Arnie, Sly und das Comeback des Muskelkinos

05.09.2011 - 08:50 Uhr
Gestatten: Jason Momoa und seine Muskeln
Warner Bros.
Gestatten: Jason Momoa und seine Muskeln
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Ab dieser Woche prügelt sich Conan durch die deutschen Kinosäle und markiert damit das Ende eines extrem muskelbepackten Filmsommers. Feiert das muskulöse Ideal der 80er ein Revial oder bleiben Arnie, Sly und Co. ohne Erben?

Eines Tages saß ich in Predators von Nimród Antal, der eigentlich ganz nett war. Freilich musste ich im Kino ein ums andere Mal daran denken, dass Der Pianist die Rolle vom Terminator quasi geerbt hatte. Natürlich hatte sich Adrien Brody für die Rolle zurecht trainiert. Aber mal abgesehen von der Qualität des Films ist Predators ein ganz hervorragendes Sinnbild für den Wandel des amerikanischen Actionfilms in den letzten zwanzig Jahren. Die ultra-muskulösen Helden der 80er Jahre verschwanden größtenteils ins Direct-to-Video Regal und Leute wie Tom Cruise, Matt Damon und sogar Johnny Depp nahmen ihren Platz ein. Das ist nicht einmal abwertend gegenüber den drei eher schmächtigen Herrschaften gemeint. Eine schöne Abwechslung ist es indessen, dass wir dieses Jahr eine ganze Horde an heldenhaften Muskelprotzen im Kino bewundern durften.

Paul Walker? Wer ist Paul Walker?
Vorzeitig in Gang gebracht wurde die diesjährige Blockbuster-Saison bekanntlich durch den überraschenden Erfolg von Fast & Furious Five. Dessen Highlight war die “grazile” Bromance zwischen Dwayne Johnson und Vin Diesel, die den anderen Hauptdarsteller – ihr wisst schon, ich mein den dürren, blonden – fast vollkommen in den Schatten stellte. Das ist natürlich etwas unfair formuliert, aber der Moment, in dem sich The Rock und der Babynator im Dreck wälzen und einander die Seele aus dem Leib prügeln, war zweifellos das Highlight des Films und das ganz ohne geschrottete Autos.

Die geballte Muskelmasse aus dem Heist-Flick entstaubte wieder diese klassische Erwartungshaltung vieler Actionfans, welche nur das Treffen zweier Giganten hervorrufen kann. Natürlich können Vin Diesel und Dwayne Johnson als Actionhelden nicht mit Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone mithalten. Das wäre Majestätsbeleidigung und ginge vorbei an der Realität ihrer Filmografie. Heutzutage müssen wir uns eben mit kleineren großen Helden zufrieden geben. Von denen gab es auch nach dem Kinostart von Fast & Furious Five noch ein paar. So bewunderte Natalie Portman in Thor den gigantischen Thorax von Chris Hemsworth und Captain America – The First Avenger drehte sich im wesentlichen darum, wie ein Hänfling an einen ansehnlichen Bizeps kommt. Und nun haben wir Conan.

Warum diese Schwärmerei?
In den 80ern erlebte das noch junge Actionkino made in Hollywood eine Blüte, von der wir noch heute zehren. Das zeigen zum einen die geplanten und durchgeführten Remakes und Fortsetzungen von Genreklassikern dieser Zeit, zu denen Conan, Predators und Commando gehören. Zum anderen haben die vergangenen Jahre bewiesen, dass sich viele Actionfans nach den filmischen Urzeitviechern von damals sehnen. Anders ist das Comeback von Sylvester Stallone kaum zu erklären. Das basierte schließlich nicht auf seinem gescheiterten Image-Wandel. Vielmehr ging Sly mit Rocky Balboa und John Rambo ein paar Schritte zurück. Gerade John Rambo wirkt in seiner Einfachheit und Brutalität wie eine Zeitreise in eine Ära vor der gezähmten PG-13-Action.

Was viele der klassischen Actionfilme mit hohem Fleischanteil auszeichnet, ist ihre Reduktion. Einer wie Arnold Schwarzenegger gehört mit seinem geradezu übernatürlich geformten Körper selbst zu den Special Effects und benötigt keine umfangreiche Backstory, keine Konflikte von der Sorte, wie sie ein Jason Bourne austragen muss. Damit folgten die wandelnden Muckibuden wie Arnie, Sly, Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren dem klassischen Ideal des Actionhelden, das von James Bond höchstpersönlich vorgelebt wurde und addierten den körperlichen Einsatz.

Nun warten wir auf The Expendables 2, beäugen jede Casting-News mit Vorfreude und hoffen darauf, möglichst viele unserer alten Helden zusammen auf der Leinwand zu sehen. Vielleicht geht es wie schon in The Expendables erneut in ein Land mit einem fiesen Diktator. Das geschieht dann garantiert in weitaus weniger polarisierender Form, als es noch in den 80ern üblich war. Denn eines kann die Mucki-Renaissance nicht rekreieren: Den aus heutiger Sicht faszinierend wirkenden Konservatismus der Reagan-Ära, der so viele Genre-Beiträge prägte. Die Frage ist nur: Ist die Welt zu kompliziert geworden für solche vereinfachenden Filme. Und: Sehnen wir uns gerade deswegen nach ihnen?

McClane, John McClane
Ob wir in Zukunft mehr hyper-maskuline Actionhelden im Kino zu sehen bekommen, bleibt fraglich. Fans können sich darauf freuen, dass Captain America, Thor und die Jungs aus Fast & Furious Five weitere Kinoauftritte bekommen werden. Doch außerhalb der Franchises fehlt es an frischem, Testosteron-geladenem Blut. Es fehlen die entsprechend “talentierten” Nachwuchshelden. Die Einspielergebnisse von Conan fielen zudem enttäuschend aus und lassen ein Sequel unwahrscheinlich werden. Es bleibt nur die Hoffnung auf den nächsten Film mit Jason Statham (geht es noch reduzierter als in The Transporter?) und darauf, dass die alte Garde den ein oder anderen Kinoauftritt in Würde ableistet.

So müssen wir uns wohl mit den Erben von John McClane begnügen. Der erteilte den unbesiegbaren Kollegen mit den stählernen Körpern einst eine Absage, als er hoch oben im Natatomi-Plaza saß, seine blutigen Füße kurierte und weinte. Aber welcher Filmfan würde schon freiwillig auf John McClane verzichten?

Wollt ihr mehr muskelbepackte Helden à la Arnie und Sly sehen oder gehören die in die Mottenkiste der Filmgeschichte?

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