Community

Dingo's Musikecke # 2

08.09.2016 - 17:53 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Bild zu Dingo's Musikecke # 2
RCA Nashville, Interscope, Macklemore LLC, Roadrunner, Warner Bros., Epic, ersguterjunge
Bild zu Dingo's Musikecke # 2
9
3
Der nächste willkürliche Stoß an CDs.

Miranda Lambert - Platinum

Genre: Honkytonk, Country Rock

Jahr: 2014

Anspieltipps: Little Red Wagon, Somethin' Bad, All That's Left

Miranda Lambert ist schon eine coole Socke. Sie nimmt das eher für absolut klassische und konservative Werte stehende Country-Genre und verdreht es auf freche, aber verdammt natürliche und selbsverständliche Weise in eine emanzipierte Badass-Show. Seit ihrem zweiten Album "Crazy Ex-Girlfriend" steht ihr Name in den Vereinigten Staaten für die geballte Ladung weiblicher Aggressionen. So ist sie auch Mitglied der Band Pistol Annies, die bezeichnender Weise eines ihrer Alben "Hell on Heels" nannten. Die gekreuzten Revolver über dem ersten A ihres Vornamens und am unteren Rand des Covers sollten auch dem letzten Macho zu verstehen geben, dass Miranda sie ohne viel Anstrengung im Armdrücken besiegen würde. Hinter den unschuldigen Goldlöckchen verbirgt sich eine geballte Faust und eine Unruhestifterin. Auf ihrem Opus Magnum "Crazy Ex-Girlfriend" hatte sie dabei fast schon psychotische Züge, lauerte ihrem Ex mit der Schrotflinte auf. Auf "Platinum" zeigt sie sich eher von ihrer zynischen Seite. "All That's Left" ist beispielsweise übertrieben fröhlich in Saloon-Stil gehalten, während sie ihren Freund lachelnd aus der Wohnung wirft, seine Haustiere behält und ihn nur mit seinem Wagen zurücklässt. Allgemein herrscht auf dem Album (welches übrigens tatsächlich in den USA mit Platin ausgezeichnet wurde) aber eine deutlich coolere, rockigere Stimmung. Zusammen mit Carrie Underwood macht sie auf "Somethin' Bad" die Stadt unsicher, hat ein "real good feeling somethin' bad about to happen", auf der Single "Little Red Wagon" zieht sie einen oberflächlichen Mann damit auf, dass er sie nie bekommen wird. Wem das teilweise schon zu stark überzeichnet, ja schon sexistisch ist, sollte sich den Album-Opener "Girls" anhören. Sie ist sich genau bewusst, wie sie wirkt, und wie widersprüchlich und selbstsüchtig das Verhalten der Mädchen erscheint, aber es liegt in ihrer Natur, sie möchte frei sein und sich nicht besitzen lassen. Lambert ist eine starke Frauenfigur in einem von Männern dominiertem Genre, in welchem die meisten der wenigen weiblichen Musikerinnen auch noch eher Liebeslieder einstimmen, und von daher darf, nein MUSS sie sogar so über die Stränge schlagen!

★★★★1/2 (4 1/2 von 5)


