Wohin mit Vater? erzählt die Geschichte eines Geschwisterpaars (Hans-Jochen Wagner und Anna Loos), das für den plötzlich alleinstehenden Vater (Dieter Mann) eine Pflegelösung finden muss. Beide erleben gemeinsam Tage im Elternhaus mit dem verstummten, sehr in sich gekehrten Vater. Sie tauschen ihre Gedanken, Sorgen und Nöte aus, die sie jahrelang nicht ausgesprochen haben, und finden schließlich eine – illegale – Lösung, die es dem Vater ermöglicht, im Haus zu bleiben und trotzdem gepflegt zu werden.
Wohin mit Vater? beruht auf dem gleichnamigen, sehr erfolgreichen Sachbuch eines Journalisten, der anonym bleiben will und muss. Denn das Leben mit einer illegalen Hilfskraft aus einem ost-europäischen Land gehört zwar längst zum deutschen Alltag, doch die Politik hat bis heute keinen Weg gefunden, diesen hart arbeitenden Frauen eine legale Existenz zu bieten oder diese Arbeitsform auf bezahlbarer Weise zu legalisieren.
Jens Müller von der taz ist begeistert. " Mit auf Sachbüchern basierenden Spielfilmen ist das so eine Sache. Allzu oft bewirkt die dramaturgische Aufbereitung das Gegenteil des Gewollten, gerät die Fiktion pädagogischer, als die nüchternste Dokumentation es sein könnte. Die Figuren agieren chargenhaft, weil sie prototypisch angelegt sind. Gerade das verhindert jegliche Einfühlung. Belehrung statt Emotionalisierung. … Es ist [dem Filmteam] – überraschenderweise – grandios gelungen. Nichts wirkt konstruiert."
Auch Barbara Sichtermann vom Tagesspiegel lobt das Filmteam von Wohin mit Vater?. Sie haben das “zu Tode problematisierte Thematik sozusagen wiedererweckt und mit Leben erfüllt, sie haben einen schönen, ernsten, unaufgeregten Film daraus gemacht, der bis zur letzten Einstellung fesselt. … Der Zuschauer wird Zeuge existenzieller Entscheidungen von Vater, Bruder und Schwester: Wie und wo werden wir künftig zusammen leben? Werden wir überhaupt zusammen leben?”
Richtig überzeugt hat Wohin mit Vater? die Kritikerin Klaudia Wick von der Berliner Zeitung nicht. Sie sah einen hochemotionalen ZDF-Film über den Pflegenotstand. "So sehr sich die düstere Inszenierung von Tim Trageser auch bemüht, die Unzulänglichkeiten des Pflegesystems – zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu wenige individuelle Betreuungsangebote – ins Zentrum zu rücken, drängt sich doch immer wieder die Familiendynamik als “eigentliches” Problem auf. Wer sein eigenes Altern tabuisiert, so die Botschaft an das alternde ZDF-Publikum, wird eines Morgens in einer Notlage aufwachen."
Wohin mit Vater? mit Anna Loos wird heute Abend um 20.15 Uhr auf ZDF ausgestrahlt. Wenn Euch der Film nicht interessiert, dann schaut doch in unser Fernsehprogramm, wenn Ihr Lust auf Anderes habt.