15 Jahre Harry Potter 6: Alle reden über Dumbledore, aber niemand über die wahre Stärke des Films

07.07.2024 - 09:00 UhrVor 4 Monaten aktualisiert
Harry Potter und der HalbblutprinzWarner Bros.
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Harry Potter und der Halbblutprinz steht für viele Fans für Snapes scheinbaren Verrat und Dumbledores Tod. Doch zeichnet sich der Film durch eine ganz andere Stärke aus.

Wenn es um Harry Potter und der Halbblutprinz geht, denken viele Potterheads womöglich zuerst an Denkarien, Horkruxe und das Duell zwischen Snape (Alan Rickman) und Dumbledore (Michael Gambon) auf dem Astronomieturm, das mit dem tragischen Tod des ikonischen Schulleiters endet. Bevor der Film diese dunkle und herzzerreißende Wendung einschlägt, zeichnet sich der sechste Harry Potter-Teil jedoch durch einen ganz anderen Tonus aus, den wir in diesem Ausmaß noch nie in der beliebten Fantasy-Reihe gesehen haben.

Denn was Harry Potter 6 neben seinen fantastischen und abenteuerlichen Elementen vor allem ist, ist eine romantische High School-Komödie. Zum 15-jährigen Jubiläum der Weltpremiere am 7. Juli 2009, wollen wir diese Lesart einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Harry Potter und der Halbblutprinz ist die RomCom der Fantasy-Reihe

Nachdem sich in Harry Potter 4 und 5 bereits erste romantische Verbindungen angebahnt haben, sprühen in Harry Potter und der Halbblutprinz nun endgültig die Funken. Egal ob zwischen Harry (Daniel Radcliffe) und Ginny (Bonnie Wright) oder dem Liebesviereck aus Ron (Rupert Grint), Hermine (Emma Watson), Lavender Brown (Jessie Cave) und Cormac McLaggen (Freddie Stroma): Die großen und verwirrenden Gefühle der Teenie-Jahre brechen im sechsten Schuljahr auf unsere Protagonist:innen herein und sorgen nicht nur für jede Menge Chaos, sondern auch für jede Menge Comedy.

Dass Teil 6 dieses für Harry Potter ungewohnte Genre erforscht, ist ein echter Gewinn. Schließlich muss die Fantasy-Reihe Teil für Teil mit ihren Figuren mitwachsen und sich immer wieder neu erfinden, um über acht Filme hinweg nicht langweilig zu werden. Obwohl es nebenbei einen dunklen Lord zu besiegen gilt, sind die zwischenmenschlichen Beziehungen für viele Jugendliche in der Hochphase der Pubertät doch immer wieder das vordergründige Thema ‒ und davon kann sich auch unser goldenes Trio nicht freimachen.

Besonders im Gedächtnis bleibt die Szene, in der Ron mit einem Liebestrank versetzte Pralinen verspeist und sich urplötzlich nach der ihm eher unbekannten Romilda Vane (Anna Shaffer) verzehrt, sodass Harry einen Rettungseinsatz mit Professor Slughorn (Jim Broadbent) starten muss. Ähnlich gelagert sind die Quidditch-Szenen, in denen Ron von Lavender und Hermine angefeuert wird und dabei eine mal mehr, mal weniger gute Figur macht. Harrys und Hermines Besuch bei Slughorns Weihnachtsparty, bei dem Hermine vor Cormacs Annäherungsversuchen flüchtet, ehe der sich auf Snapes Umhang übergibt, hätte dagegen so oder so ähnlich auch in American Pie stattfinden können.

Mit reichlich Comedy wird auch Harrys Einnahme des Glückstranks Felix Felicis versehen, unter dessen Einfluss er gemeinsam mit Professor Slughhorn Aragogs Beerdigung bei Hagrid (Robbie Coltrane) beiwohnt und diverse Slapstick-Elemente zum Tragen kommen. Harrys selten dämlicher Gesichtsausdruck ist in dieser Szene nur der Gipfel des Eisbergs, der aus Slughorns und Hagrids betrunkenem Gesang und einer absurd-tragischen Grabesrede untermauert wird.

RomCom-Elemente führen in Harry Potter 6 zum Ziel ‒ und münden im großen Fantasy-Showdown

Doch wäre es natürlich nicht Harry Potter, wenn all der Comedy nicht Ernsthaftigkeit und die Besinnung zu den fantastischen Grundlagen weichen würde. So bleibt auch uns das Lachen im Halse stecken, wenn Slughorn in ebendieser Szene wenig später von Harrys Mutter erzählt und endlich seine Erinnerungen an Voldemort freigibt. Wo die komödiantischen und romantischen Elemente uns zuerst an die Hand nahmen und die Handlung spielerisch Schritt für Schritt vorantrieben, führen sie Harry hier schließlich zu seinem Ziel.

Die Reise von Harry und Dumbledore zu der geheimnisvollen Horkrux-Höhle ist dann wieder gewohnt spannendes Fantasy-Kino, das mit Dumbledores Tod einen tragischen Abschluss findet. Und dieser kommt umso schockierender, heftiger und ‒ für Nicht-Kenner:innen der Romanvorlage von J.K. Rowling auch ‒ überraschender, da uns der Film in den 90 Minuten davor vor allem massiv am Zwerchfell gekratzt hat.

So schafft Harry Potter und der Halbblutprinz eine einmalige Balance aus Licht und Schatten, die ein perfektes Kinoerlebnis aus düsterer Fantasy- und heiterer Coming-of-Age-Geschichte hervorbringt.

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