Lady Gaga - Artpop

Genre: Pop

Jahr: 2013

Anspieltipps: Aura, Applause, Venus

Ich halte Lady Gaga für eine umwerfende Musikerin und eine geniale Popkünstlerin, die bereits jetzt mit Größen wie Madonna und Prince in derselben Liga spielt, und es versteht, den Mainstream mit spleeniger und teils verstörender Kunst zu kreuzen, sodass sie sich sowohl bei der breiten Masse als auch bei Kunstfritzen großer Beliebtheit erfreut. Auf ihren besten Werken, der EP "The Fame Monster" und dem Album "Born This Way", vermischt sie einprägsame Melodien und positive Botschaften a la Katy Perry, mit schwarzer und hässlicher Ästhetik, verzerrten Geräuschen und bizarren Klängen, wie man das sonst eher von Musikern wie Marilyn Manson oder The Birthday Massacre kennt - nur mit Synthesizern statt den harten E-Gitarren. "Artpop" bietet nun nichts von all dieser Faszination. Eher kommt es als viel zu statisches, monotones und wenig charmantes Techno-Abenteuer her, dass wenige interessante Kunstkniffe und noch weniger Pop-Appeal bietet. Und ich habe dabei nichts gegen Techno, doch 2 Unlimited, U 96 und die guten alten Scooter bis anno 2007 und ihrem letzten guten Album "The Ultimate Aural Orgasm" würden sich auch bei bester Gesundheit im Grabe umdrehen. Das ist überaus schade, da sich Lady Gaga stellenweise mit talentierten Künstlern wie Infected Mushroom oder R. Kelly zusammentut - also den Fadenziehern hinter Meisterwerken wie "The Legend of the Black Shawarma" bzw. "Trapped in the Closet". Man kombiniere das mit der großen Diva Lady Gagas und der Meilenstein sollte eigentlich vorprogrammiert sein. Leider überzeugt das Werk aber nur an den seltensten Stellen, weder Gagas künstlerische noch poppige Ader blitzen wirklich durch. Die Musik klingt uninspiriert, formelhaft und mit der Zeit langweilig, die Beats, auf denen sie singt, ähneln sind zu stark und harmonieren nicht so gekonnt wie auf früheren Releases. Letzten Endes kann man sagen, das Album scheitert, weil es die 2 Komponenten, die der Titel verspricht, nicht bereitstellt, und nur 08/15-Ware liefert, die sich in Clubs wohl besser anhört als beim bewussten Anhören - da kann man vom jemandem, der so kreativ ist wie Lady Gaga schon mehr erwarten

Und ja, ich habe Scooter absichtlich erwähnt, weil sie bei meiner ersten Musikecke in den Kommentaren erwähnt wurden.

★★☆☆☆ (2 von 5)


Macklemore & Ryan Lewis - The Heist

Genre: Hip-Hop, Conscious Rap

Jahr: 2012

Anspieltipps: Thrift Shop, Same Love, Wing$

Zweimal kritisiert Macklemore auf "The Heist" den großen Wirbel um Marken und den Konsum im Hip-Hop, einmal auf überaus humorvolle Weise auf seinem großen Durchbruchssong "Thrift Shop", und einmal auf düstere, ekstatische Art, auf "Wing$". Auf ersterem gibt Macklemore mit seinem billig im Secondhandladen gekauften Ramsch an auf zweiterem setzt er den Markenkult einiger Jugendlicher als Bewegung mit religiösen Zügen aus, die Airmax werden dabei zu den Flügen, die den jungen Mack in den Himmel tragen - der ultimative Amerikanische Traum. Einmal setzt er sich auf "Same Love" für die Gleichberechtigung von Homosexualität ein und holt dabei gegen die Homophobie der Rapszene aus - "It's same rights for everyone, there is no difference!". In seinen überwältigendsten Momenten klingt "The Heist" wie eine Sammlung der überzeugendsten Meinungsreden der Weltgeschichte, Plädoyers, Erfahrungsberichte und poetische Essays zu gesellschaftlichen Themen - stellenweise verzweifelt, etwa bei der Zeile "Mom, I touched the net! - This is the best day of my life". Die Songs sind zu facettenreich, um sie in einer Albumreview würdig zu besprechen. Dabei ist Macklemore, der rappende Teil des Duos, eigentlich ein gechillter, spaßiger Typ. Und auch dieses Album steckt neben den vielen hintergründigen und expressiv vorgetragenen Episoden seine Comic Reliefs, und auch diese mit perfekter lyrischer Gewandtheit. In Songs wie "Ten Thousand Hours", "Make the Money" oder "Can't Hold Us" drehen sich um die Liebe zur Musik aund bauen dazu auf, den Arsch in die Höh' zu bewegen und sein Ding durchzuziehen. Und Macklemore steht auch nicht als Spielverderber da: er hat nichts dagegen, sich Accessoirs und Schnickschnack zu kaufen, auf den man steht - auf des Duos zweiten Album ist ein ganzer Song einem Moped gewidmet, aber das ist eine andere Geschichte - aber deutlich gegen den gesellschaftlichen Zwang, immer das Neueste und Teuerste haben zu müssen, um anerkannt zu werden.

