Douglas Trumbull - Von 2001 bis zum Tree of Life

28.01.2012 - 09:01 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Douglas Trumbull wird beim Oscar 2012 für sein Lebenswerk geehrt.
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Douglas Trumbull wird beim Oscar 2012 für sein Lebenswerk geehrt.
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Der Mann hinter den Effekten von 2001 – Odysse im Weltraum wird bei der diesjährigen Oscar-Verleihung den Ehrenpreis bekommen. Douglas Trumbull hat aber noch nicht genug vom Filmgeschäft, wie The Tree of Life beweist. Ein Porträt.

Wer 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick gesehen hat, kennt auch Douglas Trumbull. Zumindest seine Arbeit, denn die machte ein gutes Stück vom mächtigen visuellen Eindruck aus, den der Film zweifelsohne hinterlässt. Beim Oscar 2012 wird Douglas Trumbull den Gordon E. Sawyer Award für sein Lebenswerk verliehen bekommen. Seine Mitarbeit bei The Tree of Life wurde bei den Nominierungen für die Besten Special Effects zwar nicht berücksichtigt, doch die Ehrung seines Lebenswerks kann in dieser Hinsicht entschädigen.

1942 geboren, gab ihm sein Vater bereits beste Anlagen mit. Donald Trumbull erstellte 1939 die visuellen Effekte für Der Zauberer von Oz und arbeitete auch bei Lautlos im Weltraum, Projekt Brainstorm und Star Wars im Team mit. Sein Sohn sollte diese Anlagen bestens verarbeiten.

Mit 2001 in die Zukunft schauen
Wie so oft im Filmgeschäft war es auch bei Douglas Trumbull eine Mischung aus Glück und Eigeninitiative, die ihm zum Erfolg verhalf. Für die Firma Graphic Films arbeitete er einen Film über die Raumfahrt mit, der Stanley Kubrick dazu veranlasste, die Firma mit der Effekterstellung für seinen Film 2001: Odyssee im Weltraum (1968) zu beauftragen. Anfangs war Trumbull nur für die Anzeigen auf den Computern im Raumschiff verantwortlich. Stanley Kubrick ließ ihm größtmögliche Freiheit und Ressourcen, die die Kreativität von Douglas Trumbull explodieren ließen. Für die psychedelische Stargate-Sequenz gegen Ende des Films entwickelte er die damals legendäre und komplexe Slit-Scan-Fotographietechnik. So entstand eine der beeindruckendsten Szene der Filmgeschichte, begleitet von täuschend echten Raumschiffmodellen. Die Discovery war aus Realismusgründen als 15 Meter langes Riesenmodell konzipiert, so dass Nahaufnahmen problemlos möglich waren. Zwar war Douglas Trumbull nicht selbst für alle Effekte in 2001 – Odyssee im Weltraum verantwortlich, setzte aber mit seinen Ideen einen unwiderruflichen Standard im Bereich Special Effects, an denen sich spätere Filme messen mussten. Douglas Trumbull war fortan die Special Effects-Referenz für Science-Fiction-Filme.

So war er auch für die Effekte in Unheimliche Begegnung der dritten Art von Steven Spielberg und als Ersatz in letzter Sekunde auch für Star Trek – Der Film verantwortlich. In monatelanger Arbeit wurde das Modell der Enterprise erstellt, das trotz seines Detailreichtums die Kameraarbeit mit seiner relativ geringen Größe von ungefähr zwei Metern massiv einschränkte. Beide Filme sahen dank Douglas Trumbull und seiner Firma Future General dennoch bahnbrechend aus. 1981 folgte Blade Runner von Ridley Scott, bei dem er vom Weltall und den Raumschiffen Abstand nehmen konnte. Wie das komplette Gegenteil der sauberen, kalten Weltraumimpressionen aus 2001 sah die dreckige und vollgestopfte Dystopie des zukünftigen Los Angeles auch aus. Nach Vertrag blieb Douglas Trumbull bis zur Hälfte der Dreharbeiten dabei, bis David Dryer übernahm.

