Jeden Samstag stellen wir euch einen ganz besonderen Kommentar vor. Was ihn so besonders macht? Es ist egal, auf welcher Seite er kämpft, ob strahlender Held oder dunkler Ritter, Justice League oder Secret Six, Stephanie Brown oder Jason Todd - nur eines ist wirklich wichtig: Eine Heldin da draußen war von diesem Kommentar so begeistert dass sie (oder er) ihn aus der Festung der Einsamkeit befreit und uns vorgeschlagen hat!
Der Kommentar der Woche
Selten war das "vs" in einem Titel so passend: Auf der Leinwand, im Publikum, auf moviepilot ging die Schlacht weiter. Helden bekämpften einander, obwohl sie doch eigentlich einen umwerfenden Film gesehen haben. Halt, packt das Kryptonit weg, kein Grund noch einen Robin zu ermorden - und lasst euch von Batman die Augen öffnen, warum gerade das aus Batman v Superman: Dawn of Justice einen großartigen Film macht...
Dass Batman v Superman vom Publikum gehasst wird, ist verständlich, aber beschämend. Es ist faszinierend, wie hier ähnlich wie beim letztjährigen Fantastic 4 ein Film besonders aufgrund seiner Actionarmut und seines eigenen Stils kritisiert wird. Wobei, Batman v Superman auch ein ganz anderes Problem hat. Der Film verachtet nämlich sein Publikum. Ja, dieser düstere Traum auf Zelluloid brüllt dem Mainstream Kinogänger förmlich seinen Hass ins Gesicht. Denn hatte man nach dem schon recht ungewöhnlichen Man of Steel nun einen, sich an den Konsens anbiedernden Film erwartet, so wird man enorm enttäuscht. Zack Snyder und sein Team entfernen sich nämlich eben von diesem Konsen ganz enorm, der Film dosiert seine Action fein und ufert nicht einmal in Dialogen aus. Nein, es sind die Bilder, die die Geschichte des Filmes erzählen.
Wobei,
man muss unterscheiden. Über seine Bilder taucht der Film tief in die
Charaktere hinein, wer aber das ganze Spektrum der Handlung erfassen
will, darf sich nicht in der visuellen Wucht des Filmes verlieren. Ein
anstrengender Spagat, den wohl nicht jeder Zuschauer beherrscht. Es
lohnt sich aber, sich auf diesen Film einzulassen, denn was Zack Snyder hier
inszeniert, ist nichts anders als ein obskur brutaler Fiebertraum,
angereichert mit einem faszinierenden Psychogramm zweier Helden. Auf der
einen Seite haben wir also Superman, den, ja man muss schon Gutmenschen
sagen. Er kämpft mit sich und seiner Position in der Welt, will aber
dennoch nicht von seinem Kurs ablassen. Auch wenn Batman weitaus
interessanter ist, so bleibt Superman am Ende des Films der wahre
Held. Doch Batman dürfte wohl das Aushängeschild des Films sein und das
völlig zurecht.
Ben Afflecks Performance ist verboten gut, die Wut
und Verbitterung Batmans wird hier bedrückend auf die Leinwand
transportiert. Afflecks Batman ist eine optisch recht beeindruckende
Erscheinung, und der Horror des Fledermausmannes wird durch seine
erstaunliche Brutalität noch um ein Vielfaches gesteigert. Die pure
Leinwandpräsenz von Batman reicht schon, um den Adrenalinpegel zu
erhöhen. Was Snyder dann inszenatorisch aus dem Charakter macht, ist
einfach genial. In einer alptraumhaften Horrorsequenz darf die
bedrohliche Gestalt das erste und auch das letzte Mal im Film auftreten.
Doch auch Batmans Charakterentwicklung ist recht interessant.
Im
opulenten Opening wird der dunkle Ritter im Tod geboren, im ähnlich
opulenten Finale im Tod wiedergeboren. Er ist allerdings ein anderer
Mensch, vielleicht hat er endlich den Unterschied zwischen richtig und
falsch gelernt, den er im Film nicht kannte. Denn Batman tötet auch. Ja,
bei Batman v Superman darf man schon Zack Snyder entfesselt erleben.
Der
Film ist keineswegs familientauglich, er ist über weite Strecken
unangenehm bizarr und teilweise recht komisch komponiert. Wenn er dann
auch noch, von Drama über Horror bis hin zu Dystopie, jedes Genre
abzudecken sucht, kann man sich dem Eindruck nicht entziehen, hier eine
Groteske auf der Leinwand zu erleben. Das mag dann auch durchaus richtig
sein, aber nur weil es anders ist, muss es nicht gleich schlecht sein.
Und das ist Batman v Superman. Anders.
Ein Film, der sehr wenig Action hat, und doch seine Geschichte visuell vermittelt, der tief in seine Charaktere einsteigt, das aber kaum über Dialoge tut. Snyders Inszenierung ist trotz des eher ruhigen Stils voller Energie, voller Wut, voller Hass, voller Hoffnung. Der empathielose Batman trifft auf den liebevollen Superman. In einer der besten Szenen des Filmes erkennen sie dann, was sie vereint, vor allem erkennt Superman (und eventuell auch der Zuschauer), wer Batman ist. Ein traumatisiertes Waisenkind. Diesen Aspekt hat im Endeffekt jeder Regisseur, der sich dem Charakter Batmans annahm, thematisiert, aber keiner hat ihn so eindrucksvoll wie Zack Snyder umgesetzt.
Zack Snyders Film ist Eskalationskino, sowohl Emotionen als auch Action betreffend. Hier endet eine aufregende Batmobil-Verfolgungsjagd in einer atemberaubenden Dialogszene. Stichwort: „Sag mir, kannst du bluten?“. Es macht sich schon ein gewisser Eindruck breit, und ja, Batman v Superman ähnelt den Trailern kaum. Nicht nur, dass diese tatsächlich recht wenig Handlung vorwegnehmen, nein, sie lassen auch ein Avengers-Action-Spektakel vermuten.
Es ist nur schade mitanzusehen, wie die Menschen
enttäuscht sind, wenn sie anstatt des flachen Actionspektakels ein
packendes Drama bekommen, ein apltraumhaftes Monstrum von Film, dass
sich nur von denjenigen entwirren lässt, die bereit sind, ihre üblichen
Sehgewohnheiten einmal zu ignorieren und sich auf etwas Neues
einzulassen. Denn so etwas wie Batman v Superman hat man garantiert
nicht gesehen. Dass es so einen Blockbuster überhaupt im aktuellen
Mainstream Kino gibt, ist schon ein Wunder. Warner wollte offensichtlich
so schnell Marvels Vorsprung aufholen, dass sie in all der Eile ganz
vergessen haben Zack Snyder künstlerisch einzuschränken. Großartig.