Aber genug von Macklemore, den besten MC, den die 2010er Jahre hervorgebracht haben - ja, sogar noch vor Drake und Kendrick Lamar, aber das ist meine persönliche Meinung - das Duo besteht aus zwei gleichberechtigten Mitgliedern, und einen großen Bestandteil der Faszination sind die musikalischen Ergüsse von Ryan Lewis. Neben Kanye West ist er vermutlich derjenige Produzent, der am Weitesten über die Genregrenzen hinauslugt, und die vielen verschiedenen Stilelemente und Klänge am Kunstvollsten, Melodischsten und Bombastischsten einsetzt - mit dem Unterschied, dass Lewis fast gänzlich ohne Samples arbeitet (lediglich in 4 der 15 Songs finden sich Elemente anderer Songs wieder) und trotzdem einen ähnlich opulenten Sound erzeugt. Dabei klingt alles sehr voll und komplex, doch die Eingängigkeit der Hooks und Leitmotive wird nie außer Acht gelassen. Er besitzt auf den Werk auch einen instrumentalen Solotrack.

Ich weiß nicht, ob es "The Heist" langfristig in den Kanon des Hip-Hop schaffen wird, oder ob die beiden Ausnahmetalente dafür zu wenig im Game verwurzelt sind, klar ist für mich, dass es sich bei dem Album um ein ultimativ geniales handelt, welches zeigt, was man im Hip-Hop-Genre alles machen kann.

★★★★★ (5 von 5)


Nickelback - The Long Road

Genre: Post-Grunge

Jahr: 2003

Anspieltipps: Believe it or Not, Do This Anymore, Because of You

Aus meiner Original Album Series-Box die Vinyl-Replika (auch: billige Papphülle) herausgenommen, in meinen CD-Player eingelegt und für 40 Minuten richtig Bock auf Rock zelebriert. Ich höre genreübergreifend Musik und bin gewiss kein Rocker, schon gar nicht mit Leib und Seele, aber wenn bei Nickelback der Chorus einbricht, wird man meine schwarz-pink-türkise Gesichtsmatte aufgrund starken Headbangens durch die Luft wehen sehen wie Blätter im Herbst bei einem Wirbelsturm. Es gibt einfach den charakteristischen Nickelback-Sound - Chad Kroegers Stimme, die klingt, als hätte er Stracheldraht verschluckt, dominantes Schlagzeug, harte Gitarren, extrem poppige und einprägsame Melodien - und wenn der beim Zuhörer anschlägt, wird er durchwegs gut unterhalten. Selbst die wenigen Balladen ihrer Alben rocken in den Hooks richtig schön. Ich kann zu Nickelback wunderbar abgehen, ohne, dass der Fluss gestört wird. "The Long Road" wirkt dabei besonders cool, rau und eingängig. Es ist alles stimmig und perfekt für Leute, die Bock auf lässige Rockmusik haben, ohne Elemente mitzubekommen, die nur Rockfans abfeiern (z.B. Schreiereien aller Art), und bietet Nickelbacks ohrwurmigste Songs, die durch genial simple Melodien Catchiness bekommen.

★★★★1/2 (4 1/2 von 5)


