So sehr, wie The Boys aktuell als die Satire diskutiert wird, sollte man meinen, diese Serie hätte die Superhelden-Dekonstruktion erfunden. Tatsächlich hat sie aber einen 10 Jahre älteren Vorgänger, der ebenfalls mit einer ganzen Menge Tragik, Kritik und Sozialkommentar aufwarten kann. Der seiner Zeit voraus war. Nur eben … etwas anders. Und etwas britischer.
Die Rede ist, einige werden es vielleicht geahnt haben, von Misfits. Eine bunte Truppe unangepasster „Problemfälle“, zufällige Superkräfte und der Irrsinn des Alltags. Das alles mit zukünftigen Stars ebenso erwachsener Serien wie Game of Thrones, The Umbrella Academy und Preacher. Spaßig? Oh ja. Hart? Allerdings. Aber auch einfühlsam. Und gerade im kostenlosen Freevee-Channel bei Amazon Prime streambar.
In Misfits bei Amazon Prime bekommt eine Gruppe jugendlicher Straftäter plötzlich Superkräfte
Ein Gemeindezentrum, eine Gruppe junger Straftäter in ihren schicken orangen Overalls und viel Aufräumarbeit. So beginnen die Sozialstunden für die selbstbewusste Alisha (Antonia Thomas), Curtis (Nathan Stewart-Jarrett), Kelly (Lauren Socha), Nathan (Robert Sheehan) und den schüchternen Simon (Iwan Rheon) zunächst ganz normal. Doch dann zieht buchstäblich ein Sturm auf.
Das Gewitter, das sich an diesem schicksalhaften Tag zusammenbraut, ist kein gewöhnliches. Das merkt die Gruppe schnell und versucht, sich in Sicherheit zu bringen. Doch es hilft alles nichts: Die Fünf werden vom Blitz getroffen. Kurz darauf stellen sie fest, was für Folgen dieser Tag hat.
Plötzlich haben sie alle – bis auf den enttäuschten Nathan – ungewöhnliche, übernatürliche Fähigkeiten entwickelt. Sofort beginnt eine wilde Phase voller Experimente und Übermut, die aber auch ihre Kehrseiten hat und die Truppe ganz schön in Schwierigkeiten bringt. Und dann wäre da noch die Frage: Was ist denn nun mit Nathans Kräften?
Misfits ist eine extrem clevere und bitterböse Auseinandersetzung mit Superkräften und realen Problemen
Misfits nähert sich dem Thema Superheldentum auf einem ganz anderen Weg als The Boys: Hier stehen völlig überforderte, ganz normale Menschen im Vordergrund, die ohne ein böses System im Nacken oder Star-Status mit einer außergewöhnlichen Situation umgehen müssen. Die alle ihre Fehler und Macken haben, dabei aber eher selten den Planeten gefährden. Nur manchmal.
So ist es Misfits möglich, sich ebenso intim wie überzeichnet mit dem völligen Chaos des Lebens auseinanderzusetzen. Superkräfte sorgen hier für happige Gewaltspitzen und urkomische Momente – halten aber vor allem eine Lupe über ganz simple, ganz persönliche, fast schon banale Themen: Identitätsfindung, persönliche Grenzen, Selbstbestimmung, erste ernsthafte Beziehungen, Sexualität und Moralempfinden.
All diese Themen verbleiben stets im Mikrokosmos wahrlich einzigartiger Figuren. Surreale Momente ergeben sich organisch aus dem schwarzhumorig-britischen Setting und den Eigenheiten der Protagonisten. Blut und Sex sollen weniger Tabus brechen, als vielmehr die Probleme junger Erwachsener verarbeiten. Das zieht in einen magischen Bann aus Vertrautheit und Übernatürlichem – und manchmal gibt’s sogar Zombies dazu.
Wer Lust auf eine charmante Alternative zu The Boys hat, kann Misfits jetzt im Freevee-Channel bei Amazon Prime ansehen.