Einmal ist Keinmal - Die Retrospektive der Berlinale

15.02.2010 - 13:10 Uhr
Außer Atem von Jean-Luc Godard
Neue Visionen Filmverleih
Außer Atem von Jean-Luc Godard
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Die Berlinale hat einen Wettbewerb, geschenkt. Es gibt auch eine Spezialrubrik für den Neuen Deutschen Film – sehr lobenswert. Die wahren Leckerbissen zeigt die Berlinale allerdings in ihrer Retrospektive.

Wer glaubt, dass auf der Berlinale noch nie gute Filme liefen, wird bei der diesjährigen Retrospektive Play it again …! eines Besseren belehrt. Aus 59 Jahren Berlinale-Geschichte wurden die Höhepunkte herausgepickt und lassen so manches Cineasten-Herz höher schlagen, wenn längst verschollen geglaubte Klassiker endlich wieder im Kino zu sehen sind.

Verantwortlich für das Programm der diesjährigen Retrospektive ist der Filmkritiker David Thompson, der im Auftrag des Leiter der Retrospektive, Dr. Rainer Rother, 40 Filme aus verschiedenen Sektionen zusammengestellt hat. Bei seiner Auswahl wird auch deutlich, wie sehr sich manchmal der Blick auf Filme mit der Zeit verändert.

So lief auf der Berlinale bereits Außer Atem von Jean-Luc Godard. Nicht zuletzt dank dem extrem coolen Jean-Paul Belmondo und der hinreißenden Jean Seberg wurde Außer Atem ein Schlüsselfilm der Nouvelle Vague. Anfangs wurde er aufgrund seiner mutigen Schnitt-Technik und seiner unkonventionellen Bildsprache kritisiert, da er die damalige Technik des unsichtbaren Filmemachens auf den Kopf stellte. Statt dem Publikum eine perfekte Illusion zu bieten, weist ihn Außer Atem immer wieder darauf hin, gerade einen Film, also ein Kunstprodukt, zu schauen.

Eine weitere Perle aus den 1960ern ist Die Nacht von Michelangelo Antonioni, mit Jeanne Moreau und Marcello Mastroianni. Das Drama um ein zerrüttetes Ehepaar läuft noch am Mittwoch-Abend 22h im CineStar. Antonioni behandelt hier mit starken Bildern und einer einfühlsamen Geschichte die Frage nach der Funktion des Zwischenmenschlichen im Nachkriegseuropa. Die Ehe der Maria Braun (19.02., 21:00h) von Rainer Werner Fassbinder, Fallen Angels (21.02., 21:30h) von Kar Wai Wong und Ikiru – Einmal wirklich leben (18.02., 15:30h) von Akira Kurosawa sind weitere Klassiker der diesjährigen Retrospektive.

Auch diverse Skandalfilme der Berlinale sind im Programm. Die durch die Hölle gehen (21.02., 16:00h) von Michael Cimino, der 1979 einen Skandal mit den sozialistischen Ländern auslöste, ebenso wie der japanische Film Im Reich der Sinne (16.02., 22:00h), dem Pornographie vorgeworfen wurde.

Ein weiterer Schwerpunkt der diesjährigen Retrospektive sind Kriegsfilme, die den politischen Anspruch der Berlinale unterstreichen. Zu ihnen gehören der DEFA-Film Die Frau und der Fremde (16.02., 20:30h bzw. 19.02., 22:00h) und Der schmale Grat (19.02., 14:00h) von Terrence Malick.

Auch Klassiker von Meister-Regisseuren wie Martin Scorsese, Jacques Tati, Vittorio De Sica und Pedro Almodóvar werden gezeigt. Ein Blick in das Programm der Retrospektive lohnt sich also: Es bietet genug Leckerbissen, um hilflose Cineasten in Scharen auf die eisglatten und furchtbar kalten Gehwege Berlins zu locken.

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