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Eine erfreuliche Wiedergeburt - oder wie eine Legende das 21. Jahrhundert überlebte

01.04.2015 - 10:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ein verschlüsseltes Straßennetz mit dem Wichtigsten im Zentrum ;)
Sophia Rosenberger
Ein verschlüsseltes Straßennetz mit dem Wichtigsten im Zentrum ;)
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Unter all den Helden da draußen gibt es zahllose, die ihren Weg nicht alleine gehen. Sie alle haben jemanden, der ihnen auf seine Weise den Rücken deckt. Und genau für eine solche Person wird dieser Artikel eine Hommage und ein Dankeschön. Und außerdem die offizielle Wiedereinweihung meines Blogs!

Ich bin seit Jahren unglaublich großer Fan einer der lebenden Legenden des letzten Jahrhunderts. Ich liebe diese Figur seit dem ersten Film, den ich mit 12 sah, von ganzem Herzen und hänge sehr daran. James Bond.
Je mehr der Filme ich mir seit dem ersten Tag angesehen habe, desto mehr habe ich begriffen, dass James Bond ein Rezept hat, eine magische Formel an Themen und Motiven, die – zumindest in meinen Augen – erfüllt sein müssen, um von einem richtigen Bond sprechen zu können. Es gibt eine endlose Liste an Dingen, die ich stundenlang detailliert durchanalysieren könnte. Es gibt das nötige Setting, die erforderliche Agentenstory, den benötigten Superschurken, Verbündete, Bondgirls und das Team des MI6, das hinter Bond steht.

Doch unter allen wichtigen Punkten geht es mir heute um einen ganz besonderen: Den Grund dafür, dass James Bond praktisch alles überlebt. Dies ist nämlich zwar einerseits auf eine übernatürliche körperliche Zähigkeit zurückzuführen, andererseits aber auf die Person im MI6, die Bond seine Arbeit ständig erleichtert, ihn aus brenzligen Situationen rettet oder ihm Vieles überhaupt erst möglich macht. Die Rede ist vom Quartiermeister des Geheimdienstes, kurz: Q.

Das übliche Briefind vor der Mission durch Q - eine vielgeliebte Standardprozedur

Der erste Q
Q ist derjenige, der Bond mit Waffen, fahrbaren Untersätzen aller Art und jeder Menge Spielzeug ausstattet, das ihm im Kampf gegen das Böse einen riesigen Vorteil verschafft. Er trat zwar schon im ersten Film auf, doch seinen festen Platz im MI6-Heimteam hatte er wohl ab dem zweiten, „Liebesgrüße aus Moskau“, ab dem er vom unvergessenen Desmond Llewelyn verkörpert wurde, und in dem ein Spezialkoffer mit eingebautem Tränengas aus seiner Werkstatt Bond gleich einmal vor einem sicheren Ende bewahrte.

Ab da war Q fest als das Erfindergenie gesetzt. Was seine Erfindungen so besonders machte war wohl, dass sie größtenteils ziemlich übertrieben, physikalisch oft unmöglich und doch so gemacht waren, dass jeder hoffen konnte und wollte, dass so etwas eines Tages wirklich problemlos herstellbar sein könnte.
Vieles war seiner Zeit voraus und zugleich auf der aktuellen Technologie basiert, wie etwa der tragbare Peilsender in „Goldfinger“, so klein, dass er im Schuhabsatz versteckt werden konnte. Vor 50 Jahren fast noch Science Fiction, heute in jedem Handy realisiert, half er einem unfreiwillig einkassierten Bond, auf sich aufmerksam zu machen.

Doch so bescheiden fielen die Gadgets bald nicht mehr aus. Q konnte einfach alles bauen: Von Generalschlüsseln für so ziemlich jede Tür über Kreissäge-, Laser- oder Magnetuhren und Säurekulis bis hin zu Unterwasserautos und Sprengstoffzahnpasta (wie im Video so schön erklärt ;) ).

Von Funkspruchbesen und fernsteuerbaren BMWs hätten normale Actionhelden und Agenten nie zu träumen gewagt – für James Bond und Q gehörten sie zur Grundausstattung. Der Quartiermeister legte in nicht wenige Arbeiten ein britisch-schwarzhumoriges Augenzwinkern, zum Beispiel etwa bei dem „Wecker, der garantiert niemanden weckt, der ihn benutzt“ oder dem wortwörtlichen Ghetto-„Blaster“. Und ein sicheres Gefühl für Stil bewies er auch. Das wohl bekannteste Stück der Sammlung: Der Aston Martin DB5 - ebenso ein Symbol für Eleganz wie auch fast schon eine Metapher für britischen Agenten-Charme.

