Marvel erstürmte im letzten Jahr unsere Herzen. Mit Iron Man hat der Marvel Verlag 2008 erstmals einen Superhelden aus seinem großen Reservoir von Figuren selbst verfilmt … mit Erfolg. Darauf legte das Marvel Entertainment nach und gab bekannt, welche neuen Verfilmungen mit ihren Helden in die Kinos kommen werden. Wenn sollte es überraschen: Iron Man 2 und Iron Man 2 wurden geplant; Robert Downey Jr. hatte schon für zwei weitere Filme unterschrieben. Und dann purzelten nur so die Meldungen über Drehankündigungen: Thor kommt in die Kinos. Geplant ist ebenfalls die Verfilmung von Captain America – The First Avenger. Auch Marvel’s The Avengers, ein Team von Superhelden, soll die Leinwand erobern. The Amazing Spider-Man ist ebenfalls angesagt. Comic-Fans waren begeistert, denn Marvel versprach erwachsene Verfilmungen ihrer eigenen Stoffe, innovativ und modern.
Gestern gab der Walt Disney-Konzern bekannt, Marvel Entertainment für 4 Milliarden Dollar gekauft zu haben. Das ist viel Geld und wird – da sind sich Analysten, zum Beispiel in der Financial Times relativ einig – wohl Früchte tragen. “Die Marvel-Figuren sind eine perfekte Ergänzung zum Disney-Portfolio. Spiderman, Hulk und Co. sind moderne, oft gespaltene Figuren, die ein erwachseneres und vor allem männlicheres Publikum ansprechen als die Märchen von Prinzessinnen und Meerjungfrauen, mit denen der Konzern bisher einen guten Teil seines Geldes verdient.” Mehr als 5000 Marvel-Figuren wechseln den Besitzer und da der Disney-Konzern eine gewaltige Vermarktungsmaschinerie sein Eigen nennt, werden wir bestimmt bald überschüttet mit kleinen Plastefiguren und bunten Bildchen.
Der Haken an der ganzen Sache liegt auf der Hand: Disney könnte die Kreativität des Marvel-Teams in sein Familienkonzept zwängen und dann wäre es vorbei mit den witzigen Macho-Sprüchen einen Iron Man, den depressiven Schüben eines Spiderman und der sexprotzenden Männlichkeit einen Thor. Dann wäre alles Abseitige abgeschliffen und für die Masse fein hergerichtet, in kunterbunten Wattebäuschen verpackt. Wir können nur hoffen, dass Disney bei Marvel genauso verfährt wie bei der Übernahme des ehemaligen Konkurrenten Pixar: Einkaufen, in den Konzern holen und ansonsten die Leute machen lassen. Das hat sich bis jetzt bestens ausgezahlt für alle Seiten.