Wenn man an die Filme von Darren Aronofsky denkt, kommen den meisten wahrscheinlich intensive Tragödien wie Requiem for a Dream und The Whale oder Psycho-Schocker wie Black Swan und mother! in den Sinn. Dass Aronfosky sich auch mit Action und Humor auskennt, hat der Regisseur dagegen in seiner knapp 30-jährigen Karriere hinter der Kamera erst selten bewiesen.
Umso erfrischender ist sein neuer Crime-Thriller Caught Stealing, der immer wieder in komödiantische Gefilde abdriftet, jedoch nichts von dem typisch visuellen Einfallsreichtum und der dramaturgischen Härte Aronofskys einbüßt. Ganz im Gegenteil: Er entfesselt darin eine atemlose und wendungsreiche Fahrt durch ein dreckiges New York der 1990er, mit starken Performances von Austin Butler und Zoë Kravitz.Caught Stealing: Ein gebeutelter Austin Butler auf einer knallharten Odyssee durch New York City
Hank Thomas (Butler) hatte einmal eine rosige Zukunft als Baseball-Spieler vor sich, bis ein Unfall alles veränderte. Viele Jahre später arbeitet er als Barkeeper im East Village in New York City und verbringt seine Freizeit mit dem Anfeuern seines Lieblingsteams, der Giants, und seiner Freundin Yvonne (Kravitz), mit der es langsam ernst wird. Auch wenn er sich das Leben nicht immer so vorgestellt hat, will er sich nicht beschweren.
Seine ruhige Existenz wird jedoch von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt, als ihn sein Punk-Nachbar Russ (Matt Smith) darum bittet, während seiner Abwesenheit auf seine eingensinnige Katze aufzupassen. Denn plötzlich stehen gleich mehrere Gangster vor der Tür, der für die ungeahnten Verbrechen von Russ den Kopf hinhalten soll. Auf der Flucht vor zwei Russen, zwei orthodoxen Juden, einem Puertoricaner und einer FBI-Agentin treibt es Hank auf eine mörderische Odyssee durch New York, bei der ihn auch seine Vergangenheit abermals einholt.Schaut hier den Trailer zu Caught Stealing:
Wenn Hank seine Barschicht beendet und an einem lauen Abend im East Village von seiner Freundin Yvonne abgeholt wird, sieht das auf den ersten Blick nach einem entspannten und verdammt coolen Leben in der Metropole aus, das von Hedonismus und einer guten Zeit geprägt ist. Wenn Hank wenige Stunden später aus einem Albtraum erwacht, der uns den Hintergrund seiner Situation erklärt, beginnen wir zu verstehen, dass dieses Leben nur auf der Oberfläche rosig erscheint.
Denn während Yvonne zur Arbeit geht, bleibt Hank nahezu hilf- wie ziellos in seiner Wohnung zurück und wartet auf die nächste Barschicht, den nächsten Abend, an dem er sich volllaufen lassen kann und den nächsten Sex, der ihn aus der Realität herausholt. Aronofsky gelingt es in diesem ersten Drittel eindrücklich, ein umfassendes und nachvollziehbares Bild seines Protagonisten und dem atmosphärischen Milieu zu zeichnen, das ihn umgibt.
So wirken die vielen turbulenten Entwicklungen nach dem Drehbuch von Romanautor Charlie Huston, die danach noch folgen sollen und zeitweise ins Absurde hätten abdriften können, tatsächlich zu keinem Zeitpunkt an den Haaren herbeigezogen. Aronofsky hält uns immer dicht bei seinem Protagonisten, der in eine Wendung nach der anderen verstrickt wird und versucht, mit der neuen Hölle, die gerade auf ihn hereingebrochen ist, umzugehen.
Caught Stealing glänzt mit einer glaubhaften Atmosphäre und visuellem Einfallsreichtum
In körnigen Nahaufnahmen, POV-Shots oder wilden Kamerafahrten, untermalt mit dem eigens für den Film geschriebenen Score der britischen Band Idles, folgen wir Butlers Hank durch New York, wo alles möglich zu sein scheint und gleichzeitig alles erwartet werden muss: Denn während die Menschen um ihn herum sterben wie Fliegen, wird auch nicht vor drastischen Gewaltdarstellungen zurückgeschreckt. Hier kommt der Schockfaktor zum Tragen, den wir aus anderen Filmen Aronofskys wie etwa Requiem for a Dream oder The Whale gewohnt sind und der auch in Caught Stealing absolut keine Gefangenen macht.
Trotz all der Tragik, die auch Hanks Geschichte durchzieht, wird die Stimmung aber immer wieder aufgelockert, was neben der temporeichen Inszenierung und der Katze als heimlichen Scene-Stealer vor allem durch die Nebenfiguren der Gangster gelingt, die beinahe schon wie Karikaturen in die Geschichte eingeflossen werden. Was schon auf dem originalen Filmposter mit "Zwei Russen, zwei Juden und ein Puertoricaner kommen in eine Bar" angekündigt wird, sorgt auch hier gleichzeitig für Lacher und Kopfschütteln, wobei diese maximale Überzeichnung und das Aufbrechen des Kulturenclashs im East Village natürlich gewollt sind.
Während etwa Liev Schreiber, Bad Bunny, Carol Kane oder Regina King für erinnerungswürdige Szenen sorgen und andere Gesichter sich dagegen eher weniger stimmig einfügen, ist und bleibt Caught Stealing Austin Butlers Film, der sich in dieser atemlosen Fahrt immer wieder übertrifft und beweist, dass er im richtigen Setting niemanden braucht, um einen Film alleine zu tragen. Auch wenn Hank auf den ersten Blick so womöglich nicht der interessanteste Held ist, den man sich hätte vorstellen können, macht es doch verdammt viel Spaß, seiner Geschichte auf der großen Leinwand zu folgen.
Caught Stealing startet am 28. August 2025 in den deutschen Kinos.