“Das Kino ist das Lagerfeuer der Moderne” sagte der Drehbuchautor William Goldman (Die Unbestechlichen, Der Geist und die Dunkelheit) befragt zum status quo des Hollywood-Blockbusters im Jahr 2001 (Spiegel). Sein damaliges Fazit zum zurückliegenden Kinojahrzehnt war vernichtend: Die Studios setzen auf groß budgetierte Filme mit Starensembles, die weniger daran interessiert sind, eine gute Geschichte zu erzählen als das große Geschäft zu machen. Schuld daran seien die Studios selbst, die nicht mehr von einem visionären Studioboss geleitet werden, sondern von Angestellten, die nur so lange bleiben wie der finanzielle Erfolg anhält. Heute, mehr als ein Jahrzehnt später, hat sich das Problem verschoben. Großproduktionen mit einem Budget von bis zu 200 Millionen US-Dollar setzen auf eine gigantische Special-FX-Show bei simpel gestrickter Handlung. Den Grund dafür sieht die Produzentin Lynda Obst an der Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Denn Hollywood produziert nicht mehr in erster Linie für den Heimmarkt, sondern für den internationalen Markt, insbesondere China, das sich zum zweitgrößten Filmmarkt der Welt entwickelt hat (Vulture).
Expansion nach Asien
Hollywood macht mittlerweile 80 Prozent seines Profits im Ausland und nur noch 20 Prozent auf dem Heimmarkt. Das ist eine Umkehrung der früheren Verhältnisse und erfordert eine ganz andere Publikumsorientierung. Denn das internationale Publikum legt weniger Wert auf eine innovative Geschichte als auf ein umwerfendes Spezialeffektegewitter. Die finanziellen Flops des so genannten “Summer of Doom” (The Guardian) Lone Ranger, After Earth, Pacific Rim und White House Down fielen in den USA bei den Zuschauern durch. International spielten sie immerhin ihre Produktionskosten wieder ein. Lone Ranger etwa machte auf dem Heimmarkt zwar nur einen Gewinn von 89 Millionen US-Dollar bei einem Budget von geschätzten 250 Millionen, auf dem internationalen Markt brachte der Western von Gore Verbinski aber über 171 Millionen (Box Office Mojo).
Die drei weiteren Filme haben sogar Gewinn eingefahren. Pacific Rim hat bei einem geschätzten Produktionsbudget von 190 Millionen über 305 Millionen international eingespielt (Box Office Mojo). Auch wenn so hoch budgetierte Filme heute schon in die Milliarden gehen müssen, um profitabel zu sein (wie etwas der finanziell erfolgreichste Film des Jahres Iron Man 3), zeigt sich doch aus der Differenz von Heim- und ausländischem Markt, in welche Richtung sich Hollywood wenden muss, um wieder profitabel zu werden. Die Flops des Jahres waren eigenständige Filme, die nicht eingebettet waren in ein größeres Erzähluniversum. Lynda Obst sieht den klaren Grund für den Trend zu Sequels und den Franchise-Formaten darin, höhere Wiedererkennungswerte zu schaffen und Marketingkosten zu reduzieren. Das funktioniert national wie international. Die größten Publikumserfolge waren alle Teile eines Franchises oder Reboots beliebter Stoffe. Nach Iron Man 3 wird die Top 5 der erfolgreichsten Filme durch Die Tribute von Panem – Catching Fire, Ich – Einfach unverbesserlich 2, Man of Steel und Die Monster Uni komplettiert.