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Eine musikalische Geschichte

01.03.2016 - 08:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Musik, die uns leitet
Warner Bros.
Musik, die uns leitet
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Film und Musik ist eine Kombination, die schon ewig von Erfolg gekrönt ist. Es sind unzählbare Szenen, die ohne Musikuntermalung ihre Poesie, ihre Komik oder einfach ihre Einzigartigkeit verlieren würden. Für das Märzthema von "blog me if you can" nehme ich euch mit auf eine poetische und musikalische Reise, eine kurze Geschichte, die ein ganz klein wenig autobiografisch ist.

How to: Die Titel gebenden Überschriften führen zu einem bekannten oder weniger bekannten Filmmusiktitel, der die Handlung untermalen soll. Momente oder Figuren aus den Filmen wurden mit in die Handlung eingebaut. Ihr müsst also nur: Den Link öffnen, Lied starten und währenddessen der Geschichte im langsamen Tempo folgen (Das aufgerufene Lied sollte bei richtigem Tempo mit der Länge des Textes übereinstimmen).


Kapitel I - Die Befreiung 

Die Laune der Natur

TITEL: 7. Sinnfonie in A major op.92 - II, Allegretto
MUSIKER: Ludwig van Beethoven
FILM: The Fall

Es war ein Tag wie jeder andere, dachte sie, als sie schließlich, wie immer vom Geräusch ihres Weckers unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Das Gefühl der morgendlichen Stunde war schon ewig das selbe: Eine Kombination aus selbst auferlegten Zwangs, Frust und unendlicher Ermüdung. Viel zu lange schon arbeitete ihr Kopf gegen ihren Herzenswunsch. Viel zu lange, ließ sie die Stimme der Vernunft über die ihres Herzens siegen.

Nicht weniger schlaftrunken beendete sie die morgendliche Routine, aß einen Happen und machte sich mit Schirm bewaffnet gegen akute, spontane Regenfälle auf den Weg zur Arbeit. Doch kaum hatte sie das erste Viertel des Weges hinter sich gebracht und den zweiten Kaffee am Morgen beim Bäcker erworben, erblickte sie etwas, was sie sekundenschnell von ihrer Müdigkeit befreite.

Zur frühen Stunde flatterte Americana exotica an ihrer Nase vorbei, ein Schmetterling, so tief blau und schimmernd wie der Ozean an einem herrlich, sonnigen Tag. So selten, wie kaum ein anderer seiner Rasse. Schnell und fröhlich war sein Tanz, zeitlos war die Minute des Betrachtens. So plötzlich sie ihn gesehen hatte, so war auch wieder verschwunden. War es nur ein Traum gewesen? Nein, sagte sie sich. Kaffee ist der beste Wachmacher, denn sie kannte (zumindest war dies zu 80% der Fall) und diese Sekunde der Belebung, das muss echt gewesen sein. Auch wenn sie nicht gänzlich von der Existenz des blauen Lufttänzers überzeugt war, löste die Begegnung etwas in ihr aus. War das Unmögliche möglich? Nun, vielleicht war es das, oder aber auch nicht. Man musste das Unmögliche vom Möglichen trennen. Was möglich war, war es ihren lang ersehnten Traum endlich zu verwirklichen. Hier und jetzt, sofort.

Ihr Herz pochte wie wild, als sei es verliebt und ehrlich gesagt war es das wohl auch, - verliebt in das Leben, dass sich plötzlich vor ihr auf tat, so prächtig groß mit all seinen unendlichen Möglichkeiten des Möglichen. Das Leben, welches sie fortan führen könnte war jetzt schon wunderbarer als das aktuelle. Das Abenteuer rief sie.

Ihr Kopf sagte nein, ihr Herz rief mit schwacher Stimme, aber mit letzter Kraft, mit Tränen in den Augen, ja! Und bevor die Vernunft sie aus Schutz vor möglichen Schmerzen das auf sie wartende Risiko umgehen lassen konnte, stimmte sie summend in den Takt ihrer Herzensmelodie mit ein und gab sich dem frisch gebackenen Hochgefühl des noch jungfräulichen Abenteuers hin.

Noch am selben Tag kündigte sie ihre Arbeit und es war unvergleichlich erleichternd. Es war, als wäre ihr nicht nur ein Stein vom Herzen gefallen. Es fühlte sich eher wie ein ganzer Erdrutsch an. Sie versuchte sich dieses Hochgefühl, das Adrenalin des Moments so lange zu bewahren wie sie nur konnte. Im Gedanken sagte sie schon allem, was sie zurück lassen würde Lebe Wohl, und das war keines von der schmerzvollen Sorte, zumindest hauptsächlich.

