Bunt, laut, kalt

15.11.2010 - 11:13 Uhr
Geizhals Scrooge ist nicht besinnlich zumute
Walt Disney
Geizhals Scrooge ist nicht besinnlich zumute
0
2
Seit meiner Kindheit verzaubert mich Disney: Der Ideenreichtum der Disneyfilme war immer atemberaubend. Nun durfte ich die DVD zu Disneys neuestem Animationsfilm Eine Weihnachtsgeschichte Probe schauen, doch: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

In den Filmregalen Deutschlands ist offiziell die Weihnachtszeit eröffnet, denn Eine Weihnachtsgeschichte von Disney ist ab heute als 2D- oder 3D-Version auf Blu-ray erhältlich. Die auf einer Erzählung von Charles Dickens beruhende Geschichte, erzählt von dem alten und verbitterten Geizhals Ebenezer Scrooge, der an Weihnachten von drei Geistern heimgesucht, welche ihm helfen sollen, ein gütigeres und glücklicheres Leben zu führen. Bereits 1983 veröffentlichte Disney den 26-minütigen Zeichentrick-Kurzfilm Micky’s Weihnachtserzählung und erzählte die Dickens-Geschichte mit Mickey Mouse und Scrooge McDuck als Titelfiguren. Die als bester Kurzfilm für den Oscar nominierte Version hat mich nicht nur ein Weihnachten verzaubert und in besinnliche Stimmung versetzt und so waren meine Freude auf, aber auch meine Erwartungen an die neue Version hoch.

Bunte Hülle, noch bunterer Inhalt
Die 2D-Version des Films kommt zwar nicht in einer spektakulären Hülle daher, Disney schenkt allerdings jedem Käufer der Blu-ray den Film auch als Digital Copy. So kann man die Weihnachtsgeschichte einfach auf die Festplatte von PC, Laptop oder aber Blu-ray-Rekorder kopieren und muss an kalten Wintertagen nicht mehr von der Couch aufstehen, um den Film in den Player einzulegen. Genug vom drum herum, ich wollte wissen, was sich auf der Disc verbirgt. Nachdem ich mich durch das nett animierte Menü zum Film geklickt hatte geht es los: Ein Feuerwerk und dann das Schloss, Disney eben. Das erste Bild des Films offenbart den Blick durch ein verschneites Fenster, eine kleine Kerze scheint und die Kamera schwenkt nach unten auf ein Buch mit der Aufschrift „Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens“. Ich drücke kurz Pause und werfe nochmal einen schnellen Blick auf die Blu-ray-Hülle: Nein, nirgendwo steht irgendwas von 3D und eine Brille habe ich auch nicht aufsetzen müssen. Trotz 2D-Version ist die Grafik wirklich wahnsinnig gut. Das stelle ich auch im Laufe des Filmes fest. Disney hat für sein neues Weihnachtsmärchen ganz tief in die Trickkiste gegriffen.

Disney ohne Emotionen
Nach und nach überkommt mich jedoch ein Gefühl der Leere. Bei all der Bildgewalt, den bunten, schrillen und unfassbar schnellen Animationen, die mich schon fast benebeln, fehlt das Wichtigste aller Disneyfilme und mit Sicherheit das Wichtigste dieser Weihnachtsgeschichte: Das Gefühl! So kalt wie die Winterlandschaft, die sie umgibt, wirken die Figuren in dem knallbunten Weihnachtsbonbon von Regisseur Robert Zemeckis und berühren mich in den 96 Spielminuten nahezu überhaupt nicht. Habe ich anfänglich noch darauf gehofft, dass die fehlenden Emotionen in den Gesichtern und vor allem Augen der animierten Figuren, durch eine gute Synchronarbeit von Gary Oldman und Co. wettgemacht werden, muss ich im Laufe des Filmes feststellen, dass Disneys Eine Weihnachtsgeschichte eher eine rasante Achterbahnfahrt durch einen von Disneys Themenparks, als einer filmischen Umsetzung von Charles Dickens Erzählung gleicht.

Einen kleinen Trost gibt’s bei den Extras
Enttäuscht starre ich auf den Abspann und will immer noch nicht ganz glauben, dass ich gerade Eine Weihnachtsgeschichte gesehen haben soll – und dann auch noch eine von Disney. Obwohl ich nur noch wenig Lust habe, zu sehen, welch ernüchterndes Ergebnis sich hinter den Special Features verbirgt, werfe ich doch einen kleinen Blick hinein und kann mich so zumindest ein wenig mit dem Film versöhnen. Das Making-of mit Blick hinter die Kulissen und Kommentaren der Darsteller, ist sehr interessant und zugleich lustig gemacht. Das erste Mal fühle ich eine gewisse Begeisterung für das, was da auf dem Flimmerkasten passiert und ertappe mich sogar bei einem Lächeln. Eine Frage die mir jedoch nicht mehr aus dem Kopf geht: Bei so viel Mühe und so engagierten Schauspielern, wie kann ein solcher Film dabei herauskommen?!

Fazit
Ich kann und will Disneys Eine Eine Weihnachtsgeschichte einfach nicht als vollkommen schlecht bezeichnen. Grafisch ist er überwältigend gemacht und auch wenn der Streifen musikalisch wenig mit Disneys großen Meisterwerken gemeinsam hat, so bleibt die eine oder andere Melodie im Kopf. Als bunte Achterbahnfahrt und eine Reise durch die Möglichkeiten der technischen Umsetzungen von Fantasien wird Eine Weihnachtsgeschichte bestimmt den ein oder anderen begeistern können. Als besinnliches Weihnachtsmärchen, das auf die Festtage einstimmt und den Geist der Heiligen Nacht einfängt, versagt die animierte Version von Disney jedoch völlig.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News