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Anime-Serien im Kino - Mein Abend mit den Strohhut-Piraten

14.01.2017 - 14:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Gildo Tesoro, der Antagonist des Films
Eiichiro Oda, Shueisha, Toei Animation, KAZÉ
Gildo Tesoro, der Antagonist des Films
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Die Anime-Night von KAZÉ geht in ihre nächste Runde und das Jahr 2017 wird von einigen alten Bekannten eröffnet: Den Strohhut-Piraten, die sich in ein neues Abenteuer stürzen!

Bereits im vergangenen Jahr lief One Piece Film: Gold, das 12. Kino-Abenteuer von Monkey D. Ruffy und seinen Freunden, in den deutschen Kinos; zu jenem Zeitpunkt jedoch im japanischen Original mit deutschen Untertiteln. Am 10. Januar gab der Film nicht nur den Startschuss für die Anime-Night 2017 , sondern lief außerdem erstmals mit den uns bekannten deutschen Sprechern in unseren Lichtspielhäusern und entführte uns einmal mehr auf die Meere der Neuen Welt, wo Ruffy und seine Freunde sich mit dem Goldenen Kaiser Gildo Tesoro messen müssen.


Worum geht es in One Piece?

Die Strohhut-Piraten
Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben. Sucht ihn doch! Irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt!

Im Zentrum der Handlung steht der junge Pirat Monkey D. Ruffy, dessen Ziel es ist, das sagenumwobene One Piece, den Schatz des legendären Piraten Gol D. Roger, zu finden und der nächste König der Piraten zu werden. Gemeinsam mit seiner Crew bereist er die Meere der Neuen Welt, um die letzte Insel der Grandline zu erreichen, auf der Roger seinen Schatz versteckt haben soll. Auf ihrem Weg dorthin müssen sich die Strohhut-Piraten nicht nur mit anderen Piraten-Banden messen, sondern geraten ebenfalls mit der Marine aneinander, die dem neuen Piraten-Zeitalter ein vorzeitiges Ende bereiten will. Unterstützt wird sie dabei von den Sieben Samurai der Meere, besonders berüchtigten Piraten, die von der Weltregierung toleriert werden, solange sie deren Handlungen unterstützen. Der letzte große Machtfaktor dieser Welt sind die Vier Kaiser, überaus einflussreiche und mächtige Piraten, von denen jeder einen Teil der Neuen Welt beherrscht.

One Piece begleitet mich nun schon seit über 10 Jahren und gehört zu meinen absoluten Lieblings-Serien. Die Strohhüte sind ein herrlich sympathischer Haufen aus allerlei bunten Charakteren, die mir mit den Jahren sehr ans Herz gewachsen sind. Obwohl die Serie mittlerweile unvorstellbare Dimensionen annimmt, so hat sie doch nach wie vor nichts von ihrer Faszination verloren. Besonders hoch rechne ich Eiichiro Oda dabei an, dass er seine Welt dermaßen vielschichtig und auch gesellschaftskritisch anlegt, denn Probleme aus unserer realen Welt sind auch in One Piece allgegenwärtig. So wurde man bereits Zeuge wie Königreiche an den Rand ihrer Vernichtung geführt oder Menschen als Sklaven versteigert wurden. Mit welch einer Selbstverständlichkeit die herrschende Obrigkeit diese Missstände akzeptiert, ist dabei immer wieder faszinierend wie verstörend. Die vielen Mysterien, die Oda in all den Jahren aufbaute, laden zudem zu spannenden Theorien ein und ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie und besonders ob er diese Geheimnisse am Ende befriedigend auflösen können wird.