»Hinfort du wohl bekannte Sicherheit, ich tausche dich erstmals gegen Freiheit ein. Auf nimmer Wiedersehen grauer Alltag ohne Farben mit deinen tobenden, erhobenen Stimmen, die an schreiende Kinder erinnern, wenn sie etwas nicht haben können. So lästig und Energie raubend. Deine anfängliche Geborgenheit ist viel zu schnell verflogen und in Trostlosigkeit umgeschwungen. Lebe wohl, Stadt genanntes Dörfchen mit deinen engstirnigen Menschen, singenden Flüssen, still zuhörenden Wäldern und weisen Bergen. Manches wird mir fehlen, anderes niemals.«


Kapitel II - Der Höhenflug 

Der gemalte Himmel

TITEL: The Girl Who Fell from the Sky
MUSIKER: Joe Hisaishi
FILM: Das Schloss im Himmel

Es war nicht nur der Wunsch nach einfacher Veränderung aufgrund ihrer Unzufriedenheit, sondern auch der Drang nach Freiheit, Freiheit und Anonymität, um ihr stets verborgenes Talent aus üben zu können.

Schon viel zu lange wendete sie es lediglich in ihren Träumen an, zahlreich wie die Stunden, die sie damit verbrachte sich gedanklich darüber zu beklagen, warum sie sich immer wieder selbst im Weg stand und nicht wagte ihre Träume wahr werden zu lassen. Die Angst, die ihr die Vernunft immer wieder einflüsterte, die Furcht vor dem Scheitern, dem völligen Allein sein, auch wenn sie oft gern mit sich allein war. Ein untragbarer Zustand. Ihr Herz war immer seltener zu ihr durch gedrungen und versuchte sie mit spontanen Momenten der Lebensfreude von der Verneinung dieser Ängste zu überzeugen. Mit einer vernichtenden Anzahl an Erfolgen.

Doch heute fühlte sie schon allein deshalb frei es tun, weil sie nicht länger in zu engem Raum leben wollte. Sie packte die notwendigen Sachen, ein klein wenig Proviant und ein Notizbuch mitsamt Stift ein. Ihre Wohnung hatte sie zusammen mit ihren Habseligkeiten einer Freundin überlassen, die schon seit Ewigkeiten eine Bleibe suchte.

Sie stieg frischen Mutes auf das Dach des höchsten Hauses ihrer Heimatstadt, ging an den Rand, sah hinab auf die wohl bekannten Gassen und Straßen, die Geschäfte ihrer Wahl und auch jene, die sie immer gemieden hatte. Der Geruch von vermischtem Benzin und Gekochtem lag in der Luft. Eine seltsame Kombination, aber keine seltene. Sie sah kurz in den morgendlichen Himmel, der noch immer dabei war den Mantel der Nacht abzuwerfen, um ihn schließlich gegen sein tägliches Gewand, diesmal im hellsten Blau, zu tauschen. Die Sonne ließ sich heute Zeit. Sie wartete, bis sie zumindest ein klein wenig zu sehen war, ging noch einen Schritt näher zum Rand, breitete ihre Arme aus, schloss ihre noch etwas müden Augen, denn die vergangene Nacht hatte sie nicht viel Schlaf gefunden, tat den letzten Schritt und ließ sich einfach fallen.

Ihr wohl bekannter Freund, der Wind flüsterte ihr an diesem noch so jungen Tag der Befreiung leise ins Ohr: »Hallo meine Liebe. Endlich wagst du es, herzlichen Glückwunsch! Lass mich dir helfen, lass mich dich ein klein wenig tragen.«

Mit einem Lächeln auf den Lippen flog sie von ihrer eigenen Kraft mit Unterstützung des verspielten Windes, getragen der aufgehenden Sonne entgegen.

Sie ließ die Stadt ihrer Heimat hinter sich, sie sah nicht einmal mehr zurück. Sie lebte den Moment eines menschlichen Flugobjektes, genoss die freie Luft, flog mit einem Schwarm Vögel um die Wette, tanzte mit dem Wind den Walzer des Himmels, durchflog große und kleine Wolkenschlösser und erblickte schließlich den Horizont. Konnte man den Tag nicht besser beginnen?

Die immer wieder treffenden Tiere der Lüfte sangen mit ihr das Lied ihrer Befreiung, ein Lied so voller Lebensfreude und steigernden Tatendrangs, dass sie sich fragte, ob dieser Tag vorherbestimmt, oder doch nur eine Laune der Natur gewesen war. Sie kam nicht dazu nach der Antwort zu suchen, denn sie musste sich neue Gedanken bilden, zu dem was vor ihr in der Luft schwebte: Sie hielt einen Moment inne, denn anfänglich war nur ein kleiner Teil von dem gewaltigen, fliegenden Objekt zu sehen. Nach und nach lüftete sich der Wolkenvorhang und ein Schloss, gebaut aus weißem Marmor, das inmitten einer schwebenden Insel errichtet worden war, kam schließlich zum Vorschein.


