Zum 70. Geburtstag von Bob Dylan

24.05.2011 - 08:50 Uhr
Bob Dylan, fotografiert von Alberto Cabello
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Bob Dylan, fotografiert von Alberto Cabello
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Das Genius des Bob Dylan zu beschreiben hat etwas von einer Sisyphos-Aufgabe. Heute feiert der Singer, Songwriter, Schauspieler, Regisseur und Maler seinen 70. Geburtstag und wir gratulieren der Legende!

333 Credits listet die imdb derzeit im Bereich “Soundtrack” der Filmografie von Bob Dylan. Das reicht von Easy Rider (It’s Alright Ma (I’m Only Bleeding)) bis hin zu Love and Other Drugs – Nebenwirkung inklusive (Standing in the Doorway), führt über Klassiker, Filme, von denen wir nie gehört haben zu unzähligen TV-Shows sowie Dokus. Irgendwo da draußen sitzt gerade jetzt in diesem Moment ein Regisseur oder Drehbuchautor, der sich eine ungedrehte Szene mit “The Times They Are A-Changin” oder “All Along the Watchtower” vorstellt. Irgendwo da draußen wird am 334. Soundtrack-Credit gearbeitet und wenn das nicht Grund genug ist, dem großen, stets unfassbaren Bob Dylan bei moviepilot zum 70. Geburtstag zu gratulieren, dann weiß ich auch nicht weiter.

Der Begriff “Universalgenie” wäre sicher eine voreillige Bezeichnung für Bob Dylan. Seine Hände hatte er in verschiedenen Kunstformen, nicht nur in der Musik. Ein besonders guter Schauspieler oder Regisseur war er trotzdem nicht. Seine vierstündige Regiearbeit Renaldo and Clara bedarf erst noch einer Neuentdeckung, wohingegen sich Filme wie World Gone Mad wohl nur den Die Hard-Jüngern des amerikanischen Shakespeare erschließen. Trotzdem ist Bob Dylans Werk nur schwer vom Kino zu trennen, auch wenn die Beziehung hier sicher weniger wechselseitig ist als etwa im Falle der Literatur.

Obwohl seine Songs selbst häufig Filme im Kopf ablaufen lassen, seine Geschichten und Sprachbilder vor unseren Augen lebendig werden, wurde die Musik des Bob Dylan schon seit Mitte der 60er Jahre vom Film in Anspruch genommen, nicht zuletzt durch Sam Peckinpah, für dessen Pat Garrett jagt Billy the Kid Bob Dylan immerhin “Knockin’ on Heaven’s Door” schrieb. Oft genug wirken die Songs in Soundtracks vor allem durch die Assoziationen mit der Protestbewegung der 60er Jahre, sind sie doch Teil des kulturellen Gedächtnisses. Sie tauchen (natürlich) in Coming Home – Sie kehren heim, Forrest Gump und Geboren am 4. Juli auf. So wurden sie mit Hilfe des popkulturellen Recyclings weitergetragen in die Nachwelt der 68er, um auch deren Bild von Bob Dylans Klassikern nachhaltig zu prägen.

Doch Bob Dylan im Kino ist nicht nur in den Soundtrack-Credits auffindbar. Dem Phänomen eines Jahrhundertkünstlers, dem schon zu Lebzeiten eine eigene wissenschaftliche Tagung gewidmet wurde, nahmen sich auch Filmemacher an. Die Dokumentationen Dont Look Back von D.A. Pennebaker und Bob Dylan – No Direction Home von Martin Scorsese sind hier natürlich zu nennen. Doch kaum ein Werk nimmt sich den Künstler Bob Dylan so konsequent vor wie I’m Not There, in dem Todd Haynes die Inkarnationen des Meisters durch sechs verschiedene Schauspieler darstellen lässt, darunter Christian Bale, Heath Ledger und Cate Blanchett. Ein konventionelles Biopic müsste bei diesem Folksänger mit der E-Gitarre, dem wiedergeborenen Christen, dem Drogenkonsumenten, Protestsänger und seit über 20 Jahren auf der niemals endenden Tour befindlichen Barden zwangsläufig scheitern.

Genauso vielschichtig ist Bob Dylan. Die einen feiern den Held ihrer Jugend, die anderen einen amerikanischen Poeten und für manche ist er vielleicht nur der Sänger aus dem Vorspann von Watchmen – Die Wächter. Bob Dylan ist eine kulturelle Ikone, an der sich wie an einem Klassiker jede Generation neu abarbeiten muss. Am 24. Mai 1941 wurde ein gewisser Robert Allen Zimmerman geboren, doch Bob Dylan ist längst unsterblich.

Wir wünschen Bob Dylan alles Gute zum 70. Geburtstag!

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