Game of Thrones: So eine Blockbuster-Serie kommt nie wieder

17.01.2020 - 15:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Game of Thrones: Der Nachtkönig und Daenerys
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Game of Thrones: Der Nachtkönig und Daenerys
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Für uns zählt Game of Thrones zu den 10 besten Serien des letzten Jahrzehnts. Als TV-Blockbuster setzte sie Maßstäbe - und wird wohl ein einmaliges Phänomen bleiben.

Mit seinen 8 Staffeln begleitete uns Game of Thrones über weite Teile des zurückliegenden Jahrzehnts und wuchs mit festen Schritten zur bestimmenden Serie dieser Zeit heran. Wir aus der Moviepilot-Redaktion haben die zuletzt auch sehr kontrovers diskutierte Serie in unserem Ranking der besten Serien der 2010er auf Platz 8 gesetzt und tragen diesem Umstand damit Rechnung.

TV-Produktionen mit ausgefeilten Drehbüchern und mehrdimensionalen Figuren hatten uns bereits ein zweites Goldenes Serien-Zeitalter beschert - doch was, wenn auch noch Schauwerte hinzukommen, die sich der großen Leinwand aufdrängen?

Game of Thrones hievte das Fernsehen auf eine neue Ebene des Staunens und Erlebens, die eigentlich dem Kino vorbehalten schien. Die Macher trotzten mit Spektakel den Regeln des Peak TV, wonach selbst die besten Serien früher oder später in einer unübersichtlichen Masse verschwinden: Wenn in den letzten Jahren Game of Thrones lief, gab es daneben nichts anderes.

Game of Thrones und der Weg zum Massenphänomen

Die einmalige Erfolgsgeschichte von Game of Thrones begann 2011 und war keineswegs in Stein gemeißelt. Als einziger echter Star zu diesem Zeitpunkt zählte Sean Bean aus der Herr der Ringe-Trilogie zur Besetzung, die damals noch unerfahrenen Showrunner David Benioff und D.B. Weiss waren laut eigenen Angaben überfordert mit der Produktion der 1. Staffel.

Schwarzwasser: Die erste Game of Thrones-Blockbuster-Episode

Überzeugen konnte die Adaption zu ihren Anfängen dennoch, die 9. Episode Baelor lieferte sogar (wohlgemerkt 2 Jahre vor der berühmten Roten Hochzeit) einen der schockierendsten Momente der jüngeren TV-Geschichte. Fragt man Game of Thrones-Fans, wann sie Feuer gefangen haben, fällt in dem Zusammenhang mit hoher Wahrscheinlichkeit der Name Ned Stark.

In Staffel 2 rückte Game of Thrones mit der Folge Schwarzwasser erstmals in die Nähe eines Blockbusters, die darauf folgende Episode bannte standesgemäß fast doppelt so viele Zuschauer vor die Bildschirme wie der Pilot im Jahr zuvor. Jetzt war der Siegeszug praktisch nicht mehr aufzuhalten, das Budget und die Drachen wuchsen mit den Quoten - genauso wie die Fan-Hysterie.

Game of Thrones: Ein Serien-Blockbuster im Twitter-Zeitalter

Nicht unterschätzt werden beim Aufstieg der Serie darf das Internet, dessen Bedeutung für die alltägliche Kommunikation sowie den Konsum von Nachrichten in den 2010er Jahren noch einmal drastisch zunahm. Dank Facebook, Twitter und Co. war das Netz kurz nach einer Episoden-Premiere mit Spoilern überflutet, doch das ist nur ein unschöner Nebeneffekt einer immer stärker vernetzten Welt.

Soziale Netzwerke lieferten den perfekten Nährboden für Theorien und Memes, die nach jeder Folge so zuverlässig (und manchmal genauso nervig) wie Unkraut aus dem virtuellen Boden schossen. Die grenzenlosen Möglichkeiten des Austauschs über Kontinente hinweg befeuerten eine rege Fan-Kultur, die es in vergleichbarer Form noch nicht gab. Über die Twists aus Lost debattierten wir damals auf dem Schulhof, mittlerweile war dieser überall. Auch so wird eine Serie heute groß (bzw. noch größer).

Wenn Game of Thrones läuft, steht die Zeit still

Game of Thrones folgte dem klassischen Serien-Konzept, wonach pro Woche nur eine neue Episode erscheint und stand damit im Kontrast zur Netflix-Politik, Staffeln am Stück zu veröffentlichen. Dem Hype war der Ansatz zuträglich, denn so ließ sich die Euphorie garantiert über Wochen hinweg aufrecht erhalten. Die Fans waren stets auf dem selben Stand, jede Folge konnte gebührend vor- und nachbesprochen werden und niemand stand hinten an, weil er/sie nicht sofort die Zeit zum Bingen einer Staffel fand.

Game of Thrones mit Kit Harington

Das bedeutete zugleich: Game of Thrones wurde in Millionen Wohnzimmern synchron geschaut, unabhängig von Zeitzonen oder sonstigen Faktoren. Egal, ob es 3 Uhr nachts ist, eine neue Folge wird dann verschlungen, wenn sie kommt - schon deshalb, um gegen Spoiler aus dem Internet immun zu sein (hier schließt sich ein etwas absurder, aber wichtiger Kreis des Blockbuster-Fandoms à la Game of Thrones).

Auf ein neues Game of Thrones können wir lange warten

Die Feststellung mag abgedroschen klingen, aber Game of Thrones war das richtige Projekt zum richtigen Moment. Ein Jahr nach ihrem Ende versuchen Sender und Streaming-Anbieter, ihren eigenen Fantasy-Giganten aus dem Boden zu stampfen, aber ist ein solcher Erfolg überhaupt wiederholbar, wo die Halbwertszeiten von Serien tendenziell im Sinkflug begriffen sind?

Nur wenige von ihnen bekommen die Chance, sich über mehr als 3 Staffeln zu entfalten. Manche brennen zwar relativ heftig, aber kurz. Und wo wir immer öfter komplette Staffeln vorgesetzt kriegen, kann das Schritthalten schnell zur Belastung werden. Ebenso bezeichnend wie ironisch ist insoweit der Hype um Fleabag, der erst richtig entfachte, als die Serie schon abgeschlossen war.

Nicht zuletzt der Game of Thrones-Sender HBO sucht fieberhaft nach einem Nachfolger für sein einstiges Flaggschiff und hofft, diesen in einem Spin-off über die Targaryens gefunden zu haben. Dahinter steht die Annahme, dass vertraute Namen und Begriffe es schon wieder richten werden, doch sie ist aus Verzweiflung und Wunschdenken geboren. Realistischer erscheint mir, dass es ein zweites Game of Thrones erst einmal nicht geben wird - wie schön und schade zugleich.

Glaubt ihr an einen TV-Blockbuster nach Game of Thrones?

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