Der Klassiker.

Der Besuch von Q in Ms Büro oder von Bond in Qs Werkstatt wurde bald zu einem Ritual vor Antritt einer jeden Mission und begeisterte Fans hingen gespannt vor der Leinwand oder den Bildschirmen, weil sie wissen wollten, was der große Meister dem Agenten diesmal Verrücktes mitgeben würde. Die Figur des Q eroberte die Fanherzen und auch das des James Bond selbst.
Denn dem Zeitgeist entsprechend war Q die Personifikation des schrulligen, etwas eigenen alten Erfinders, wenn auch mit britischer „stiff upper lip“. Und mit dieser Art wurde Q noch mehr als nur der Mann, dessen Erfindungen so oft Bonds Ass im Ärmel des großen Spiels darstellten.
Er wurde ein Mentor, fast so etwas wie eine Vaterfigur, und ein Lehrmeister und Ratgeber. Er wurde ein Freund. Für James, für die Zuschauer, für mich.

Doch Desmond Llewelyn war schon bei Einführung seiner Figur nicht mehr der Jüngste, weshalb eine Pensionierung von Q ohnehin in Aussicht stand und in „Die Welt ist nicht genug“ dann auch umgesetzt wurde. Und dann erlitt Desmond Llewelyn 1999 einen Autounfall und verstarb kurz darauf. Ein großer Verlust im menschlichen und auch im filmischen Sinne. Das Video oben ist meiner Meinung nach (bis auf das etwas kitschige Intro) eine wundervolle Hommage an die schönsten Momente mit ihm.

Die Übergangsphase
Und wie sollte es mit Q nun weitergehen? Ein Nachfolger war bald gefunden: John Cleese alias ‚R‘, denn, wie Bond witzelte: „Folgt auf Q nicht automatisch R?“ Mit ihm versuchte man die Tradition des steifen, schrägen Kauzes von Erfinder weiterzuführen. Ich persönlich mochte den „Ersatz-Q“ ganz gerne, doch nachvollziehbarerweise waren viele Fans unglücklich. Q war zu albern geworden, ebenso wie seine Erfindungen.
Die Macher standen nämlich vor einem Problem, das über die Findung eines Nachfolgers für einen großartigen Schauspieler hinausging: Man musste James Bond ins 21. Jahrhundert herüber bringen, und mit ihm Q und seine Technik.

Mehr Fiction als Science und mehr albern als cool - zumindest für die meisten...

Vieles, was zuvor innovative neue Technologie gewesen war, war inzwischen technischer Standard. So machte man den Fehler, in übertriebene Zukunftsvisionen abzudriften – für viele brachte das unsichtbare Auto in „Stirb an einem anderen Tag“ das Fass dann zum Überlaufen. Ich störte mich nicht wirklich daran, wusste ich doch, dass die Herausforderung, vor der die Macher standen, schwer zu meistern war und man sein Bestes gab.
Aber ich kann vollkommen verstehen, was die meisten so störte. Denn auch das Bild des verrückten alten Bastlers war inzwischen mehr eine klischeehafte Karikatur seiner selbst als ein Klassiker, und die Verkörperung durch den aus Monty Python, einer absoluten (wenn auch genialen) Klamauktruppe, bekannten John Cleese machte alles eher noch schlimmer.

Ein Problemfall für sich - der "Übergangs-Q"

Das Reboot
Es kam, wie es kommen musste: James Bond bekam einen Neustart. Man fing mit Daniel Craig als neuem Hauptdarsteller bei Null an, und das auch ohne Q. Ich kam damals mit 12 Jahren furchtbar enttäuscht aus dem Kino. Niemand hatte sich an mein Lieblings-Agenten-Rezept gehalten und es gab überhaupt kein Spielzeug. Dass Q noch kommen konnte, war nicht klar ersichtlich, es sah eher so aus, als wolle man in Zukunft ganz auf ihn verzichten. In „Ein Quantum Trost“ entgleiste für mich dann alles, ich verlor fast den Glauben an James Bond. Ihn in dieses Jahrhundert zu transferieren, war wohl nicht möglich. In einer Welt, in der man alles googeln und mit seinem Handy mehr machen kann, als mit zahlreichen alten Bondgadgets zusammen, was konnte man da auch groß an zukunftsweisender Ausrüstung erfinden? Und was sollte ein klassischer Spion in einer Welt von NSA und Facebook noch zu tun haben?

