Die Liebe zum Blockbuster-Kino

01.11.2013 - 10:28 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Phase IV
Paramount Pictures
Phase IV
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Hallo Filmfreunde, hallo moviepilot, hallo Welt. Ich bin der neue Praktikant in der Redaktion und möchte mich kurz vorstellen.

Offen für jeden
Meine filmische Initiation begann mit Jurassic Park von Steven Spielberg. Meine Eltern ließen mich als Dreikäsehoch das Dinoepos mitschauen, ich ahnte von nichts. Als der T-Rex die Ziege zerreißt, war ich draußen. Wie alles, was wunderbar werden soll, begann meine Liebe zum Film so mit Angst und Schrecken. Es kamen Filme, die meinen Geschmack bis heute fast schon unfreiwillig prägen: Stirb langsam, Rambo und Braveheart – in allen Fällen: Freiheitskampf und Splatterszenen. Genau der richtige Stoff für Teenager.

Ich bin hoffnungslos dem us-amerikanischen Blockbusterkino verfallen und habe mir alles reingezogen, was damals so im Free-TV lief. Einige Zeit später sah ich dann eine Kamerafahrt in ein Ohr hinein. Blue Velvet von David Lynch. Beeindruckend auch die Amputation eines oder dieses Ohrs in Reservoir Dogs. Beides schöne Reminiszenzen an die kleine Revolution des Sehens, die Luis Buñuel mit seinem Ein andalusischer Hund losstrat: der Schnitt des Rasiermessers durch das Sehorgan. Neben die Bewegung, so in Buster Keatons halb verschollenen und Charlie Chaplins heute immer noch gefeierten Slapstick-Choreographien, trat so das Sehen aus einer anderen Sicht auf die Welt in den Mittelpunkt.

Einer, der das alles auf für mich faszinierende Weise verschmolz, war Saul Bass. Seine einzige Regiearbeit drehte sich ausgerechnet um Ameisen. Ein filmisches inszeniertes Gewimmel. Phase IV bringt Tierhorror, den Widerspruch von Kultur und Natur und die Frage, ob Vernunft nur eine menschliche Gabe ist, zusammen. Hier ging es um alles und nichts, wie in jedem guten Film. Saul Bass zeigte mir aber auch, wie herrlich Tierhorror ist. Schade, dass dieses Subgenre der Filmgeschichte immer nur stiefmütterlich behandelte wurde.

Ein Hoch auf den Bombast
Darüber hinaus bin ich an den Erzählmöglichkeiten des Mediums Films interessiert. Hier vor allem an der Selbstreflexivität der filmischen Gestaltung wie in den Body-Horror-Visionen von David Cronenberg, allen voran dem grausigen Remake von Die Fliege. Aber auch die gewaltstrotzende Perspektive von Sergio Leone auf den amerikanischen (Alp-)Traum in der Dollar- und der späteren Es war einmal…-Trilogie gehört zu meinen Lieblingen. Nicht zu vergessen das natürlich weniger bombastische, fast schon literarische Erzählen des Neuen Deutschen Films, hier vor allem das Bewältigungskino des Rainer Werner Fassbinder.

Mein Interesse am Film orientiert sich an der Gleichzeitigkeit von guter Geschichte und dem Affekt des Gezeigten, den das Auge triggert. Zumindest in Ansätzen gelang dieser Spagat zwischen „großer“ Erzählung und Auf-die-Fresse-Momenten mit Augenzwinkern dem Actionkino der 1980er Jahre. Die Sprödigkeit und sarkastische Selbstverliebtheit der Großproduktionen dieser Filme mit Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone und Co. gilt heute zu Recht als reaktionär. Dagegen frage ich mich aber, wie wir uns an die Hans Zimmer Beschallung und Lense-Flare-Effekte des heutigen Bombastkinos mit all seinen nichtssagenden Doofcharakteren erinnern werden. Zumindest brauchen wir vor Steven Spielbergs Wort von der „Implosion“ des Kinos keine Angst zu haben. Das heißt, sobald die Big-Budget-Produzenten (ausgenommen Michael Bay) erkannt haben werden, dass Damon Lindelof und J.J. Abrams die Lizenz zum Drehbuchschreiben und Filmemachen entzogen gehört. Dann können wir der Zukunft des Unterhaltungskinos freudig entgegen sehen! Ich hoffe auf diesen Moment.

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