Diesen Ruf wird Daniel Radcliffe wahrscheinlich nie mehr los, aber er, der Harry Potter über so viele Jahre hin unglaublich gut dargestellt hatte, hatte einem kleinen Mädchen während einer schrecklichen Zeit das Leben gerettet.
Ich war neun, als ich Harry Potter anfing zu lesen und mit 11 kam der Film ins Kino. Ich weiß noch, wie ich, als mein Vater die Karten für Der Schuh des Manitu kaufte, ich mich umdrehte und da ein riesen Pappaufsteller stand, der mich darüber aufklärte, dass mein über alles geliebter Zauberlehrling seinen Weg auf die Leinwand gefunden hatte und es im November so weit sein sollte. An dem Nachmittag rannte ich zu meiner besten Freundin und rief ihr freudig entgegen, dass Harry Potter ins Kino kommt. Ich war so verzaubert von Daniels blauen Augen, seinem niedlichen Gesicht und konnte es kaum erwarten.
Als es so weit war, verliebte ich mich sofort in ihn. Ich war ein verknallter Teenager, der von nun an, seinen Leonardo DiCaprio Ordner über den Haufen wurf und alles über Daniel Radcliffe sammelte. Die Freude auf die Filme lies die Zeit schneller vergehen und gab meinem Leben manchmal einen Sinn, an den ich mich klammerte, als meine Eltern sich trennten, meine Schwester von zu Hause fortlief, meine Freunde mich alle im Stich ließen und ich auf eine neue Schule kam.
Der Wechsel war kurz vor dem Start des dritten Filmes und ich konnte es kaum erwarten. Wir hatten so lange gewartet. Mehr als zwei Jahre, weil die Wandlung der drei wundervollen Teenager sich so schnell verzog, dass der Dreh immer wieder verschoben wurde. Ich bestellte viele Karten für die Vorpremiere und da ich zu viele übrig hatte fragte ich meine damalige beste Freundin. Sie schlug vor, jemanden einzuladen, der keine Tickets mehr bekommen hatte. So lernte ich meinen besten Freund Patrick kennen. Wir beide liebten die Bücher und Filme einfach nur und endlich hatte ich jemanden gefunden mit dem ich stundenlang darüber reden konnte. Und er war auch so besessen von Daniel.
Doch im Jahr 2005, fünf Monate bevor der vierte Film ins Kino kam, zog ich mit meiner Mutter nach Baden-Württemberg. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich verlor durch den Umzug meine Freunde, die all ihre Versprechen nicht hielten und ich niemandem mehr vertraute und nur noch zwei Menschen in mein Leben ließ. Ich wartete nur auf den Film. Immer wenn ich zur Schule fuhr konnte ich nur Lächeln, weil der Film mit jedem Tag näher rückte.
Zwei Jahre später durfte ich das erste Mal nach London fliegen. Es war zu der Zeit, als Daniel im Stück Equus, die Presse schockte und das Publikum, sowie auch Kritiker begeisterte. Mein Kumpel Raphael erlaubte mir aber nicht dort reinzugehen, doch jeden Tag warteten wir vor dem Bühneneingang und hofften ihn zu sehen, doch Daniel spielte, aber da er mit einer fetten Grippe flach lag, wurde er immer aus einem anderen Eingang rausbuxiert.
Als wir an einem Tag nicht da waren, weil wir nach Brighton fuhren, kam er raus und als Raphi das erfuhr, kaufte er mir zwei Tickets. Ich bin schreiend die Shaftesbury Avenue entlanggelaufen und hab mich gefreut wie ein Schneekönig. Und dann keine 24 Stunden später saß ich in dem Theater. Zitternd hielt mir mein Kumpel die Hand und dann war es soweit. Als er auf die Bühne kam, fing ich an zu heulen. Ich war ihm so nah und nie so fern. Es war einer der schönsten Abende der Welt. Die Tickets stehen noch bis heute in meinem Zimmer, so wie das Poster von dem Stück.
Dann im Jahre 2011, als der letzte Film im Kino startete bangte ich dem Tag entgegen. Der 07.07.2011 war für mich einer der schwersten Tage. Als ich die Premiere über Livestream verfolgte konnte ich nur heulen. Und dann kam der Film ins Kino. Bei der ersten Vorstellung, um Mitternacht konnte ich noch Wahrung halten, doch bei der zweiten, 13 Stunden später, keine 20 Minuten nach dem der Film anlief brach ich in Tränen aus. Der Abschied fiel so schwer und ich konnte nur weinen.
Doch Daniels und meine Geschichte war noch nicht vorbei, denn letztes Jahr erfüllte sich der Traum. Ich durfte den Ort besuchen, wo Daniel aufgewachsen war. Nach einer Taxifahrt die mich rund 240€ kostete, weil das Shuttle zu den Leavsden Studios nur für gebuchte Leute war, traf ich zerheult und mit den Nerven am Ende in Leavsden ein.
Die Tour beginnt mit dem Wandschrank aus dem Film und daneben sind die Handabdrücke der Stars. Ich legte meine Hand in Daniels Abdruck, wir haben gleichgroße Hände und da war ich ihm näher als je zuvor.
Egal wie viele große Filme und Schauspieler noch kommen, der Junge mit den blauen Augen wird für immer mein größter und liebster Schauspieler sein.
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