Various Artists - Suicide Squad: The Album

Genre: Diverse

Jahr: 2016

Anspieltipps: Purple Lamborghini, Sucker for Pain, Wreak Havoc

Den Film Suicide Squad habe ich selbst noch nicht gesehen, bin mir aber sicher, dass ich ihn als genialen Blockbuster erachten werde, zumal ich zumeist besonders jene Mainstream-Action/SciFi/Comic/Fantasy-Filme als unfassbar cool und Bock auf mehr machend empfinde, mit denen die meisten Filmfans weniger anfangen können. Vor Allem, da man in Verbindung mit dem letzten 2 DC-Filmen immer wieder hört, Marvel hätte mittlerweile neue Standards gesetzt. Dabei sind doch gerade die Pre-MCU-Filme und die X-Men-Reihe die besten und spaßigsten Comicverfilmungen, und auch DC, die immer viel anarchischer, düsterer und/oder poppiger waren und sind. Aber ich schweife ab. Hier geht es um den Soundtrack zum aktuellen Film "Suicide Squad". Das Album enthält 14 Tracks der unterschiedlichsten Interpreten aus allen möglichen populären Genres, teilweise in ungewöhnlichen Kombinationen, so treffen sich Electro-Meister Skrillex (mittlerweile ja nicht mehr ausschließlich im Dubstep verwurzelt) und Rick Ross, und eine ganze Armee an Rappern (u.A. Lil Wayne und Wiz Khalifa) macht gemeinsame Sache mit den Imagine Dragons. Mit dieser Besetzung und den Songs "Purple Lamborghini" und "Sucker for Pain" beginnt das Album fulminant. Das erste ist pure musikalische Anarchie, mit brutalen Lyrics und noch brutalerem Drop, das zweite ein ruhiges, ruhiges RnB-Lied mit genüsslich gewaltgeneigtem Text und Ohrwurmqualität. Generell lebt das Album von einer eher makaberen Note und Addams Family-Mentalität. Ob wild, gewalttätig, anarchisch-provokant, selbstzerstörerisch, masochistisch, sadistisch, angstvoll - das Album findet Gefallen am Bösen und an Schmerzen. "I'm fucked up, I'm black and blue / I'm made for it, all the abuse", auf einem Track, "I torture you / [...] I'm just a sucker for pain / I wanna chain you up, I wanna tie you down" auf einem anderen. Die Coverversion von "Bohemian Rhapsody" von Panic! At the Disco kann freilich mit dem Original nicht mithalten, fügt sich aber gut in das Gedamtkonzept ein. Leider macht das Album einen kleinen Fehler, in dem es auch 4 ältere, nicht für den Film entstandene Songs auf die CD kloppt, die neben dem vielen neuen Material etwas fremd wirkt. Ein Eminem mit "Without Me" mag sich da noch halbwegs in den Sound einordnen, Creedence Clearwater Revival erscheinen vollkommen Fehl am Platz. Nichtsdestotrotz ist "Suicide Squad" ein verdammt cooler Soundtrack, der sich neben Sucker Punch, Shrek 2 und Große Haie - Kleine Fische zu meinen Lieblingssoundtracks entwickeln könnte, die aus Original-Songs von verschiedenen Interpreten besteht.

★★★★☆ (4 von 5)


Sarah Connor - Sexy as Hell

Genre: Electro-Pop

Jahr: 2008

Anspieltipps: Still Crazy in Love, Under My Skin, Touch

Auch wenn ich weiß, dass viele sie nicht mögen, und sie durch ihre Zeit als Jury-Mitglied bei X Factor auch an Ansehen verloren hat, so halte ich Sarah Connor für eine fantastische Sängerin, die in der Lage ist, durch ihre Stimme Gefühle zu transportieren, und zwischen fragiler Verletzlichkeit und unheimlicher Stärke und Kraft binnen von Sekunden zu wechseln. Sie war, bis zu ihrem aktuellsten Album, "Muttersprache", eine reine Interpretin, die hinter den Kulissen nicht mitanpackte, aber das macht nichts, da sie ihr Instrument, die Stimme, perfekt spielt. Die Musik ihrer ersten Alben - "Green Eyed Soul", "Unbelievable", "Key to My Soul" und "Naughty But Nice" - hat internationales Niveau und kann locker mit Größen wie Christina Aguilera oder Britney Spears mithalten, Produktion, Texte und Melodien gehören zur Creme de la Creme des Early 2000s Pop. Und dann irgendwann, am Höhepunkt ihrer Karriere, nimmt sie "Sexy as Hell" auf. Das Album ist ein grausames Sammelsurium an plastisch klingenden und amateurhaft klingenden Beats, merkwürdigem Vocoder, der Sarahs wunderbare Stimme hässlich elektronisch klingen lässt, und langweiligen Melodien. Dabei ist die Schuld definitiv nicht bei der Hauptinterpretin zu suchen, die sich zwar hier und da erstmals als Co-Autorin versucht hat, aber dort zumeist an 3. oder 4. Stelle steht, sondern beim Produzententeam um Kay D. Seit Beginn ihrer Karriere zeigt sich dieser bereits für den Sound der Popsängerin zuständig, doch was hier fabriziert wurde, ist - die Wortwahl tut mir leid - unter aller Sau. Genauso billig und abstoßend wie das Cover und das neue Logo, welche beide mehr auf billige Pornografie hindeuten (musste man die Dame so stark überschminken?) als auf ein eingängiges Popalbum, klingt auch die Produktion. Laut Angaben von Sarah Connor reizte sie der Gedanke, ein Clubalbum aufzunehmen. Ihrem Produzenten kamen dabei offenbar Gedanken an einen Stripclub, denn wie der Titel nahelegt, gibt es pseudo-erotische Texte, Gehauche und dicke Synthesizer, die massiv unfertig klingen. So subtil wie ein Dampfhammer, das klingt weder nach Club noch sonderlich sexy. Dabei hat man bereits 2001 mit dem Song "French Kissing" bewiesen, dass Sarah das Zeug dazu hat. Hier wirkt nicht nur alles wahnsinnig aufgesetzt, sondern auch noch wie von einem Anfänger auf einer Gratisdemo programmiert - man hört die ungefilterten, auf dem Programm vorinstallierten Soundsamples so stark raus wie man es sonst nur von Soulja Boy kennt. Ganz besonders schlimm ist das auf "Sexy as Hell", "I Believe in You" und "Your Love is Dangerous" zu hören. Trotz all des Ramsches finden sich ein paar wenige brauchbare Stücke auf der CD: auf der Ballade "Still Crazy in Love" ist sie eindeutig in ihrem Element, "Under my Skin" kommt am Ehesten an Sarahs Clubvision heran und geht stark ins Ohr. "Touch" und "Act Like You" gehen auch klar und erinnern an Britney in ihrer "Blackout" und "Circus"-Zeit. Leider sind diese 4 Songs nicht genug, um die Minuspunkte aufzuwiegen das Album zu retten. Dann doch lieber ihre ersten 4 Alben erneut hören, darauf findet sich genug Stoff für den popgeneigten Zuhörer.