Mein Abend mit One Piece Film: Gold

One Piece Film: Gold - Das offizielle Filmplakat

Erneut ging es vergangenen Dienstag ins CinemaxX Bremen, wo ich mir den aktuellsten One Piece-Kinofilm gemeinsam mit einem guten Freund ansah. Der Saal war, wie bereits die Vorstellung im vergangenen Jahr, extrem gut besucht und dementsprechend ausgelassen war auch die Stimmung während des gesamten Films. Nach einigen Trailern sowie einer Videobotschaft von Ruffys Original-Sprecherin Mayumi Tanaka startete schließlich der Film: Die Strohhüte erreichen Gran Tesoro, die größte Vergnügungsstätte der Welt, wo sie als VIP-Gäste willkommen geheißen werden und sich bei diversen Glücksspielen nach Herzenslust austoben dürfen. Beim letzten Spiel gehen sie jedoch Gildo Tesoro, dem Herrscher der Stadt, in die Falle: Tesoro verlangt von Ruffy, dass er und seine Freunde all ihre angehäuften Spielschulden innerhalb von 24 Stunden begleichen müssen, andernfalls wird Zorro, der von Tesoro mittlerweile als Geisel gehalten wird, öffentlich hingerichtet. Die schillernde Fassade des Glücksspiel-Paradieses beginnt allmählich zu bröckeln und die Strohhüte müssen sich etwas einfallen lassen, wenn sie die Ermordung ihres Freundes verhindern wollen.

Der Film weiß über seine gesamte Laufzeit von circa zwei Stunden sehr gut zu unterhalten und besticht dabei mit denselben Qualitäten, die bereits die Vorlage auszeichnen. Es ist ein herrlich unterhaltsamer und kurzweiliger Film sowie ein wirklich grandioses Kinoerlebnis für jeden One Piece-Fan. Die Animationen des Films bewegen sich auf einem äußerst hohen Niveau und speziell die Eröffnungssequenz, in der Gildo Tesoro höchstselbst seine Stadt vorstellt, wird unfassbar pompös in Szene gesetzt sodass die optische Opulenz voll zur Entfaltung kommt; diesmal sogar mit einer deutschen Version des Titelsongs "Give me Rage", der von Tesoro (Alexander Brem) und Carina (Christine Stichler) beziehungsweise ihren Sprechern performt wird. Auch die Kämpfe, von denen es gerade in der zweiten Hälfte einige gibt, glänzen mit tollen Choreographien, dynamischen Kamerafahrten und krachenden Schlägen, deren Wucht man förmlich spüren kann. Ebenfalls wirklich toll gelungen ist der Humor, dem mehr Raum zugesprochen wird als noch in den vorangegangenen One Piece-Filmen. Die Frequenz und das Timing der Witze sind dabei nahezu perfekt, was die anfangs fröhliche Grundstimmung der Geschichte sowie das Wesen der einzelnen Figuren wunderbar trifft.

Ein Weltaristokrat brandmarkt einen Sklaven

Wie schon in der Vorlage werden auch im Film Thematiken aufgegriffen, die einen großen Stellenwert in Odas Piraten-Saga einnehmen. Hierbei wird einmal mehr ein Umfeld voller sozialer Ungerechtigkeit und Korruption eingeführt, das in manchen Momenten noch beklemmender anmutet, als man es aus der eigentlichen Geschichte gewohnt ist. Besonders interessant anzusehen ist der so entstehende Kontrast zwischen Hoffnung und Verzweiflung: Unzählige Menschen aus allen Teilen der Welt strömen nach Gran Tesoro, in der Hoffnung dort Reichtum und Macht gewinnen zu können, denn das Geld liegt scheinbar auf der Straße und alles was man tun muss, ist seine Hand nach selbigem auszustrecken, um ein besseres Leben erlangen zu können. Nicht selten stürzen die Menschen dabei jedoch in einen tiefen Abgrund, der sie an den Rand ihres existenziellen Ruins führt, weshalb sie als Sklaven ihre Schulden auf Gran Tesoro ableisten und dabei das ruchlose Treiben ihres neuen Meisters schweigend erdulden müssen. Tesoro selbst macht sich aus dem Leid seiner Leibeigenen einen Spaß und behandelt sie wie es ihm gerade passt, denn letztendlich dienen sie alle lediglich einem Zweck: Seiner persönlichen Unterhaltung.

