25 Jahre Blair Witch Project: Bei Found Footage-Filmen mache ich mir immer noch in die Hose

08.07.2024 - 09:03 UhrVor 9 Monaten aktualisiert
Blair Witch Project
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Der Film Blair Witch Project popularisierte vor genau 25 Jahren das heute viel geschundene Found Footage-Untergenre. Effektiv ist die günstig produzierte Horror-Revolution bis heute.

Ich liebe Horror-Filme, obwohl (oder vielleicht gerade weil) sie oft nicht sehr gut an mir funktionieren. Zumindest, wenn es darum geht, mich mit aufwendigen Inszenierungen in Angst und Schrecken zu versetzen. Es gibt aber eine kostengünstigere Ausnahme: Found Footage-Titel.

Nein, ich bin damals nicht auf die Blair Witch Project-Kampagne reingefallen, die das unheimliche Filmmaterial als authentisch verkaufen wollte. Das musste ich auch gar nicht, um mir während des Films amtlich in die Hosen zu pieseln. Heute, 25 Jahre nach der Premiere am 14. Juli 1999, wird das Beinkleid immer noch recht feucht.

Blair Witch Project nach 25 Jahren: Die Hexe, die sich mit Neo messen konnte

Blair Witch Project zeigt das Video-Material einer dreiköpfigen Dokumentar-Crew, die sich in den Wald aufmacht, um auf den Spuren einer alten Hexenlegende zu wandeln. Panik macht sich allmählich breit, als sie sich verlaufen und Nacht für Nacht schaurigere Erfahrungen machen, ohne jemals in direkten Kontakt mit einem Monster zu kommen. Anders gepolte Horror-Fans können diesen Knackpunkt oft nicht nachvollziehen, aber gerade das Nicht-Zeigen von Bibi Blocksbergs garstiger Artgenossin und ihrer Untergebenen macht die Angelegenheit so nervenaufreibend.

Die Filmemacher Daniel Myrick und Eduardo Sánchez überließen den Cast mehr oder weniger sich selbst, während das Trio die äußerst authentischen Dialoge improvisierte und bei der Odyssee durch den Wald von Streichen und Geräuschen der Crew terrorisiert wurde. Das ging recht günstig mit einem ursprünglichen Budget von gerade mal 35 bis 60 Millionen US-Dollar über die Bühne und stand am Ende mit Matrix zusammen in der Top 10 der finanziell erfolgreichsten Filme des Jahres 1999 (via The Numbers ).

Kein Wunder also, dass Filmreihen wie Paranormal Activity ein Stück vom Gruselkuchen abhaben wollten, ohne denselben Esprit mitzubringen. Das führte zu einer rapiden Abwertung des überstrapazierten Sub-Genres, das bis heute einen zweifelhaften Ruf genießt, obwohl es immer wieder fantastische Beispiele dafür gibt. Und nur fürs Protokoll: Das Reboot Blair Witch von 2016 zählt nicht dazu ‒ und Blair Witch 2 ist nicht mal Teil der Diskussion.

Der wahre Horror liegt allerdings in der Tatsache, dass Rei Hance (früher bekannt als Heather Donahue), Joshua Leonard und Michael C. Williams heute um Anerkennung als Stars und Co-Macher:innen eines der erfolgreichsten Horror-Filme aller Zeiten kämpfen müssen.

Gefunden, um zu bleiben: Das furchterregende Found Footage-Vermächtnis der Blair Witch

Blair Witch Project war nicht der erste Found Footage-Horror-Film – diese Ehre wird meist Nackt und zerfleischt aka Cannibal Holocaust zugesprochen. Der Film popularisierte das Horror-Gerne aber und ebnete internationalen Produktionen wie [REC], As Above So Below oder Gonjiam: Haunted Asylum den Weg. Allesamt von unterschiedlicher Qualität und Garstigkeit.

Zwei meiner persönlichen Favoriten gehören der Kategorie des asiatischen Folk-Horrors an. Sie sind sich sogar so ähnlich, dass Incantation von 2022 beinahe wie das taiwanesische Remake des japanischen Films Noroi - The Curse wirkt. In beiden Fällen geht es um fast vergessene Glaubensgemeinschaften auf dem Lande, deren städtische Besucher:innen einen Fluch mit nach Hause nehmen. Besonders kreativ ist in beiden Fällen die Art und Weise, wie man das ständige Videomaterial rechtfertigt.

Found Footage hört aber dort nicht auf. Auch Late Night with the Devil aus diesem Jahr zählt technisch gesehen zum Genre, obwohl es sich nicht um schäbige Amateuraufnahmen handelt. Gleichzeitig darf man anzweifeln, dass es ohne die bahnbrechende Blair Witch ähnlich anmutende Horror-Experimente wie das ebenso gemächliche wie schaurige Skinamarink gegeben hätte.

Wo kann ich mir Blair Witch Project zur Feier des 25-jährigen Jubiläums ansehen?

Leider ist Blair Witch Project an seinem Geburtstag nur bei Sky und Rakuten TV als Leihtitel verfügbar. Wer Found Footage lieber in der Flatrate gucken möchte, findet den oben erwähnten Film Incantation bei Netflix.

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