An der Kasse Top, aber im Kopf ein großer Flop

31.12.2009 - 09:00 Uhr
Flops des Jahres 2009
moviepilot
Flops des Jahres 2009
6
1
Ob Transformers – Die Rache, Terminator: Die Erlösung oder 2012: Im Kinojahr 2009 hatte der Größenwahn wieder Konjunktur. Je grandioser die Explosionen, desto kleiner die Geschichte war eines der Credos von Hollywood.

Wieder waren die Jungsfilme des Kinojahres 2009 die großen Bringer an den weltweiten Kinokassen. Hollywood spezialisiert sich immer mehr aufs Zielgruppen-Kino. Das männliche Publikum läuft in Transformers – Die Rache & Hangover 2, das weibliche in New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde & Selbst ist die Braut. Die Paare verabreden sich möglicherweise zu beiden Filmen, um Toleranz fürs andere Geschlecht zu zeigen, aber letztlich ist der jeweils andere nach dem Kinobesuch dann doch entsetzt über den Kinogeschmack seines Partners. Wie viele Beziehungen mögen wohl im Kinojahr 2009 kaputt gegangen sein, wegen großer Lego-Träume, verworrenem Erlöser-Wahn oder der sinnlosen Weltzerstörung?

Der gigantische Lego-Traum aller Jungs
Dass die großen Autobots mittlerweile auf der Erde heimisch geworden sind und gemeinsam mit einer US-Marine-Truppe gegen die bösartigen Decepticons kämpfen, ist eigentlich ein Geheimnis. Allerdings dürfte über die Ausgangslage in Transformers – Die Rache ein jeder Zuschauer schon nach fünf Minuten Film nur den Kopf schütteln, denn der Kampf zwischen den Außerirdischen legt gleich mal die Millionenstadt Shanghai lahm. Das Knallen der Explosionen und die Rauchschwaden sind bis Moskau zu hören bzw. zu sehen. Wieder bietet Michael Bay in seinem Jungsfilm alles auf, was an moderner Kriegsmaschinerie zu haben ist. Es kracht und bummt gewaltig. Ich konnte meine Augen nicht von der Leinwand wenden, wurde regelrecht in den Kinosessel gedrückt. Aber sobald etwas Ruhe einkehrte, kehrten auch meine Gedanken ins Hirn zurück und dann ging das Kopfschütteln los. Insbesondere wenn die wenigen Dialoge gesprochen wurden, fühlte ich mich in einem schlechten C-Movie. Hier wurde in Rauch und Feuer mehr investiert als in die Geschichte, die – ausgeschrieben – auf eine Briefmarke passt. Dass Transformers – Die Rache trotzdem bis dato mit 832 Millionen Dollar der erfolgreichste Film des Kinojahr 2009 ist, lässt mich auch nur kopfschüttelt zurück.

Erlösung brachte Terminator 4 nicht
Sehnsüchtig haben Millionen Fans wie auch ich auf eine Fortsetzung von Terminator gewartet. Was wir bekommen haben, war die Reibeisen-Stimme eines sich zu ernst nehmenden Christian Bale, eine verworrene Messias-Handlung und endlose Verfolgungsjagden zu Wasser, Erde und Luft. Auch Terminator: Die Erlösung hatte seine besten Momente in den Actionszenen, wenn Skynet in die Luft geht, wenn Terminatoren in verschiedenen Ausführungen das übriggebliebene Häuflein von Menschen bekämpfen. Hier ist das Franchise dynamisch und kurzweilig. Aber sobald der Zuschauer über die Zeitebenen nachdenkt, beißt sich die Geschichte in den Schwanz und verkommt zur reinen Seifenoper ohne tiefen Gehalt. Da rettet der Sohn den Vater, um diesen in die Vergangenheit zu schicken, damit er überhaupt gezeugt werden kann. Schicksal ist also vorbestimmt und wir sind in ihm gefangen, Erlöser einbegriffen, der aber – so will es der Fortsetzungswahn von Hollywood – dann doch keine Erlösung bringt. Vielleicht hätte Regisseur McG nicht in die Zukunft schauen, sondern dort bleiben sollen, wo die Terminator-Filme schon immer die besten waren: in unserer Gegenwart.

Spaß am Weltuntergang mit viel Schwachsinn
Es ist wunderbar vorsehbar: In einem Roland Emmerich-Film ist auch Roland Emmerich drin. Wenn er also einen neuen Weltuntergang heraufbeschwört, bekommen wir Zuschauer genau diesen. Keine komplizierte Handlung vernebelt uns das Hirn, keine tieferen Charakterzeichnungen lenken vom eigentlichen – der Zerstörung – ab. Insofern ist 2012 der überraschungsfreieste Film des Kinojahres 2009 und zugleich einer voller Überraschungen, denn wie Roland Emmerich den Weltuntergang zelebriert sucht seinesgleichen. McG oder Michael Bay wirken wie junge Hasen gegenüber dem Schwaben, der in der Übertreibung sein Heil sucht und findet, in der Hirnlosigkeit der Geschichte allerdings auch.

Versteht mich nicht falsch: Die Filme sind gute Unterhaltung, bieten Kino in seiner reinsten kinetischen Form. Aber sie haben ein großes Problem. Die großen Blockbuster des Kinojahres 2009 konnten wenig anfangen mit den Menschen. Sie wirkten so klein, so nichtssagend, sie sind nur Statisten, wurden von all den Maschinen und der Zerstörungswucht an die Wand gespielt. Die Erde wird natürlich wieder einmal gerettet, die Menschheit obsiegt, aber der Verstand ist uns dabei abhanden gekommen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News