Wallander ist super, jedenfalls gelesen. Die Verfilmungen, bisher mit Rolf Lassgård für das schwedische Fernsehen und mit Krister Henriksson für das ZDF, waren dagegen nicht so prickelnd. Die Vorlagen von Hennik Mankell sind alle spannend und überzeugen durch den Scharfsinn des Kommissars und den philosophischen Tiefgang. Nun haben sich ARD und BBC zusammengetan und drei der Fälle des etwas grübelnden, aber auch sensiblen Kommissars, der im hohen Norden auch unter Depressionen leidet, einsam seinem Tagwerk nachgeht und außer zu seiner Tochter keine wahren Bindungen eingeht, neu inszeniert. Kommissar Wallander: Die falsche Fährte, Kommissar Wallander: Die Brandmauer und Kommissar Wallander: Mittsommermord werden über Pfingsten auf der ARD laufen und sollen uns die Feiertage versüßen. Und – wie Kritiker meinen – lohnt sich das Anschalten des Bildschirms.
Barbara Klimke in der Berliner Zeitung nennt den Film eine der faszinierendsten Inszenierungen von Wallender-Fällen, was auch an dem Hauptdarsteller liegt. “Dass Kenneth Branagh, 48, diese Herausforderung meistern würde, war zu erwarten von einem Schauspieler, der zu den versiertesten Charakterdarstellern Großbritanniens zählt. Überrascht hat die Fernsehzuschauer auf der Insel, wo die Wallender-Serie bereits vor Weihnachten ausgestrahlt wurde, nur das Understatement seiner Figur. Denn für die leisen Töne war er bei den britischen Film- und Theaterkritikern weniger bekannt.”
Von der packend-schnellen Inszenierung und den eingebauten Schüben wohldosierter Depression ist Steffen Grimberg in der taz durchaus begeistert. Auch ihn haben besonders die Schauspieler beeindruckt. “So spielen in den Hauptrollen durchweg angelsächsische SchauspielerInnen Schweden, dass man sich mitten in London fühlen könnte – wenn nicht der Himmel so weit, das Meer so nah und die Holzhäuser so schön bunt wären. Allen voran natürlich Kenneth Branagh, der die Mini-Serie auch mitproduziert und für seinen Wallander Ende April schon den britischen TV-Preis Bafta bekam. Auch die hervorragende Kamera (”Anthony Dod Mantle (Anthony Dod Mantle)“:/people/anthony-dod-mantle) ist eher britischen Krimitraditionen verpflichtet: Sie macht ordentlich Tempo und bremst dann abrupt, manchmal springt sie hektisch von Bild zu Bild – um gleich darauf elegisch zu schwelgen.”
Auch wenn es einiges zu bemängeln gibt an der Logik der Geschichten und den halbgaren Drehbüchern, findet Harald Keller in der Frankfurter Rundschau doch lobende Worte und wieder für den Hauptdarsteller. Kenneth Branagh, “dem geschulten Theatermimen, ist nicht zu trauen, sobald er vor eine Kamera tritt, aber als Wallander – unrasiert und verlebt – stellt er alle Manierismen ab und gewährt der Figur den Vortritt. In Branaghs Darstellung wird der schwermütige Schwede zur glaubwürdigen Gestalt, während er in früheren Filmversionen nur als Idee herumgeisterte.”
Es könnte sich also lohnen, über die Feiertage den Fernseher anzuschalten. Die drei Filme laufen jeweils 21.45 Uhr am Freitag, Sonntag und Montag auf der ARD. Wenn Ihr noch mehr Informationen möchtet, dann schaut doch in unser Fernsehprogramm.