Die Grenzen zwischen Kino und Fernsehen verschwimmen immer mehr. Wurde früher auf die TV-Regisseur mit einem Lächeln heruntergeblickt, sind es jetzt Kino-Filmemacher, die sich zu dem Medium hinwenden, weil es dort gerade möglich ist, längere, tiefere Geschichte zu erzählen. Manche von ihnen überbrücken bestimmt auch Zeiten zwischen ihren Kino-Produktionen, aber der Weg von Steven Soderbergh, dessen Serie The Knick ab August 2014 auf den Bildschirmen zu sehen sein wird, deutet es an. John Madden, Agnieszka Holland, Juan Antonio Bayona, Brad Anderson arbeiten nur für die große Leinwand? Weit gefehlt: Ihre Namen tauchen bei diversen TV-Serien auf. Das Fernsehen braucht sich nicht mehr zu verstecken, TV-Regisseure haben aktuell viele Möglichkeit. Wir präsentieren euch heute sieben Filmemacher, die sich vom Kino kommend auch dem Fernsehen geöffnet haben. Als Regisseur, Creator oder ausführender Produzent sorgen sie dafür, dass es aktuell an Qualitätsserien nicht mangelt.
Peter Berg – Von Hancock zu Leftovers
Für Peter Berg bildete das Fernsehen immer nur einen Umweg. Diesen Eindruck vermittelt zumindest ein Blick auf seine Filmografie. So war Berg zu Beginn seiner Karriere als Schauspieler in der Krankenhausserie Chicago Hope – Endstation Hoffnung und dem Neo-Noir Die letzte Verführung zu sehen, der Durchbruch schien allerdings hinter seiner schwarzhumorigen Regiearbeit Very Bad Things zu warten. Und zu warten. Und zu warten. Friday Night Lights funktionierte später auch eher als Serie denn als Film, doch Engagement für Engagement kämpfte sich Berg auf die große Leinwand, bis Hancock alle Träume wahr zu machen schien. Doch auf jeden ruppigen Superheldenspaß wartet in Bergs Karriere ein Riesenflop wie Battleship und so behält der New Yorker die zweigleisige Karriere bei. Nach dem erfolgreichen Kriegsfilm Lone Survivor inszeniert Peter Berg wieder fürs Fernsehen: The Leftovers bildet die anspruchsvolle Abwechslung zur explosiven Blockbusterunterhaltung.
Cary Fukunaga – Von Sin Nombre zu True Detective
Im Dezember 2011 sagte der junge Filmemacher Cary Fukunaga, der mit Sin Nombre und Jane Eyre seinen Eintritt in die Hollywood-Liga inszenierte, in einem Interview mit dem film-dienst auf die Frage, was er denn als nächstes drehen würde: “Es könnte ein Film über den Bürgerkrieg sein, es könnte ein Heist-Film sein, es könnte ein Science-Fiction-Film sein, ein Musical. Nichts ist sicher. Außer: Ich bin offen für jedes Genre.” Es ist kein Film geworden, sondern die TV-Serie True Detective für HBO. Sogar für Liebhaber von Qualitätsserien, die dachten, nach House of Cards oder Breaking Bad könnte so schnell keine Steigerung mehr kommen, haben sich geirrt. Cary Fukunaga hat mit seiner Cop-Serie definitiv das Kino ins Fernsehen gebracht und eine der besten Mini-Serien der letzten Zeit in Szene gesetzt. Seinem Beispiel – ein Regisseur für eine ganze Staffel mit viel künstlerischer Freiheit – werden in der Zukunft wohl einige Sender wie Filmemacher folgen.
David Fincher – Von Sieben zu House of Cards
Zu den erfolgreichsten Filmen von David Fincher gehören unter anderem die mehr als erfolgreichen Werke Fight Club und Sieben. Mit der Politserie House of Cards ging Fincher nun erneut in die Geschichte ein, als Regisseur der ersten Serie, die vollständig vom Streaming-Sender Netflix produziert wurde. Fincher war dabei auch einer der Produzenten, Regie führte er bei den ersten beiden Episoden des Dramas. Mit Kevin Spacey stand ihm zudem ein erfahrener Filmdarsteller zur Seite und gemeinsam brachten sie die Spannung politischer Intrigen unter die Zuschauer. Dieser Start sorgte nicht nur für ein herausragendes Presseecho, sondern gleichzeitig auch für hohe Zugriffszahlen. Bei der zweiten Staffel war Fincher leider nur noch als Produzent dabei, trotzdem leiteten seine beiden Episoden von House of Cards den Start in eine neue Ära der Webserie ein.