Der Film ist ein einfaches Medium. Man nimmt ein paar Menschen, lässt sie sich miteinander unterhalten, zeigt hier und da etwas nackte Haut, baut ein paar schöne Explosionen ein, und wenn der Film dann nicht lang genug ist, um an den Kassen den Überlängenzuschlag rauszuholen, baut man eben noch die eine oder andere Zeitlupe ein. Der einzige Zweck eines Films bleibt dabei natürlich die Befriedigung der Erwartungen der angenommenen durchschnittlichen Zuschauer, zwecks einer finanziellen Ausbeutung eben dieser. Außer der Film gehört zu der gehobenen Klasse der Arthaus-Filme, dann dient er der Verarbeitung der Neurosen, Komplexe und sexueller Störungen des jeweiligen Regisseurs – oder ist nur ein verlängerter moralischer Zeigefinger dieses. Im Grunde wollen alle Filmemacher entweder uns für dumm verkaufen und dafür kassieren, uns unnützerweise belehren oder sich bei uns in Form ihrer Filme ausheulen, weil sie in ihrer Kindheit nie an die Brust ihrer Mutter genommen wurde. So oder so ähnlich.
Die Filmkritik ist ein einfaches Medium. Besonders, wenn man sie als Hobby betreibt. Immerhin hat man stets einen bestimmten oder mehrere Menschen, die für das verantwortlich sind, was man eben erdulden musste. Ist das Filmerlebnis langweilig, unverständlich, schlichtweg schlecht, ist eine Erklärung dafür schnell gefunden. Inland Empire ist völlig undurchsichtig, weil David Lynch so oft meditiert hat, dass er keinen klaren Gedanken fassen kann. Antichrist ist so verstörend, weil Lars von Trier Frauen abgrundtief hasst und diesem Hass einen ganzen Film widmet. Und Man of Steel ist deswegen so ungenießbar, weil Zack Snyder zu blöd ist, einen lustigen Blockbuster zu drehen. Und all die Menschen, die im Verlauf des Films sterben, wenn Wolkenkratzer nach dem Dominoeffekt umfallen, werden nie gezeigt, weil die Macher einfach nicht daran gedacht haben, dass es sie gibt. Es ist doch ganz klar: Ein Zuschauer weiß viel mehr über einen Film als die Macher. Die haben schließlich alle nur Geld oder nackte Brüste im Sinn. Der Zuschauer dagegen, der hat das falsche Spiel längst durchschaut. Der lässt sich nicht täuschen, denn er weiß ganz genau, was hinter jeder Szene und jeder Storywendung steckt. Nämlich Selbstdarstellung in dem einen, und Pseudophilosophie in dem anderen Fall.
Natürlich denken so nicht alle Zuschauer. Viele suchen den Fehler auch erst bei sich, wenn ihnen ein Film nicht zusagt. Vielen informieren sich über den gesellschaftlichen und geschichtlichen Kontext, viele suchen nach versteckten Details, machen sich Gedanken über die Motivation der einzelnen Figuren, wenn sich diese unorthodox verhalten. Viele versuchen, Filme nicht bloß zu schauen, sondern zu sehen. Ich erinnere mich an die sicherlich streitbare, aber dennoch erfrischend motivierte Analyse zu Avatar – Aufbruch nach Pandora in einem Speaker’s-Corner-Text der letzten Wochen. Ja, man kann auch Blockbustern Inhalte abgewinnen, die über CGI-Action hinausgehen. Auch heutigen. Dafür muss man allerdings oft über das hinausgehen, was einem gezeigt wird, seinen Fokus auf das legen, was tatsächlich passiert. Doch so viele Menschen das tun, so viele andere tun es nicht.