Die Säulen der Erde als mittelalterliche Seifenoper

15.11.2010 - 09:01 Uhr
Rufus Sewell & Matthew Macfadyen planen die neue Kathedrale
Tandem Productions/Pillars Productions/Sat 1
Rufus Sewell & Matthew Macfadyen planen die neue Kathedrale
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Ab heute Abend zeigt SAT 1 in vier Teilen die Bestseller-Verfilmung Die Säulen der Erde von Ken Follett. Wir sagen euch, ob ein Einschalten lohnt.

Die lang erwartete Verfilmung des Bestsellers Die Säulen der Erde von Ken Follett wird ab heute Abend an vier Montagen auf SAT 1 gezeigt. Die Mini-Serie hat thematisch viel zu bieten: Es geht um eine Auseinandersetzung um die Thronfolge, den Bau der größten Kathedrale der Welt, den Baumeister Tom und die Aussenseiterin Ellen, ihren Sohn Jack, der sich in ein Adelsfräulein verliebt und noch einiges mehr.

Die Pressestimmen bewegen sich im Mittelmaß, loben oftmals die Schauspieler, sehen die Geschichte von Die Säulen der Erde aber zu überladen.

Peter Zander von der Welt belächelt bei Die Säulen der Erde das Telenovela-Format und meint, dass der Zuschauer überfordert sein könnte. “Während im Original der sogenannte Cliffhanger die Spannung auf die nächste Folge vorbereitet, jagt in der deutschen Ausstrahlung nun ein Schlusspunkt den nächsten. Das Mittelalter als Telenovela, als Seifenoper. Daran ist auch Herr Follett ein wenig schuld. Weil in den acht Stunden Sendezeit eine Unzahl von Figuren, Intrigen und historischen Fakten auf den Zuschauer niederprasseln, die ihn in dieser Dichte überfordern könnte.”

Auch Nikolaus von Festenberg vom Spiegel hat mit Die Säulen der Erde eine Seifenoper mit der Grundhaltung “nur die Liebe zählt” gesehen. “Was, wieso, welcher König und welcher Graf Mitte des 13. Jahrhunderts Ritterräuber und Edelmanngendarm spielte – ziemlich egal und absolut identitätsirrelevant. Hauptsache, des modernen Menschen Fernsehklischees werden ins Mittelalter gespiegelt, wozu der Biedersinn der Soapwelt gehört, dass nur die Liebe zählt und der Optimismus des Fortschritts Grundlage des Lebens in allen Epochen gewesen sei.”

Joachim Huber vom Tagesspiegel findet es erwähnenswert, dass besonders die Frauen faszinieren, “weil sie erstaunlich selbstbewusst, wenn nicht emanzipiert agieren” und sieht in Die Säulen der Erde “großes, aber nicht großartiges Fernsehen”. Allerdings hat auch er Kritik: “In dem Tohowabohu der schlimmen Ereignisse ist der Vierteiler kurz davor zu überhitzen. Die Sehnsucht nach detailfeiner Ausmalung, die zahlreichen gefallsüchtigen Handlungsstränge bringen den Erzählbogen schier zum Einsturz, keine Spur von einem besonderen Rhythmus. Der Film kommt von Szene zu Szene wie ein Maurer von Stein zu Stein.”

Probleme mit den vielen Erzählsträngen hat auch Angelika Wölke von Der Westen. Doch die Kritikerin ist gespannt: “Sind die Eckpfeiler der Geschichte eingeführt, entwickelt der Film sein Faszinosum. Aufwändige Kulissen, ein wahres Heer an Statisten und der hochkarätig besetzte Schauspielerstab lassen über leichte Drehbuchschwächen und einige recht platte Dialoge hinwegsehen.” Teil 2 von Die Säulen der Erde wird also von ihr sehnsüchtig erwartet.

Nadja Naumann von der Mitteldeutschen Zeitung erfreut sich den Schauspielern Donald Sutherland und Anatole Taubman, der “einmal mehr sein schauspielerisches Talent entfaltet”. Doch besonders hat es ihr eine Schauspielerin angetan. “Die positivste Überraschung ist allerdings Natalia Wörner, die ihre Rolle einer unbeugsamen Frau hervorragend und überzeugend spielt.”

Die Säulen der Erde wird heute um 20.15 Uhr auf SAT 1 gesendet, die weiteren 3 Teile könnt ihr euch dann am 22. und 29. November sowie am 6. Dezember ansehen. Wenn euch das Mittelalter nicht interessiert, dann findet ihr vielleicht etwas anderes in unserem Fernsehprogramm.

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