Dem großen Regisseur Sam Mendes gelingt mit James Bond 007 – Skyfall ein großer James-Bond-Film. Nach einer furiosen Ouvertüre scheint der Agent tot zu sein. M verfaßt einen Nachruf. Doch auch wenn er plötzlich wieder aufersteht, beharrt Mendes auf seinem Abgesang. Denn eigentlich wird Bond kaum noch gebraucht. Q spöttelt, daß die Zeit der explodierenden Stifte vorbei sei und daß man einen Agenten nur noch manchmal brauche, damit ein Abzug betätigt wird. Der Krieg und die Spionage seien längst ins Virtuelle übergegangen. Bond spielt eigentlich keine Rolle mehr. Er ist ein gebrochener Held und sucht das Haus seiner Kindheit auf. Er ist nicht mehr zielsicher, wie der stotternde König George in The King’s Speech – Die Rede des Königs den Thron nicht besetzen kann, so kann Bond nicht die Rolle des Helden annehmen. Sam Mendes gibt sich ein paar ödipalen Spielereien hin. Der Bösewicht Silva, den Javier Bardem grandios ausgestaltet, ist eine Mischung aus Mephisto, Hamlet und Helmut Berger. Die angedeutete Homosexualität Bonds sollte nicht zu sehr überraschen, gilt doch: Viele Frauen bzw. Bond-Girls sind keine Frau.
Die eigentliche Heldin ist M. Sie ist die Vertreterin des alten Europas. Sie kämpft gegen die Transparenzgesellschaft, die dem Irrglauben anheimgefallen ist, es gäbe dann keine Schatten mehr. Doch Mendes geht es hier um mehr als um eine Verurteilung der Wikileaks-Affaire. In einer Welt, in der jeder durch das Internet zum Spion werden kann – schon Facebook ist reinstes Spionageforum –, ist eine Unterscheidung zwischen Freund und Feind immer schwieriger. Und auch das Private und das Öffentliche einer Person fallen zusammen, deshalb erfahren wir so viel über Bonds psychische Disposition wie nie. M hingegen tritt wie die Queen von England auf. Privates läßt sie nicht zu und auch der Zeitgeist kann sie nicht beirren. M hat Marlene Dietrichs berühmten Ausspruch “Ich gehe mich einen Dreck an!” verinnerlicht. Das macht M so souverän und leider auch so antiquiert.
Erfahrt mehr dazu in der Filmanalyse mit Wolfgang M. Schmitt jun.!
Hier geht es zum YouTube-Kanal der Filmanalyse.