Schwachheit, Dein Name ist Weib hieß es noch zu William Shakespeare-Zeiten und der Ausspruch aus Hamlet zieht sich bis in die heutigen Tage. Aber es stimmt natürlich nicht und die Einfluss des ach so schwachen Geschlechts ist überall zu bemerken: Das zeigt eindeutig auch die diesjährige Berlinale. Noch nie waren so viele Regisseurinnen im Wettbewerb vertreten, nämlich vier (Maren Ade, Annette K. Olesen, Sally Potter, Claudia Llosa). In vielen Filmen geht es um Frauen, die ohne viel Worte oder große Gesten ihr Leben leben. Ob sie nun stark genannt werden oder nicht: Sie stehen im Mittelpunkt.
Etwa Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten, in dem Michelle Pfeiffer um ihren jüngeren Liebsten kämpft und die Vergänglichkeit der Liebe erfahren muss; in Katalin Varga, der den Rachefeldzug einer vergewaltigten Frau in Transsilvanien zeigt. In Eine Perle Ewigkeit kämpft sich eine Frau in Peru aus der Angst heraus. In My One and Only ist es Renée Zellweger, die sich in den 1950er Jahren für ihre Freiheit und ihre Söhne einsetzt. In Alles über Elly wird um eine verschwundene Frau gerätselt. In Happy Tears kümmern sich zwei Schwestern – Demi Moore und Parker Posey – um ihren alten Vater. Kleiner Soldat blickt ebenfalls auf zwei Frauen. In Sturm sind es zwei Frauen, die für Recht beim Kriegsverbrechertribunal in Den Haag kämpfen. Frauenthemen überall, starke Frauen in vielen Filmen.
Und nicht nur auf der Leinwand, auch auf dem Roten Teppich waren es in diesem Jahr die Damen, die an den Fans vorbeiflanierten: Kate Winslet, Michelle Pfeiffer, Demi Moore, Renée Zellweger, Julie Delpy standen im Mittelpunkt. Nicht überall stieß dies auf Gegenliebe: Harald Martenstein im Tagesspiegel jammert und wünscht sich endlich mal wieder einen männlichen Held, der sympathisch, klug, unkorrupt sein und auch Worte sprechen darf. Eben keinen Loser und keinen, der sich schon in den ersten Filmminuten als Arschloch erweist. Der Kolumnist fühlt sich in diesem Berlinale-Jahr unter Tonnen von Altfrauenfantasien begraben. Andere sehen das naturgemäß nicht so extrem: Katja Nicodemus in der Zeit bewundert diese Filmheldinnen einfach. Gern würde sie sie auch ein bisschen vor der Welt beschützen, wenn sie durch Kriegsverbrechen und Kinofantasien wandeln, ernst und eins mit sich selbst und ihrer Sache. Und Daniel Haas im Spiegel wird den Eindruck nicht los, dass reife Frauen auf der Berlinale noch einmal ihre Chance bekommen. Sie ringen ihren Rollen so viel Würde, Charme und Grandezza ab als irgend möglich.
Die Entscheidung der Jury, wer den Silbernen Bären als Beste Darstellerin bekommt, wird in diesem Jahr besonders schwer fallen. Am Samstag wissen wir es!