Rebellion ist wichtig für das System

31.03.2014 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Filmanalyse zu Snowpiercer
Moviepilot
Die Filmanalyse zu Snowpiercer
5
5
Die Idee, einen abgeschottenen Mikrokosmus wie in Snowpiercer zu zeigen, ist genial.

Snowpiercer von Joon-ho Bong ist einer genialer Revolutionsactionfilm mit Starbesetzung. In naher Zukunft ist ein Leben auf der Erde unmöglich geworden. Alles ist vereist, nur noch ein Zug als Arche der Menschheit rast durch die unwirtliche Gegend. Dieser Zug gehört dem Technikmogul Wilford. Die Privatisierung hat ihre höchste Stufe erreicht: die Welt ist privatisiert. Die Menschen in diesem Mikrokosmos leben in einer rigiden Klassengesellschaft. In den hinteren Wagons sind die armen Arbeiter eingepfercht und vorne schwelgen die Reichen im Luxus. Sehen wir hier ein dystopisches Zukunftsszenario oder ist dies nicht vielmehr unsere heutige Welt in konzentrierter Form?

Chris Evans spielt den Revolutionär Curtis, der diese Ungerechtigkeit bekämpfen will. Mit ihm als Anführer proben die Unterdrückten den Aufstand und drängen in die vorderen Wagons. Snowpiercer zeigt sehr anschaulich, wie man eine Revolution plant und durchführt. Schon Marx und Engels wussten, dass es vor allem auf den richtigen Zeitpunkt ankommt. Eine gute Analyse der Verhältnisse ist nötig, um zu sehen, dass die Mächtigen in Wahrheit ohnmächtig sind. Die Drohkulisse ist zwar einschüchternd, doch wenn man erst einmal zu der Erkenntnis gelangt, dass die Mächtigen zwar Gewehre, aber keine Munition mehr haben, kann die Revolution beginnen.

Nun ist Joon-ho Bong aber zu klug, um einfach eine lineare Revolutionsgeschichte zu erzählen. Denn letztlich ist jeder Revolutionär durch Macht korrumpierbar. Seit langem herrscht die Ideologie im Westen vor, dass es zu unserem System keine Alternative gibt und man lediglich mit Reformen etwas verbessern kann. Nirgendwo ist dies deutlicher zu vernehmen als im kalifornischen Silicon-Valley. Der zwischen 1968 und 1972 erschienene „Whole Earth Catalog“ spricht Bände. Gravity beruht im Grunde auf dieser Ideologie, in der es kein Außen mehr gibt. Joon-ho Bong aber öffnet eine Tür.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News