Kapitel III - Die Bedrohung 

Der Schatten des Winters

TITEL: L'Ultima Diligenza di Red Rock
MUSIKER: Ennio Morricone
FILM: The Hateful 8

Ihrer Neugierde war wie immer keine Grenzen gesetzt. Sie war sofort Feuer und Flamme für diese seltsame, im Himmel schwebende Insel mit ihrem faszinierenden Marmorschloss. Doch, als sie schließlich das frische, satte, grüne Gras auf der schwebenden Insel unter ihren Füßen spürte, war ihr, als befände sie sich in Gefahr.

Die Insel und ihr Schloss waren um einiges größer als sie zuvor in der Luft wahrgenommen hatte. Was aber noch seltsamer schien war, dass sie in vier Bereiche eingeteilt war. In jedem einzelnen schien eine andere Jahreszeit zu herrschen. Zu ihrer Rechten empfing sie das Summen der fleißigen Bienen, die von einer Blume zur nächsten flogen. Ein Specht hämmerte fröhlich auf einen der zahlreichen Bäume mit pompöser Blätterkrone ein. Aus der Ferne sah sie ein Reh mitsamt Kitz durch die Lichtung des Waldes hervor blicken, still und leise auf Nahrungssuche. Trotz dieser scheinbaren Friedlichkeit, lag immer noch Bedrohung in der Luft.

Sie vernahm ein Geräusch, das aus dem Bereich des winterlichen Teils kam. Auch wenn sie den Winter niemals als Freund kennen gelernt hatte, führte sie ihre Neugierde in seine Richtung. Sie musste diesem Geräusch und dieser Ahnung auf den Grund gehen. Sogleich spürte sie die klirrende Kälte, innerlich wie äußerlich, als sie die Schwelle zum ewigen Winter überschritt. Ihre sommerliche Fußbekleidung versank umso tiefer im metertiefen Schnee und ließ sie wohl absichtlich noch langsamer vorankommen. Der sich ankündigende Schneesturm machte ihr Angst, war sie doch keinesfalls für diese Temperaturen ausgerüstet. Sollte sie sich zu weit in den Winter vorwagen, würde sie wohl bitterlich erfrieren, ermahnte sie sich selbst.

Doch sie befand sich noch immer auf dem treibenden Hochgefühl ihres wagemutigen Abenteuers, also siegte ihre Neugierde über die Stimme der Vernunft. Sie würde einfach umkehren, wenn sie die Kälte nicht besiegen könnte, sagte sie sich. Ihr Freund der Wind war erbost über ihr Wagnis: »Meine Liebe, was tust du hier? Du weißt, dass ich selbst im Winter unberechenbar bin. Und nun, da der Schneesturm naht solltest du schnell wieder in eine der wärmeren Bereiche flüchten, denn selbst mir sind bei einem Sturm die Hände gebunden.«

Sie hörte nicht auf ihren mahnenden Wind, der ihr stets ein treuer, beratender Freund gewesen war. Natürlich gab es auch in dieser Beziehung Höhen und Tiefen, wie ihr euch bei seinem bekannten, hitzigen Gemüt vorstellen könnt. Als er merkte, dass sie ihn absichtlich ignorierte, wurde er wütend und blies stärker in ihre Richtung: »Es gibt noch einen Grund, warum ich dich nicht hier wissen möchte. Hier lauert der Schatten des Winters, eine Gestalt, die sich nur vor und während eines Schneesturms zeigt. Über den wird nichts Gutes erzählt. Ich kann dich nicht beschützen und du dich selbst auch nicht. Hörst du!«

Sie war gefangen in ihrem Gefühl der Überheblichkeit, des unerschütterlichen Mutes. Sie stapfte weiter in die schier unendliche Schneelandschaft hinein, die Kälte spürte sie irgendwann nicht mehr.

Nach und nach nahm die Stärke des Schneesturms zu, genauso wie sein Tosen, das langsam, aber sicher, immer näher kam. Die Müdigkeit hatte wieder Einzug gehalten. Nicht nur deswegen, sondern auch wegen dem immer schlimmer werdenden Schneeverhältnissen kam sie nur noch im Schneckentempo voran. Es dauerte nicht lange bis auch die Sicht durch das wilde Weiß langsam aber sicher getrübt wurde. Sie erkannte ihren Fehler, nun etwas zu spät und versuchte unter einer der Tannen Schutz zu suchen. Zum Glück war ihr die Decke, die sie für die Nächte eingepackt hatte, ein wärmender Trost.

