Namenlos, erbarmungslos, gerecht & ikonisch - Pale Rider

03.12.2011 - 08:24 Uhr
Heute im TV: Pale Rider
Malpaso Company
Heute im TV: Pale Rider
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In diesem Spätwestern spielt den tödlichen Prediger und säubert eine Region in den Bergen vor ökonomischer, ökologischer und moralischer Ausbeute.

Wir befinden uns irgendwo in Kalifornien, irgendwann nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Der Goldrausch ist versiegt und eine kleine Goldgräbersiedlung wird vom bösartigen Minen-Mogul Coy LaHood unterdrückt. Gerade nachdem dieser und seine Handlanger den Hund der 14-jährigen Megan Wheeler (Sydney Penny) hingerichtet haben und sie ihn betend unter die Erde bringt, reitet ein Fremder auf einem weißen Pferd an ihr vorbei in Richtung Stadt: Es ist der Pale Rider, und er wird ein paar Dinge regeln.

In seinem stilbewussten Spätwestern Pale Rider – Der namenlose Reiter mischt Clint Eastwood eine atemberaubende Landschaft, biblische Motive und seine eigene ikonische Aura und kreiert somit ein explosiv, atmosphärisches Cowboy-Erebnis. Es müssen nicht immer Steppe und Poncho sein. In Pale Rider sehen wir Wälder und Bäume in Gebirgskulisse, außerdem Clint Eastwood im Prediger-Look, und das passt richtig gut. Rätselhaft und wenn es darauf ankommt sehr erbarmungslos, arbeitet sich der namenlose Reiter durch die problematische Lage der Kleinstadt und mischt die Gangster um Coy LaHood ordentlich auf. Well, the Lord certainly does work in mysterious ways.

Wer Clint Eastwood-Filme mag, liebt Pale Rider. Für generelle Westernfans ist der Film eine erfrischende Genre-Erweiterung, die trotz aller spirituellen Zwischentöne und einem religiös enigmatischen Helden, doch immer noch sehr klassisch anmutet. Wer eigentlich weder mit Clint Eastwood, noch mit Western etwas anfangen kann, dem seien noch die über bloße Cowboy-Poesie hinausgehenden Bilder ans Herz gelegt. Gedreht in den Höhen der Sawtooth Mountains in Idaho entfaltet der Film richtige Power. Wenn der namenlose Prediger durch das Gebirge reitet und sich im Hintergrund die wunderschön mahnenden Berge einer alten Welt erheben, dann ist das Zelluloid-Magie, die über jeden Genre-Rahmen erhaben ist.

Es ist schön wie Clint Eastwood seine Western-Paraderollen à la Für eine Handvoll Dollar in Pale Rider gefühlvoll variiert. Sein Blick ist genauso hart, doch seine Sprache weniger prätentiös, menschlicher, höflicher, und gerade dadurch noch gespenstischer. Außerdem darf er Bond-Qualitäten beweisen, denn Clint Eastwood gehört zu den glorreichen Filmhelden, die einmal in ihrer Karriere dem sagenhaften Riesen Richard Kiel a.k.a. Jaws/der Beißer entgegentreten durften. Auch in Pale Rider schenkt Richard Kiel dem Gesamtfilm ein paar herrliche Szenen. Seine Körpergröße, sein sadistisch-leidender Ausdruck, seine störrische Gestik – Kiel ist eine expressionistische Bereicherung, überall.

Wer heute Nacht Lust auf einen klug inszenierten Eastwood-Western hat, der die klassischen Genre-Motive in neue Zusammenhänge bringt ohne dabei die wuchtige Wirkung außer Acht zu lassen:

Was: Pale Rider – Der namenlose Reiter
Wann: 23:00
Wo: MDR

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