Queen Elizabeth hat den Dracula, den Sohn der Finsternis, der den Menschen das Blut aus den Ader saugt, in den Adelstand erhoben. Das britische Empire ehrt so Christopher Lee, der wie kein anderer den Vampirfürst gespielt hat, eindrücklich, mit erotischer Ausstrahlung, balancierend zwischen Gier und Sehnsucht, Sadismus und Verletzlichkeit. Dazu kommen noch seine anderen Monsterrollen wie der Frankenstein, die Mumie oder Fu Man Chu usw. usf. In mehr als 250 Rollen war der Schauspieler bisher zu sehen.
Christopher Lee ist der wohl der einzige und legitime Nachfolger der großen Horror-Darsteller Boris Karloff und Bela Lugosi, spielt Mitte der 1950er Jahre in Remakes Frankenstein in Frankensteins Fluch wie den Vampirfürst in Dracula. Mit beiden Darstellungen wird er schlagartig zum Horrorstar. Er strahlt eine Würde aus, durch die die Monster geradezu faszinierend wirken. Er ist jugendhaft-athletisch und elegant, blutrünstig aus Langeweile und Frustration. Keiner kann – auch wenn die Produktionen häufig schlecht und billig sind – dem Horror-Darsteller das Wasser reichen und so sucht er immer noch einen legitimen Nachfolger.
Dazwischen ist der Schauspieler aber auch in Komödie zu sehen, etwa in Das Privatleben des Sherlock Holmes (1970) von Billy Wilder, in Western wie In einem Sattel mit dem Tod (1971) von Burt Kennedy. Er ist in Sexfilmen präsent wie auch als Bösewicht im James Bond-Universum oder in den Edgar Wallace-Filmen: Er hat sich in vielen billigen Filmen verheizen lassen, aber dabei nicht sein schauspielerisches Niveau verloren. Dem jüngeren Publikum dürfte er als böser Saruman in der Herr der Ringe-Trilogie oder als Sith-Lord Count Dooku in den Star Wars-Episoden in Erinnerung sein.
Die Wenigsten wissen, dass der Schauspieler auch musikalisch viel auf dem Kasten hat. Er absolvierte eine Ausbildung als Opernsänger und sang vor seiner großen Zeit als Schauspieler in diversen Opernhäusern. In einigen seiner Filme kann er auch als Sänger bewundert werden, etwa in The Wicker Man (1973).
Wir freuen uns für den Schauspieler und hoffen, dass er noch des öfteren auf der Leinwand zu sehen sein wird.