Dass Steven Spielberg ein Remake des koreanischen Erfolgsfilms oldboy drehen möchte, wir berichteten bereits an dieser Stelle, hat bislang nur Widerwillen erregt. oldboy gilt als einer der erfolgreichsten koreanischen Filme und verholf Chan-wook Park s Rache-Trilogie zu weltweitem Erfolg. Sympathy for Mr. Vengeance (2002) und Lady Vengeance (2005) waren zwar nicht ganz so erfolgreich wie oldboy (2003), stellten den koreanischen Film neben den Werken eines ki-duk-kim-2 jedoch in den Blickwinkel internationaler Aufmerksamkeit.
Das koreanische Kino katapuliert sich seit den 1990ern erfolgreich ins filmische Bewusstsein. Trotz widrigster Umstände wie staatlicher Zensur haben sich mittlerweile etliche koreanische Filmemacher als Künstler auf dem Weltmarkt etablieren können. Erstaunlicherweise konzentriert sich diese Entwicklung auf maximal ein Jahrzehnt, wie der Filmwissenschaftler Darcy Percy in einem Essay schreibt: “Seit seinen Anfängen wurde das koreanische Kino von der japanischen Kolonisierung, nationaler Teilung, dem Bürgerkrieg, einer autoritären Militärregierung, strenger Zensur und absurden Kino-Regulierungen behindert. Erst seit den 1990ern konnte das koreanische Kino schließlich auf die Unterstützung der Regierung, eine stabile Wirtschaft und eine sensible Kino-Politik hoffen.”
In Korea selbst – genauer gesagt in Südkorea, da keinerlei Messungen aus Nordkorea vorliegen – ist das koreanische Kino seit etwa 15 Jahren erfolgreicher als das US-Kino. Shiri aus dem Jahr 1999 gilt als Durchbruch des koreanischen Kinos: Der Film über einen südkoreanischen Spion, der einen Coup in Nordkorea vorbereitet, zog zwei Millionen Südkoreaner ins Kino. Mit einem Budget von 8,5 Millionen Dollar, wovon ein großer Teil von der Elektronikfirma Samsung gestellt wurde, zog Shiri eine ganze Welle an großbudgetierten südkoreanischen Filmen nach sich, die auch an der Kinokasse erfolgreich liefen. Alle weiteren nennenswerten Blockbuster, so 684 – Eine Einheit kämpft um ihr Leben oder Brotherhood, schlugen immer wieder US-Blockbuster wie Der Herr der Ringe: Die Gefährten, die zeitgleich anliefen. Die beiden letzt genannten Filme verkauften jeweils (und das bei einem enorm großen Schwarzmarktgeschäft) 10 Millionen Kinokarten – ein Viertel der südkoreanischen Bevölkerung.
Dies ist natürlich auch nicht Hollywood entgangen. So versuchen die Scouts namhafter Verleiher wie Dreamworks in den vergangenen Jahren vermehrt, sich schon möglichst frühzeitig die Rechte an koreanischen Filmen zu sichern. oldboy ist nicht der erste koreanische Film, der ein Remake in den USA erfährt. My Wife is a Gangster, My Sassy Girl, Joint Security Area oder Das Haus am Meer – Il Mare – sie alle wurden von Scouts schon vor dem koreanischen Kinostart eingekauft. Allein die Remake-Rechte für A Tale of Two Sisters kostete Dreamworks zwei Millionen US-Dollar (das Remake kommt 2009 und trägt den Titel Der Fluch der zwei Schwestern).
Wie der Hollywood Reporter schreibt, strecken immer mehr US-Firmen ihre Fühler gen Südkorea aus. Die Weinstein-Geschwister seien diese Woche ebenso zu Gesprächen in Seoul gewesen. So wurden nun auch die Remake-Rechte für den Venedig-Gewinner 2002, Oasis, verkauft. The Chaser, der in Deutschland gerade erst auf Festivals lief, wurde von Warner Bros. gekauft und soll mit Leonardo DiCaprio neu verfilmt werden.
Die Produktion dauert zwar Jahre, aber die US-Neuverfilmungen kosten wenig und der Erfolg ist garantiert, so "Lisa Foreman im Hollywood Reporter. Mirrors mit Kiefer Sutherland im Kino läuft aktuell erfolgreich im Kino – ein Remake des koreanischen Originals Into the Mirror. Profilierte Regisseure wie Marc Forster schätzen die koreanischen Stoffe – der Regisseur des jüngstern James Bond 007 – Ein Quantum Trost wird für das Remake Jukgeona hokeun nabbeugeona bzw. Die Bad gehandelt.
Das wachsende Interesse Hollywoods am südkoreanischen Kino verändert selbstverständlich auch die Kinolandschaft. So wird ein US-Unternehmen nun auch die Ko-Produktion eines südkoreanischen Blockbusters übernehmen: Universal finanziert den koreanischen Vampirfilm Thirst. Bleibt zu hoffen, dass die Beteiligung der US-Magnaten nicht zu einer Verflachung des Filmstoffes führen wird.