Wie Testscreenings uns die Filmenden klauen

02.06.2012 - 07:10 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
G.I. Butterfly?
Paramount Pictures/Warner Bros./moviepilot
G.I. Butterfly?
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Haben alle die Feiertage gut überstanden? Ja? Sehr schön, dann seid ihr ja fit für den Aufreger der Woche.

Die Spannung steigt, denn bald wird wieder ordentlich gemotzt, gefeiert, gejubelt und auch ein Tränchen vergossen: Die Europameisterschaft steht vor der Türe! Doch anstatt darauf ruhig und in freudiger Erwartung hinfiebern zu können, müssen wir uns mit News aus dem Filmgewerbe auseinandersetzen, die uns ärgern. Diesmal führt uns ein konkreter Anlass tief in die Welt des kommerziellen Einheitsbrei.

Testscreenings und deren Einfluss auf massenkompatible Filmenden sind diesmal der Aufreger der Woche.

Test, Test…
Warum der Start von G.I. Joe: Die Abrechnung verschoben wurde, konnten wir diese Woche nachlesen. Offenbar gibt es mannigfaltig Gründe, sodass sich unsereins die Frage stellt, welchem Beruf die Macher des Films denn in Wahrheit nachgehen. Aber einer der angeführten Punkte stach besonders ins Auge. Nein, es geht nicht um die nach wie vor vollkommen überflüssige 3d-Nachkonvertierung, sondern um die negativen Reaktionen bei Testscreenings. So etwas passiert schon einmal, aber in Kombination mit einer News, die vor ein paar Wochen durchs Internet geisterte, ändert sich das Bild: Offenbar wurden bei den Probevorführungen zwei unterschiedliche Enden gezeigt. Und um das Puzzle zu komplettieren, bietet sich ein Spiegel Online Artikel an, auf den User lieber_tee mich freundlicherweise aufmerksam gemacht hat. In dem Beitrag geht es um unterschiedliche Filmenden, die aufgrund der Angaben der Testscreening-Teilnehmer gemacht wurden.

Überraschungsabsenz
Was daran ein Aufreger ist? Ganz einfach: offenbar wird an einer ursprünglichen Idee solange herumgedoktert, bis sie vollkommen massenkompatibel ist. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass am Ende etwas relativ überraschungsfreies entsteht, was es so oder so ähnlich schon Dutzende Male gab. Beispiele gefällig? Kein Problem, der Artikel liefert welche, ich führe das Prägnanteste einmal an (impliziert leichte Spoiler, aber keine, die wirklich etwas verraten): In Butterfly Effect sollte die Zeitreise von Ashton Kutcher in den Mutterleib zurückgehen, wo der Embryo sich mit der Nabelschnur selber töten, um so seiner Freundin das Leben zu retten. Ein totes, ungeborenes Kind kam aber ganz offensichtlich nicht an, weshalb der Schluss kurzerhand „vermainstreamt“ wurde.

Popkultur & Kompatibilität
Ist Mainstream also schädlich für Filme? Natürlich nicht! Viele bedeutende Werke sind Teil der Popkultur und somit normalerweise massentauglich. Und auch die Gewinnung von Daten durch Testscreenings ist völlig verständlich, schließlich handelt es sich um ein Gewerbe, in dem es um viel Geld geht. Auf den Zufall sollte sich dabei nicht verlassen werden. Die eigentliche Dramen bestehen darin, dass der Kompatibilität a) die Visionen des Autors bzw. des Regisseurs zum Opfer fallen, dass b) die Menschheit womöglich um zeitlose Glanzstücke gebracht wird, und dass c) ein Teufelskreis entsteht, in dem ein Bild eines Filmendes in den Köpfen der Zuschauer manifestiert wird, die dieses dann als Wunsch an die Macher wieder weitergeben.

Probevorführungen sind ein zweischneidiges Schwert: wegen Gründen der Risikominimierung notwendig, führen sie leider häufig zu Kompromissen, um ein möglichst breites Zuschauerspektrum anzusprechen. In manchen Fällen wird zwar auch erst ein passendes Zielpublikum ermittelt, auf das dann die Werbung abgestimmt wird, aber besonders bei Blockbustern wird der Film gerne einmal so lange umgeschnitten, bis er der Masse zusagt. Das ist nur noch Business und keinesfalls mehr Kunst. Da ist es fast schon konsequent, ein paar Enden zu drehen, aus denen sich die Zuschauer dann eines auswählen – wie den Burger beim McMenü.

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