Vom Basteltisch auf den Regiestuhl
Zweimal wagte er sich auf den Regiestuhl, beide Male mit sehr großem Erfolg bei den Kritikern und Verlusten an der Kinokasse. Sein Talent konnte er 1971 für den Science-Fiction-Film Lautlos im Weltraum nutzen. Im Film beherbergt eine Raumstation die letzten großen Wälder der Erde, um diese vor dem Aussterben zu schützen. Um die Station vor der Zerstörung durch rücksichtslose Bürokraten zu bewahren, fliegt der Botaniker des Schiffs in die Ringe des Saturns und lebt dort fortan allein, nur begleitet von zwei Androiden. Der Film bescherte Trumbull nicht nur wegen der Effekte viel Ruhm. Zu der Zeit galt er als einer der aufsteigenden jungen Regisseure in Hollywood, der ein visuelles Meisterwerk mit nur 1 Million Dollar Budget realisiert hatte.

Die dahingehenden Ambitionen von Douglas Trumbull wurden bei seinem nächsten Regieprojekt aber wieder zunichte gemacht. Projekt Brainstorm (1983) sollte ein Film über die Manipulation von Gefühlen und Wirklichkeit werden, für die die von Trumbull entwickelte, hochwertige Kameratechnik Showscan eingesetzt werden sollte. Flashbacks wurden glasklar abgefilmt, während die normalen Szenen auch mit einer normalen Kamera gedreht wurden. So entstand der Eindruck, dass die Traumsequenzen realer sind als die “tatsächliche” Wirklichkeit. Zahlreiche Probleme verzögerten das Release des Films und sorgten für ein kommerzielles Desaster: Die Hauptdarstellerin Natalie Wood ertrank auf mysteriöse Weise bei einer Pause von den Dreharbeiten, was Metro-Goldwyn-Mayer dazu veranlasste, den Kinostart abzusagen. Nur auf massives Drängen von Douglas Trumbull wurde der Film 1983 in wenigen Kinos und mit so gut wie keiner Publicity herausgebracht. Von da an war Trumbull bei den Studios nicht mehr gern gesehen.

Rückkehr des Erfinder-Einsiedlers
Das Filmgeschäft ist so verkorkst, dass ich einfach nicht mehr die Energie habe, drei bis vier Jahre in einen Film zu investieren. Nach Projekt Brainstorm zog sich Douglas Trumbull enttäuscht in die Berkshire Hills in Massachusetts zurück. Fortan arbeitete er größtenteils an neuen Effekt- und Kameratechniken sowie Theme Park Karussels, unter anderem an Back to the Future: The Ride für die Universal Studios. Noch heute stützen sich Persönlichkeiten wie James Cameron und Peter Jackson auf die besonders für 3D-Filme attraktive Showscan-Technologie, die mit den Anstrengungen der nun interessierten Filmlandschaft endlich flächendeckende Anwendung finden könnte. Douglas Trumbull hält derweil selbst gegen digitale Effekte. Terrence Malick sprach ihn für seinen Film The Tree of Life an. Die kosmischen Schöpfungssequenzen zu Beginn des Films sollten organisch aussehen. Ich denke wir können einige der Dinge die du [Terrence Malick] willst, mit Flüssigkeiten realisieren. (Trumbull für Fox Searchlight). Mit 1000 fps (frames per second) wurden Wasser- und Farbströme mit Lichtspielereien aufgenommen, bis der Eindruck von einem lebendigen Universum entstand. Träumerisch, aber vollkommen überzeugend kommt die Sequenz im Film herüber und spricht für einen gereiften, vielleicht noch ruhiger gewordenen Douglas Trumbull.

Fünfmal wurde Douglas Trumbull für den Oscar nominiert. Dieses Jahr ist es endlich soweit, wenn auch nicht in der Kategorie der Besten Special Effects. Wir gratulieren.

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