Die größte und zudem, meiner Meinung nach, einzig wirklich nennenswerte Schwäche des Film ist hingegen Antagonist Gran Tesoro selbst, bei dem leider viel Potenzial ungenutzt bleibt. Im Laufe der Handlung erfährt man in Form von eingestreuten Flashbacks nach und nach etwas mehr über seinen Charakter sowie seine tragische Vergangenheit. Er war früher selbst ein Sklave, der unter der Herrschaft der Tenryuubito zu leiden hatte, was nicht nur physische, sondern vor allem seelische Narben bei ihm hinterließ, die nie verheilten. Nach einem für ihn besonders schweren Schicksalsschlag schwor sich Tesoro, Reichtum anzusammeln, um nie wieder soviel Leid ertragen zu müssen. Mit der Zeit häufte er so ein gewaltiges Vermögen an, doch er verlor sich auf diesem Weg zusehends in seiner wahnhaften Obsession bis er schließlich zu dem wurde, was er ursprünglich verabscheute. Seine Geschichte ist zweifellos tragisch und ergreifend, doch sie versäumt es ihre ganze Wirkung zu entfalten, da sie viel zu spät im Film offenbart wird. Gildo Tesoro ist somit zwar ein erinnerungswürdiger Charakter, doch leider bleibt hinsichtlich seiner Geschichte zuviel unausgesprochen und somit auch ungenutzt.

Nun kommen wir endlich zu dem Punkt, der sicherlich viele interessiert und auf den sich viele Fans gefreut haben: Die deutsche Synchronisation des Films, die einmal mehr toll gelungen ist. Erneut übernehmen die bekannten deutschen Sprecher rund um Daniel Schlauch (Ruffy), Hubertus von Lerchenfeld (Sanji) sowie Stephanie Kellner (Nami) "ihre" Parts aus der Anime-Serie und liefern gewohnt gut ab. Allen Beteiligten gelingt es, die Emotionen ihres jeweiligen Charakters glaubhaft zu vermitteln und generell wurde der Film bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt. Eine Premiere stand zudem für Uwe Thomsen (Zorro) an, der den verstorbenen Philipp Brammer ersetzt und mit Gold seinen ersten One Piece-Kinofilm synchronisieren durfte. Gerade in den ruhigen Momenten macht Thomsen eine sehr gute Figur, doch wie bereits in der Serie würde ich mir wünschen, dass er in den Kämpfen noch mehr aus sich herausgeht. Besonders gespannt war ich außerdem, wer den Bösewicht des Films sprechen würde. Alexander Brem, der in der Thriller Bark-Arc bereits den Schurken Gecko Moria, einen der Sieben Samurai der Meere, vertonte, kehrt für Gold zur Piraten-Saga zurück, und leiht Gildo Tesoro seine Stimme. Dabei erledigt er wirklich hervorragende Arbeit; egal ob nun in der opulenten Eröffnungssequenz, in den eher ruhigeren Momenten oder in den Szenen, in denen das verkommene Wesen seines Charakters zum Vorschein kommt, Brem liefert wirklich exzellent ab und ich würde mich freuen, sollte er in zukünftigen Episoden der Serie wieder zur Sprecher-Riege hinzustoßen. Ebenfalls klasse ist die Sorgfalt, mit der die Verantwortlichen hinter den Kulissen zu Werke gegangen sind, denn auch für Figuren, die man zum Teil eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr im Anime gesehen hat, konnten ihre bekannten Sprecher gewonnen werden, was mir extrem gut gefiel. Die deutsche Synchronisation muss sich somit keineswegs vor dem famosen japanischen Original verstecken und vermag es, die Stimmung des Films ebenfalls hervorragend zu transportieren. Auch der Soundtrack wusste auf ganzer Linie zu begeistern und bietet eine tolle Mischung aus teils bekannten Stücken sowie schwungvollen Jazz-Melodien, die perfekt zum Casino-Setting des Films passen.

Leider ging auch unser spaßiger Kinoabend mit One Piece Film: Gold irgendwann vorüber, doch bereits Ende Februar geht die Anime-Night weiter, denn dann stattet One Punch Man (Episoden 1-3) unseren Kinos einen Besuch ab :)

Das war also mein Abend mit den Strohhut-Piraten. Habt ihr euch den Film auch im Kino angeguckt und falls ja, wie fandet ihr ihn?

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