Better Call Saul - Wir schauen Staffel 2, Folge 8

06.04.2016 - 08:55 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Better Call SaulAMC
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Lügen, Intrigen und Rache, so weit das Auge reicht. In der Better Call Saul-Folge Fifi will Jimmy wieder nur das Beste für seine Mitmenschen, doch das wird wohl wieder in die Hose gehen.

Es war wohl abzusehen, dass das nicht lange gut gehen kann. Letzte Woche war in Better Call Saul der einzige Grund, mit Hinblick auf die gemeinsame Zukunft von Jimmy (Bob Odenkirk) und Kim (Rhea Seehorn) pessimistisch zu sein, ganz einfach der, dass wir von der Unverträglichkeit ihrer Arbeitsmethoden wissen. In der 8. Episode der 2. Staffel schon weiß man gar nicht so recht, von welcher Seite die große Apokalypse zuerst einbrechen wird - es ist überall kräftig am Dampfen; ein fetter, ekelhafter Dampf, bestehend aus Enttäuschungen, Ängsten, Lügen und Intrigen. Und alles nur, weil Kim ihren ersten eigenen Klienten haben wollte.

Den hatte sie eigentlich auch schon so gut wie bekommen. Zwar mit einem Pitch, der mehr nach Jimmy als nach ihr klang ("either you fit the jacket or the jacket fits you"), doch die Leitung von Mesa Verde biss an. Ihre Glücksausbruch gegenüber Jimmy (“Paige gives me the double thumbs-up, boomp boomp, just like that!”) ist rückblickend ein echter Herzensbrecher, denn die Freude ist für kurze Dauer bestimmt. Ein entschlossener Chuck (Michael McKean) nimmt sich der Sache an und ist so motiviert, den Klienten zurück zu Hamlin, Hamlin & McGill zu holen, dass er sich ganz ohne Schutzmaßnahmen durch das Meeting quält, ein Meeting, in dem gleich mehrere moralisch gebeugte Entscheidungen zusammenlaufen.

Da ist natürlich Chuck, der wieder einmal unter Beweis stellt, dass er buchstäblich alles tut, um seinem Bruder einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sein Verhalten ist per se natürlich nicht falsch: Als Anwalt solch eines großen Kunden ist es sein gutes Recht, zumindest zu versuchen, seinen Klienten zu halten, wenn der gerade auf dem Weg zu einer Konkurrentin ist. Es ist allerdings keine rein geschäftliche Motivation, die ihn handeln lässt, sondern der schiere Unwille, Jimmy einen Erfolg im Beruf zu gönnen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Kraft Chuck aus dieser Missgunst tanken, wie weit sie ihn immer wieder vorantreiben kann.

Howard (Patrick Fabian) weiß das und nutzt genau diesen Antrieb, um Mesa Verde bei sich zu halten. Sein Respekt gegenüber Kim dafür, dass sie eine Solo-Karriere startet, erscheint vollkommen aufrichtig. Das bedeutet jedoch nicht, dass er ihr aus persönlichem Wohlwollen einen Klienten gönnen würde. Im Gegenteil. Um genau das zu verhindern, lässt er Chuck in einer Halbwahrheit, um sicherzugehen, dass dieser sich wirklich von seiner Kette löst und an die Arbeit geht. Howard erzählt ihm, dass Kim geht, um gemeinsame Sache mit Jimmy zu machen. Chuck ist fassungslos: "Kim and my brother ... partners at law" stammelt er an seinen Schreibtisch gelehnt und bekommt kein Wort der Widerrede, obwohl Howard ganz genau weiß, dass die beiden keine gemeinsame Kanzlei aufmachen, sondern sich bloß ein Gebäude teilen. Er weiß ganz genau, welche Knöpfe er damit drückt und hat natürlich Erfolg.

