Kurz ein paar Kriterien:
Es zählen nur veröffentlichte Langspielfilme als Regisseur*in. Ob vorher schon in anderer Funktion an Filmen mitgearbeitet wurde fällt hier nicht ins Gewicht.
Viel Spaß!
The Chaser - Hong-jin Na
Dieser
südkoreanische Thriller hat wie so viele, als zentrales narratives
Mittel, die Rache als Thematik. Die Inszenierung Koreas als kalte, nasse
Welt durchtrieben von Pessimismus und rohen Gewaltspitzen zeigt ein
Abbild einer zerbrochenen Gesellschaft die nie zur Ruhe kommt. Trotz
zwischenzeitlich aufkeimender Melancholie und der Einbringung einiger
Humorspitzen, wird einem irgendwann klar, dass hier niemand Erlösung
finden wird.
Get Out - Jordan Peele
Jordan
Peele zeigt sich schnell als Meister darin, mit unseren Erwartungen zu
spielen. Schicht für Schicht defragmentiert er die so liberale
bürgerliche Mitte und demaskiert ihren grundlegenden Alltagsrassismus.
Dabei erzählt er auch noch einen spannenden und handwerklichen
hervorragenden gemachten Genrefilm, der diese beiden Facetten spielerisch miteinander
vermischt.
Lady Bird - Greta Gerwig
Sind
wir alle nicht mal ein bisschen Lady Bird gewesen? Greta Gerwig
inszeniert hier einerseits einen Coming-of-Age-Film wie er im Buche
steht, mit all den Verfehlungen, Sehnsüchten und Unbeschwertheiten der
Adoleszenz. Auf der anderen Seite stehen jedoch, diese kleinen
Feinheiten die Lady Bird von einer durchschnittlichen Teenie-Komödie
abheben - jede Menge Feingefühl und das Gespür dafür, auch mal
Unspektakuläres, scheinbar Nichtiges in den Mittelpunkt zu stellen um
ihre Hauptfigur möglichst präzise zu charakterisieren, die sonst so
tänzelnd und lebhaft durch ihre Jugend fliegt.
Hunger - Steve McQueen
Wie weit ist man bereit zu gehen? Für den Widerstand, für Überzeugungen, für das Leben, für die Freiheit.
Steve McQueen
reizt diese Frage bis zur Besinnungslosigkeit aus und porträtiert die
letzten Taten eines Mannes, der sich der Freiheit verschrieb und dessen
Entschlossenheit so gewaltig war, dass er sich dieselbige nahm.
Trotz
der sehr nahen Beleuchtung Bobby Sands' wird McQueen hier niemals
politisch, bleibt neutral und besinnt sich auf die Charaktere und
verbindet damit tiefsinnige Charakterstudie und akkurates Zeitdokument.
Meisterwerk!
A Girl Walks Home Alone At Night - Ana Lily Amirpour
2014
kam dieses wunderbare Genre-Potpourri, von der iranisch stämmigen
Amerikanerin, auf die Leinwand. Fantasievoll und reich an Metaphern
zeichnet sie ein Bild der aktuellen iranischen Gesellschaft indem sie
ihren feministischen Vampirfilm irgendwo in der brodelnden Unterwelt
Teherans ansiedelt. Dabei sind Atmosphäre, Stil und Emotionen hier
bedeutend wichtiger als der eigentliche Plot. Dennoch ist es ein stilsicheres Debüt einer Regisseurin, von der wir hoffentlich noch viel sehen werden.
Außer Atem - Jean-Luc Godard
Kann
man noch viel neues schreiben über Jean-Luc Godard und seinen
Meilenstein der Nouvelle Vague. Sicherlich ist Außer Atem DER
einflussreichste Debütfilm überhaupt. Was Godard hier für die Popkultur
und vorallem für das Filmhandwerk geleistet hat wird wohl immernoch
nicht ganz so gewürdigt wie es sein sollte. Dabei ist der Film bei
weitem nicht perfekt aber genau diese Unvollkommenheit, die Roheit die
versprüht wird, macht diesen Film zu diesem Aushängeschild der
filmischen Revolution namens Nouvelle Vague.
Eine handvoll Filme aus dieser Liste würde es ohne diesen hier sicherlich nicht geben.
Pusher - Nicolas Winding Refn
Der hier ist einer dieser Filme die es womöglich nicht so geben würde, hätte 36 Jahre zuvor Godard nicht Außer Atem gemacht. Pusher ist raues, realitätsnahes dänisches Gangsterkino par excellence. Ziemlich virtuos wird hier die Trilogie um das Kopenhagener Drogen/Gangstermilieu begonnen, wobei hier der Fokus auf Frank (Kim Bodnia) liegt und spätere Hauptfiguren Milo und Tonny (Mads Mikkelsen und Zlatko Buric) hier noch eher Randfiguren sind. Toller Auftakt der Trilogie und der Karriere von einem der spannendsten Regisseure unserer Zeit.