Wilson in Midnight in Paris
Sony Pictures Classics
Marion Cotillard und Owen Wilson in Midnight in Paris
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Eröffnungsfilme haben es in Cannes traditionell schwer. Doch Woody Allens Midnight in Paris erwies sich gestern als leichtfüßige Liebeserklärung an die Stadt der Liebe, welche nicht nur die Franzosen betörte.

Gestern wurde zum 64. Mal das Festival Cannes eröffnet und Hanns-Georg Rodek sah mit Midnight in Paris von Woody Allen den “idealtypischen Eröffnungsfilm”. Der Film sei der “gewordene Traum vieler Menschen, die am liebsten in einer anderen Zeit lebten.” Denn Midnight in Paris entführt die Zuschauer und Hauptdarsteller Owen Wilson in die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Owen Wilson spielt einen Drehbuchautor aus Hollywood, der zu Besuch in der französischen Hauptstadt ist. Bei einem nächtlichen Spaziergang gerät er in eine andere Zeit, trifft auf die Größen des Surrealismus und die Verlorene Generation, auf Luis Buñuel, Salvador Dalí und Ernest Hemingway.

Die Kritiker scheinen sich einig über diesen Eröffungsfilm. Viele attestieren Woody Allens neuem Film eine sommerliche Leichtigkeit, doch Anke Westphal entdeckt noch ein bisschen mehr: “Midnight in Paris befragt aber nicht nur unser Verhältnis zur vergehenden Zeit, sondern auch viele Seiten des französisch-amerikanischen Verhältnisses: den ungebrochenen, heimlichen Neid der neuen Welt auf die Kultur des alten Europa und deren romantische Verklärung, eingeschlossen den Kult um die sogenannten „Expatriates“, die Pariser Exil-Amerikaner der 1920er.”

Verena Lueken sah diese Leichtigkeit in der FAZ etwas kritischer: “Die Dialoge treffen, wie auch die Bilder, jedes Klischee. Dennoch hatte man den Eindruck, dass die Zuschauer im Festivalkino das für durchaus geistreich hielten. Eine Liebeserklärung an Paris (noch eine!) nannten das die Festivalmacher und Woody Allen selbst, was nicht verkehrt ist für eine seicht unterhaltsame Eröffnung, die Lust darauf macht, dass es endlich losgeht mit Filmen, in denen wir eine Ahnung davon kriegen, worauf es ankommt.” Für den Guardian dämpft Peter Bradshaw die Begeisterung und setzt Midnight in Paris in den Kontext von Woody Allens bisherigen Filmen: “Es ist offensichtlich, dass die französische Hauptstadt nun zur Liste von Metropolen gehört, die Woody Allen verehrt und über alle Maßen umschwärmt. Sein neuer Film ist ein Appetithäppchen, das das Festessen in Cannes eröffnet: sporadisch unterhaltsam, leicht, oberflächlich, ein Eigenplagiat.”

Doch insgesamt hat Woody Allen den Geschmack der Kritiker und Zuschauer getroffen. So schließt der Standard mit einem hoffnungsvollen Ausblick für das gerade eröffnete Festival: “Dass der leichtfüßige Film dann nicht nur der Nostalgie das Wort redet, sondern für einen selbstbewussten Umgang mit dem Reichtum der Vergangenheit plädiert, lässt sich zudem als gutes Motto für die nächsten zehn Festivaltage in Cannes gebrauchen: Mögen viele Filme kommen, in denen es schöpferische Zusammenführungen gibt!”

Den aktuellen Entwicklungen beim Festival in Cannes könnt ihr beim täglichen Pressespiegel von film-zeit.de folgen.

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