Das Schattendasein des Deutschen Filmpreises

09.03.2011 - 08:50 Uhr
Die Lola
Deutsche Filmakademie
Die Lola
16
5
Jedes Land braucht seinen eigenen großen Filmpreis und die Deutschen haben ihre Lola. Anlässlich der baldigen Bekanntgabe der Nominierungen 2011 spekulieren wir über die Bedeutung des Deutschen Filmpreises für die Gewinner und die Zuschauer.

Die Briten haben die BAFTAs, die Franzosen den César und die Spanier ihre Goyas. Seit ein paar Jahren hat auch der wichtigste deutsche Filmpreis einen schönen Spitznamen. Er nennt sich Lola und greift damit in die bunte Kiste der deutschen Filmgeschichte von Josef von Sternberg (Der blaue Engel) über Rainer Werner Fassbinder (Lola) bis hin zu Tom Tykwer (Lola rennt). Ein genialer Streich ist die Namensgebung im Grunde, aber sie versinnbildlicht auch die Spannungsfelder, in denen sich die Auszeichnungen wie viele andere Filmpreise seit ein paar Jahren befindet: diejenigen zwischen Kommerz und Kunst, Zuschauererfolgen und Arthouse-Filmen.

Am Freitag werden die Nominierten für den deutschen Filmpreis 2011 bekanntgegeben. Dann streiten die Feuilletons der großen deutschen Zeitungen wieder darüber, ob die Wahl zu Mainstream-freundlich oder doch abgehoben ist. Vielleicht meldet sich auch Til Schweiger zu Wort, um sich darüber zu echauffieren, dass Kokowääh nicht nominiert ist. Das übliche eben. Zur Vorauswahl für die diesjährige Verleihung gehören so unterschiedliche Filme wie Almanya – Willkommen in Deutschland, Drei, Goethe!, Jud Süß – Film ohne Gewissen und Poll. Doch ein eindeutiger Favorit wie Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte fehlt.

Obwohl die Zeremonie selbst gerne vorgibt, nach Höherem zu streben, löst die Bekanntgabe der Gewinner bei vielen Filmfans jedes Jahr höchstens ein müdes Schulterzucken aus. Oftmals fehlt einfach der Überraschungsmoment. Wenn etwa der deutsche Oscar-Beitrag alle Preise abräumt, ist das Timing, die Verleihung im April abzuhalten, gelinde gesagt unvorteilhaft. Doch gibt es für den Deutschen Filmpreis überhaupt eine Alternative? Die Deutsche Filmakademie sagt seit einigen Jahren: Jein.

Seit Jahren versucht sich der Deutsche Filmpreis an den großen Bruder/Opa/Urgroßvater Oscar anzunähern. Die Einführung der deutschen Filmakademie ist so ein Schritt gewesen. Zwischen 2003 und 2005 wurde die viel kritisierte Kommission abgeschafft, die Akademie gegründet, die einen wesentlich größeren Einfluss der Filmemacher garantierte. Immerhin 1200 Mitglieder umfasst die Vereinigung jetzt. Doch so richtig möchte sich der Deutsche Filmpreis nicht dem gängigen Schema der größeren Nachbarn verschreiben. Denn wenn es um die Abtötung jeglicher Spannung geht, ist die Belohnung von drei Filmen in der wichtigsten Kategorie eine ganz hervorragende Methode. In Bronze, Silber und Gold wird der Preis für den besten Film verliehen wie bei einer Olympiade – mit einem kleineren Teilnehmerfeld.

In den Problemen des Deutschen Filmpreises liegen jedoch auch seine Vorzüge begraben. Der dreifache beste Film hat natürlich einen Grund: das schnöde Geld. Knapp 3 Millionen Euro werden jedes Jahr unter den Nominierten und Gewinnern aufgeteilt. Dieses Preisgeld muss in neue Produktionen umgesetzt werden. Damit fördert die Deutsche Filmakademie (mit Hilfe von Steuergeldern) die heimische Industrie und verlässt sich nicht auf die hoffnungslose Aussicht, die Auszeichnungen allein hätten Auswirkungen auf die Ticket- und DVD-Verkäufe. Das gelingt nur den Oscars. Dass die Deutsche Filmakademie sich selten dem reinen Mainstream-Geschmack anbiedert, wenn überhaupt dem Arthouse-Mainstream, macht im Kontext dieser Tatsache umso mehr Sinn.

Doch gleichzeitig haben die Lolas ein ähnliches Problem wie der Oscar. Ringen kleinere oder wenig erfolgreiche Filme um den Preis, interessiert das einen geringeren Anteil von Zuschauern. Ein Sendeplatz am Freitag gegen 22.00 Uhr ist da nicht förderlich. Um die 2 Millionen Zuschauer sahen die Verleihung letztes Jahr. So schwankt die Verleihung spätestens seit Gründung der Akademie zwischen dem Möchtegern-Glamour einer Unterhaltungsshow, der nie ganz erreicht wird, und der Feier von anspruchsvollen Arthouse-Filmen. Auch am 8. April 2011 wird dieser Widerspruch nicht aufgelöst werden. Wenn das überhaupt möglich ist.

Wie sieht’s aus: Schaut ihr euch den Deutschen Filmpreis an oder habt ihr besseres zu tun?

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News