Tja, wer weiß, ob du MIT Q auch in solche Schwierigkeiten geraten wärst...

Die Antwort darauf lag in der Wiedergeburt, auf die ich gewartet hatte: Skyfall. Plötzlich war alles wieder da: Verrückte Bösewichte, Miss Moneypenny, M schwang eine bewegende Rede darüber, warum gerade jetzt der Geheimdienst wichtiger war denn je und sogar der DB5 bekam eine Art Cameo.
Doch vor allem war Q zurück. In unerwarteter, aber perfekt modernisierter Gestalt: Als Computernerd, gespielt vom wunderbaren Ben Whishaw. Ein introvertierter, etwas trotziger, smarter junger Kerl, weiß Gott wie jung. Viele alteingesessene Fans waren überrascht. Für mich macht das alles Sinn.

Der neue Q bei der Arbeit

Die verqueren Genies von heute sind keine eremitischen alten Tüftler mehr, es sind die Geeks und Nerds, die die moderne Technik auseinandernehmen und weiterentwickeln und die digitalisierte Welt beherrschen.
Und die Beziehung zwischen Bond und Q erhält damit auch einen neuen Schliff, indem die Alters- und Erfahrungsverhältnisse umgekehrt werden. Jetzt ist Bond der altgediente Veteran, während Q das Bürschchen ist, das noch grün hinter den Ohren ist. Und beide ärgern einander maßlos. Was nichts daran ändert, dass die Chemie zwischen beiden herrlich funktioniert.

In Skyfall bekommt Bond auch wieder Geschenke: Auch wieder bei den Basics angefangen. Ein Sender und eine personalisierte Signaturwaffe. Mehr nicht.
Doch ich bin sicher, jetzt, wo die Macher wieder auf dem rechten Weg sind, fällt ihnen mit Sicherheit auch wieder etwas Gutes an Gadgets ein.

Es gibt so einiges, was man zurückholen und futurisieren könnte. Denn ehrlich, wir wünschen uns alle eine ganze Menge zurück: Spezialfunktionen für Autos (etwas in Richtung modernerer Waffen, aber bitte wortwörtlich auf dem Boden bleibend und ohne Unsichtbarkeit), versteckte Kleinigkeiten in Schreibutensilien und Chronographen (von Instant-Hacker-Uhren bis hin zu Passwort-Öffner-Stiften ist doch alles möglich inzwischen, oder?) und die Kleidung für 007 darf gerne auch wieder spezialgepanzert und allzweckverdrahtet werden.
Und solange sich die Macher von Hoverboards als Grundausstattung fernhalten, freue ich mich auf die neuen Ideen.

Und damit möchte ich euch für eure Aufmerksamkeit (wenn ihr bis zum Schluss durchgehalten habt) danken.

Wie geht es euch mit dem neuen Q? Ungewohnt, aber in Ordnung, oder absolut unmöglich?

Hier geht's zu allen anderen Artikel der Aktion - schaut doch mal vorbei!

Grimalkin: https://www.moviepilot.de/news/heavenly-creature-illuminatio-ex-machina-146165

chita91: https://www.moviepilot.de/news/her-die-zukunft-der-liebe-146474

SmooliEntertainment: https://www.moviepilot.de/news/wenn-die-menschheit-von-ihren-kindern-gefressen-wird-146162

Stefan Ishii: https://www.moviepilot.de/news/herrscher-der-zeit-145733

Absurda.: https://www.moviepilot.de/news/wenn-die-freiheit-trugerisch-wird-146867

Mr.English: https://www.moviepilot.de/news/vielleicht-in-zivilisierteren-tagen-146664

alex023: https://www.moviepilot.de/news/wer-sind-wir-eigentlich-wir-menschen-147038

pleasant28: https://www.moviepilot.de/news/eine-erfreuliche-wiedergeburt-oder-wie-eine-legende-das-21-jahrhundert-uberlebte-147039

Martin Canine: https://www.moviepilot.de/news/hier-bin-ich-maschine-hier-darf-ich-s-sein-145446

Friedsas: ist inzwischen auch auf seinem Blog und extrem witzig geworden ;) https://www.moviepilot.de/news/ratselhafte-briefe-147107


Das Thema für den ersten Mai: Wenn Goldfische schlecht träumen. Lasst euch was einfallen ;)


Und nun Aprilscherz beiseite - für das nächste Mal gilt das Motto: Ich hoch 2. Viel Spaß!

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