Zum 50. Geburtstag von Steven Soderbergh

14.01.2013 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Mit 26 gewann er die Goldene Palme in Cannes, vor seinem 40. holte er sich den Oscar. Steven Soderbergh feiert heute erst seinen 50. Geburtstag. Seine Karriere voller früher Höhenflüge, Niederlagen und Comebacks dürfte die von so manchem älteren Kollegen in den Schatten stellen.

Steven Soderbergh meint es ernst. Abgesehen vom Medikamenten-Noir Side Effects und dem HBO-Biopic Liberace findet sich auf seiner Filmografie kein weiterer kommender Film. Vor einiger Zeit kündigte er an, eine längere Pause vom Filmemachen zu nehmen. Solche Aussagen tauchen in jedem zweiten Celebrity-Interview auf. Soderbergh plant diesen Schritt allerdings seit fünf Jahren. (NYTimes) Wenn ein Filmemacher seinen 50. Geburtstag feiert, dann knallen die Korken oft genug in Vorfreude auf weitere Jahrzehnte voller neuer Werke und Entdeckungen. Steven Soderbergh, der heute vor 50 Jahren in Atlanta geboren wurde, überlässt uns mit seiner Ankündigung in der Ungewissheit; ein Schritt der sich hervorragend in die Karriere des Multitalents einfügt.

Nach der Highschool zog es Steven Soderbergh nicht etwa in die Filmhochschule. Sein Glück versuchte er in Hollywood. Soderbergh arbeitete in Game Shows, als Cutter und führte schließlich bei einem Konzertvideo der Prog Rock-Giganten Yes Regie. Dass er mit seinem Erstling Sex, Lügen und Video 1989 das amerikanische Kino nachhaltig verändern sollte, war bei diesen Anfängen nicht zu erahnen. Über 20 Jahre später wirkt Sex, Lügen und Video immer noch roh in seiner Ehrlichkeit. Wenn Andie MacDowell beim Staubsaugen den Ohrring ihrer Schwester unter dem Ehebett findet oder Peter Gallagher endlich das Video seiner Frau zu Gesicht bekommt, scheint sich eine Zeitkapsel voll von Generation Xlern zu öffnen, die fatalerweise ihre Babyboomer-Eltern im Spiegel erblicken.

Soderbergh traf den Nerv der Zeit. Wie so oft bei Filmen, die dieses Prädikat erhalten, lässt sich der Hype um Sex, Lügen und Video Jahre später nur erahnen. In Cannes wurde der Film mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, in Sundance wartete der Publikumspreis und bei den Oscars immerhin eine Nominierung für das beste Originaldrehbuch. Da war Steven Soderbergh noch keine 30, sein von Miramax produziertes Debüt ein internationaler Hit, der die amerikanische Indieszene, wie wir sie heute kennen, ins Rampenlicht brachte. Ein Wunderkind war geboren.

“Viele Leute, die über Kunst schreiben, verstehen die Bedeutung des Scheiterns nicht, die Bedeutung des Arbeitsprozesses.” (The Believer)

Fast so filmreif wie der Aufstieg zeigten sich die darauffolgenden Jahre der Stagnation, zumindest was die öffentliche Wahrnehmung anbetraf. Finanzielle Misserfolge wie Kafka, König der Murmelspieler und Die Kehrseite der Medaille erreichten im neuen Jahrtausend teils Kultstatus. Der Zwiespalt des Indie-Darlings, das den kommerziellen Erwartungen nicht gerecht wird, schien Soderberghs Karriere Mitte der 90er ins Abseits zu drängen. Deshalb wirkt seine surreale Groteske Schizopolis von 1996 wie ein Befreiungsschlag. Gegen all die Erwartungen, die sein Debüt erzeugt hatte und seine Folgefilme nicht erfüllen konnten, half nur der komödiantische Erstschlag, eine Hommage an den ebenso vielseitigen Richard Lester (Danach – The Bed Sitting Room), die filmische Regeln auf den Kopf stellte. Schizopolis verteilte einen Rundumschlag, wie es nur einer kann, der nichts mehr zu verlieren hat.

Entsprechend gelassen kamen die beiden Gaunerballaden Out of Sight und The Limey daher, die nicht nur das Comeback des Steven Soderbergh einläuteten, sondern ihm, auf lange Sicht, den Weg in den Mainstream des amerikanischen Kinos ebneten. Gerade Out of Sight, der fraglos wichtigste Film in der Karriere des früheren TV-Stars George Clooney, trägt alles in sich, was die Ocean’s-Film später auf weltweiten Erfolgskurs brachte. Skurrile, aber nicht überzeichnete Figuren wandeln durch die smarte Inszenierung, für deren Retro-Vibe David Holmes Score sorgt, der im übrigen die Abenteuer von Danny Ocean und Haywire untermalen sollte. In gewisser Weise nahmen der knackige Out of Sight und der elliptisch verspielte The Limey Soderberghs Karrierepfad im kommenden Jahrzehnt vorweg.

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