Polanskis Gott des Gemetzels sorgt für Amüsement

02.09.2011 - 20:10 Uhr
Kate Winslet in Gott des Gemetzels von Roman Polanski
Sony Pictures Classics
Kate Winslet in Gott des Gemetzels von Roman Polanski
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Der zweite Tag des Filmfestivals in Venedig steht unter einem guten Stern. Roman Polanskis Theateradaption Gott des Gemetzels begeistert das Festivalpublikum und Kritiker gleichermaßen.

Es gibt diese Festivals, bei denen wir warten und warten: auf einen großen Hit, auf ein Meisterwerk oder zumindest eine erfrischende Vision auf der großen Leinwand. Alle Filme jedoch bleiben im gehobenen Mittelmaß, Langeweile macht sich breit. Beim diesjährigen Filmfestival Venedig scheint dieser Zustand glücklicherweise nicht einzutreten.

Nach dem hochgelobten Festivalauftakt mit dem Werk The Ides of March – Tage des Verrats von George Clooney, stand der zweite Tag wieder unter einem guten Stern. Dieses Mal brillierte jedoch ein wahrer Regie-Altmeister: Roman Polanski mit seinem Film Der Gott des Gemetzels. Das Drehbuch für den Film entstand aus der Vorlage des gleichnamigen Theaterstücks von Yasmina Reza.

In dem Kammerspiel lädt ein Ehepaar, bestehend aus Jodie Foster und John C. Reilly, ein anderes Paar (Kate Winslet und Christoph Waltz) zu sich nach Hause ein, weil ihre Söhne sich in der Schule geschlagen haben. Vernünftigerweise wollen sie den Streit aus dem Wege schaffen, Missverständnisse beseitigen und allen eventuellen Sanktionen vorbeugen. Was zivilisiert beginnt, wird aber schnell zu einem verbal ausgefochtenen Gefecht zwischen den Paaren, untereinander, alle gegen alle und jeder für sich. Beim Publikum in Venedig kam der Film so gut an, dass Zwischenapplaus aufbrandete, Roman Polanski hatte alle Lacher auf seiner Seite. Und auch die Kritiker sind voll des Lobes.

Mit besonders viel Wohlwollen werden von allen Seiten die Hauptdarsteller bedacht. Der Film sei „vor allem ein großes Geschenk, ja ein einziges Fest für seine exzellenten Darsteller, von denen man gar nicht sagen kann, ob sie als Ensemble brillieren oder sich permanent gegenseitig an die Wand spielen“, so drückt es Peter Zander (Welt Online) aus. Das Rennen um die Darstellerpreise wird in diesem Jahr wohl Kopf an Kopf ausgetragen.

Ein wenig Häme gilt trotz aller Begeisterung immer wieder dem Regisseur Roman Polanski. „Der Wechsel der Allianzen zwischen den vieren gerät etwas mechanisch, und genregemäß verwehrt Polanski den Figuren jede Mehrdimensionalität“, so kritisiert Cristina Nord von der taz den Altmeister, und bleibt mit dieser Aussage sehr sachlich. Andere spotten mit Vorliebe über die suboptimale Situation des Regisseurs, der mit Der Gott des Gemetzels seinen ersten Film nach der Fußfessel abliefert: „Da aus einem ins Kinoformat übertragenen Stück nicht selten ein sogenanntes Kammerspiel wird, malte man sich aus, wie Polanski dasselbe während des unlängst über ihn verhängten Hausarrests in seinem Schweizer Chalet hätte inszenieren können“, so beschreibt Anke Westphal (Berliner Zeitung) die Stimmung unter den raffzähnigen Journalisten.

Im Großen und Ganzen bleiben die Kritiken aber durchaus positiv. Ein besonders schönes Fazit formuliert Frédéric Jaeger von critic.de. Voller Begeisterung schreibt er über die verkniffene Jodie Foster, den cholerischen Christoph Waltz, die kotzende Kate Winslet und schließt schlussendlich mit den Worten: „Polanski setzt alles auf die Inszenierung der physischen Präsenz seiner Darsteller im Raum und auf deren punktgenaue Pointen. Gott des Gemetzels wird so zu einer mitreißenden Liebeserklärung an die Kunst des Schauspiels.“ Wenn das nicht vielversprechend klingt. Ob dieses Versprechen tatsächlich eingelöst wird, könnt ihr ab dem 24. November 2011 sehen, denn an diesem Tag kommt der Der Gott des Gemetzels endlich auch in unsere Kinos.

Habt ihr schon Lust auf den Gott des Gemetzels bekommen?

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