Chuck reagiert in Fifi den Erwartungen entsprechend und bewegt sich innerhalb seines moralischen Kosmos vollkommen im grünen Bereich, denn, so verabscheuungswürdig und abstoßend er auch agiert, für ihn ist es, ganz im Gegensatz zu Jimmy, keine persönliche Sache. Chuck sieht sich schließlich als eine Art Kreuzritter für das Gesetz, gewillt, es mit allen Mitteln zu schützen. Jimmy ist aus rechtlicher Sicht gesehen ein Schandfleck in der Welt der Anwälte, er beschmutzt den ehrwürdigen Code der Juristen und muss somit gestoppt werden. So gesehen ist es eine verständliche Reaktion, weil sie sich nicht gegen Jimmy McGill als Menschen, sondern gegen Jimmy McGill als Anwalt richtet. Spätestens, als er auf seiner Couch aufwacht und seinen Bruder bei sich sieht, wird das durch selten ehrliche Worte deutlich: "Thanks for staying with me. I know we have our issues. But if things were reversed, I hope you know that I would do the same for you."

Doch da ist es natürlich schon lange zu spät, Jimmy hat den nächsten Schritt seines persönlichen Kalten Krieges schon lange getätigt und die Adressen in den Mesa Verde-Akten verfälscht. Welches Ausmaß dieser Eingriff annehmen wird, erschließt sich bislang noch nicht, doch da Chuck im Meeting ausdrücklich betonte, dass jeder noch so kleine Fehler katastrophale Konsequenzen haben könnte, dürfen wir wohl davon ausgehen, dass da noch ordentlich was passieren wird. Den größten Einfluss dürfte seine Rache letzten Endes jedoch ohnehin auf seine Beziehung zu Kim nehmen. Unwahrscheinlich, dass sie auf ewig im Unwissenden darüber bleiben wird, selbst wenn es nicht dazu führt, dass sie Mesa Verde letzten Endes wieder für sich gewinnen wird. Denn wenn sie eine Sache klar und deutlich formuliert hat, dann ist es ihre Abneigung gegenüber Jimmys farbenfrohen Praktiken und seiner Tendenz, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. In dieser Form könnte das ein unverzeihlicher Vertrauensbruch sein.

Aber Rache ist halt geil, prostet Mike (Jonathan Banks) rüber und steckt ein paar Nägel in den Schlauch, während auf dem Apparat His Girl Friday flimmert. Abgesehen von dieser im Kern steckenden Mentalität ihrer Handlungsstränge lassen sich jedoch kaum Gemeinsamkeiten finden. Mike handelt aus purem Selbstschutz, nicht nur für sich, sondern vor allem für das Wohlergehen seiner Familie. Er lässt sich Zeit, beobachtet Hector Salamanca bei seinem Treiben und handelt dann weniger hitzköpfig als durchdacht. Und, der für die Zukunft vielleicht gravierendste Unterschied: Mike handelt im Verborgenen, er ist nicht viel mehr als ein Schatten im Auto, ein ebenso zuverlässig wie geräuschlos tickendes Uhrwerk. Jimmy hingegen ist laut und vulgär und er wird noch mehr Krach machen, wenn er endlich bei Chucks Niedergang applaudieren darf. Das sieht wirklich böse aus.

"Pop-Pop's a grown-up. And grown-ups get to be stupid."

Notizen am Rande:

- Jimmy half seinem "Kriegsveteran" einst offenbar aus einer seiner Lieblingsstraftaten heraus: "Public masturbation. Total bullshit." Bei seinem ersten Auftritt in Breaking Bad geht er ebenfalls davon aus, dass Badger mit dem Problem zu kämpfen hat.

- Wiedermal ein ganz großes Cold Opening, inklusive beeindruckender Planfahrt und einem Score im Stile von Jonny Greenwood. Dass ich dabei ein bisschen an Im Zeichen des Bösen denken musste, kann auch kein Zufall sein. Ich hoffe jedoch inständig, dass die Fahrt von zwei Studenten auf einem Rollstuhl durchgeführt wurde.

- Auch die Montage von Jimmys Arbeit im Copyshop war ein wahrer Genuss und auch hier spielte der Soundtrack eine zentrale Rolle. Ab in die Dauerschleife damit. 

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