Die letzte Versuchung von Martin Scorsese

17.11.2012 - 09:35 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Willem Dafoe in Die Letzte Versuchung Christi
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Willem Dafoe in Die Letzte Versuchung Christi
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Heute feiert Martin Scorsese seinen 70. Geburtstag, doch anstatt auf den Otto Normalklassikern seiner Filmografie herumzureiten, möchte ich euch meinen liebsten, weil untypischsten Scorsese-Geheimtipp ans Herz bzw. die Dornenkrone legen.

Dass es bei einem berühmten Regisseur wie Martin Scorsese überhaupt Geheimtipps gibt, klingt fast schon anmaßend. Immerhin arbeiten sich Filmjournalisten, Historiker und Fans seit Jahrzehnten an dem italo-amerikanischen Meisterregisseur ab, der heute vor 70 Jahren das Licht der Welt erblickte. Sicher hat sich aber (noch) nicht jeder moviepilot durch die umfangreiche Filmografie des berühmten Brillenträgers gewühlt. Deswegen lohnt ein Blick auf jene Filme, die für gewöhnlich weniger Aufmerksamkeit erlangen, etwa weil sie ohne Gangster, Robert De Niro oder beides auskommen. Einer davon feierte unter dem Titel Die letzte Versuchung Christi 1988 seine skandalumwitterte Premiere.

Betrachten wir seine Filmografie genauer, dann fällt auf, dass Martin Scorsese unheimlich viele Geheimtipps gedreht hat. Filme also, welche die ihm nachgesagten Markenzeichen unterlaufen. Wenn wir hier schon bei untypischen Scorseses sind, dann darf natürlich ein unterkühlter Kostümschinken wie Zeit der Unschuld nicht unerwähnt bleiben oder, um ganz früh in seinem Schaffen zurückzuwandern, das sensible Drama Alice lebt hier nicht mehr. Vom Musical über eine Kinderbuchadaption bis hin zur Thriller-Komödie hat Martin Scorsese so einige Genres in Angriff genommen. Zweimal widmete er sich in seinem Spielfilmwerk religiösen Figuren: In Kundun dem Dalai Lama und in Die letzte Versuchung Christi Jesus von Nazareth.

Versucht sich Scorsese in Kundun an den historischen Begebenheiten, die zum Exil des 14. Dalai Lama führten, basiert Die letzte Versuchung Christi auf dem gleichnamigen Roman von Nikos Kazantzakis. Dementsprechend schnell sind auch die Abweichungen von den Evangelien zu erklären, die damals 1988 zu einem Sturm der Entrüstung, diversen Verboten und dutzenden erhöhten Blutdrücken weltweit führten. Von diesem Skandal wurde Die Letzte Versuchung Christi im Grunde bis heute verschüttet, zumindest wenn es um die öffentlichen Liebesbekundungen für die Filme Scorseses geht. Mit einem kleinen Budget von 7 Millionen Dollar in Marokko gedreht, wartet die teils improvisierte Literaturverfilmung kaum mit prallen Farben und noch weniger mit komplexen Plansequenzen auf. Stattdessen wirkt das Endprodukt geradezu karg und teils unheimlich bizarr, aber dazu gleich mehr.

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