★1/2☆☆☆ (1 1/2 von 5)


Ali Bumaye - Fette Unterhaltung

Genre: Hip-Hop

Jahr: 2015

Anspieltipps: BLN, 12 Cheeseburger, Same Shit Different Day

Ali auf seinem Debüt "Fette Unterhaltung" wirklich als Rapper ernst zu nehmen, fällt insbesondere schwer, da weder sein Labelchef Bushido, noch sein Kumpel Shindy, noch seine damalige Zuhörerschaft, noch er selbst, sich so wirklich bemüht haben, ihn als ernsthaften Rapper zu etablieren. Dass er 2016 mit dem Nachfolger "Rumble in the Jungle" ein großartiges Album abliefern würde und sich inhaltlich wie skilltechnisch um Welten steigern würde, war damals noch nicht abzusehen. Im Jahr 2015 war Ali noch der übergewichtige Kumpel zweier großer Namen des Deutschrap, der sich auch mal am Mic versuchen wollte. Shindy bastelte ihm ein paar schmucke Beats und half ihm sicher auch bei ein paar Lines aus, doch großteils bekommen wir auf "Fette Unterhaltung" genau das spendiert, was der Titel suggeriert. Als MC eher amateurhaft zieht der Berliner seine Stärke aus einer ordentlichen Portion Selbstironie. Das Cover und der Albumnahe deuten es bereits subtil an: sein Gewicht versucht er nicht gerade zu beschönigen. Das Album beginnt mit einem Prank Call an Shindy, der ihm etwas von McDonalds mitnehmen soll, wobei er von Satz zu Satz die Anzahl der Cheeseburger steigert. Das Intro geht in den Titel "12 Cheeseburger" über, und dann bekommt man auch gleich direkt das, was einen für die restlichen Songs erwartet: Ali, der abwechselnd amüsanten Prollrap und Dickenwitze abliefert. Da ist nichts Geniales oder Neuartiges dran, aber es macht Spaß, wirkt sympathisch und ist harmlos. Auf dem recht ernsten Track "BLN" bekommen wir aber bereits einen Vorgeschmack auf das, was noch in Ali schlummert. Damals hielt ich es für einen Song, den ein Ghostwriter verfasst hat, seit "Rumble in the Jungle" weiß ich, dass er ordentlich was auf dem Kasten hat. Zwischen Album 1 und 2 liegen Welten. "Fette Unterhaltung" ist ein interessantes Debüt, aber nicht sonderlich repräsentativ für den Künstler hinter der Musik. Dennoch ist es unterhaltsam und ausgesprochen kurzweilig, denn Charisma und Sympathien sind auf jeden Fall da.

★★★☆☆ (3 von 5)

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News