Es waren Schritte im Schnee, die sie abrupt aufhorchen ließen. Sie kamen in rasanter Geschwindigkeit näher. Fast unmöglich. Als der Schatten in der Ferne immer größer wurde, erkannte sie, dass es ein Reiter war. In diesem Tempo dauerte es nicht lange bis er bei ihr angelangt war. Als er schließlich von seinem Ross gestiegen und sich vor ihr aufgebaut hatte, war ihr, als wäre er zwei Meter groß. Eine dunkle Gestalt gehüllt in schwarze Kleidung, Schal und Hut blickte auf sie, die in diesem Moment wie ein Häufchen Elend wirken musste, herab. Das dürfte er sein, der Schrecken, der im Schneesturm lauerte,- der Schatten des Winters. In der linken Hand hielt er eine Laterne, mit dessen Licht er ihr Gesicht näher zu erkennen versuchte. Sie sah ihn fast schon bettelnd an, denn sie wusste nicht was sie erwartete. Seine rechte Hand, die er noch bis vor kurzem vor ihr verborgen gehalten hatte, hielt ein Gewehr, dass er nun in aller Seelenruhe auf ihren Arm gerichtet hatte. Sie schluckte. Die Angst hatte Einzug gehalten. Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich. Sie war in ihrem Gesicht zu lesen, genauso wie das blanke Entsetzen.

Ein Blickkontakt war in diesem Schneetreiben kaum möglich, von Sprache schon mal ganz zu schweigen. Über ihre Möglichkeiten konnte sie nicht länger sinnieren. Ein Schuss durchbrach das bedrückende Schweigen. Krähen schreckten geräuschvoll hoch und suchten Schutz auf den Tannenwipfeln, die höchsten, die sie finden konnten.


Kapitel IV - Das Licht 

Würde sie dieses Gefühl jemals wieder erleben?

TITEL: Luminous
MUSIKER: Max Richter
FILM: Perfect Sense

Ihr Traum zerbarst von einer Sekunde auf die andere in tausend Stücke. Es war, als wäre der Spiegel des Lebens zu ihren Füßen zerbrochen und all das Unglück bringende Pech seiner Scherben ihr in diesem Moment vergönnt.

Der Schnee verfärbte sich rot unter ihr, ihr Arm war angeschossen. Der Schatten des Winters stand noch immer vor ihr. Ihre Verzweiflung war groß, denn sie würde mit einem angeschossenen Arm nicht mehr von der Insel kommen und vermutlich würde der Schatten keine Anstalten machen ihr eine Flucht zu ermöglichen. Er gab ihr mit dem Gewehr einen zielsicheren Schlag auf den Hinterkopf. Es wurde sofort schwarze Nacht, sie war bewusstlos.

In all der Dunkelheit ihres schlafenden Bewusstseins, hörte sie die raue Bass-Stimme des Schattens, welche aufgrund des noch immer wütenden Schneegestöbers kaum hörbar für sie war: »Flieg.«

Es konnten nicht mehr als zwanzig Minuten zwischen ihrem Treffen und dem jetzigen Moment verstrichen sein. Sie erwachte unsanft aus ihrem kurzen Ausflug ins Delirium, Ihr Kopf brummte noch immer von dem Schlag, der sie dorthin befördert hatte. Ein eisiger Lufthauch erweckte sie nun vollends zu neuem Leben. Der Schatten hatte sie an den Rand der schwebenden Insel gebracht. Sie hing kopfüber, er hielt sie mit nur einer Hand. Sein Ross wieherte zustimmend. Es könnte aber auch einfach ungeduldig gewesen sein. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass seine Kraft das einzige war, was sie noch von ihrem wohl unausweichlichen Tod trennte.

In diesem Augenblick des klaren Schreckens ließ er ihren Fußknöchel los. Sie stürzte, die Tiefe vermochte sie nicht zu messen. Sie wollte es allerdings gar nicht wissen, denn nun war es ohnehin zu spät für sie zu denken. Sie schloss ihre tränenden Augen, weinte um ihr zu Asche gewordenes Leben, und ihrem nur kurz genossenen Traum vom Fliegen. Sie erwartete den Tod im freien Fall und hoffte, dass er so schnell wie möglich eintreten würde und auch, wenn möglich, schmerzfrei.

Da erkannte sie plötzlich ein Licht. So hell und Kraft spendend wie die Morgensonne und weise schimmernd wie der Mond, in seiner vollsten Pracht. Plötzlich war ihr Missgeschick nicht weiter von Belang. Es war ein Fehler, ein menschlicher und doch so unwichtig. Die Konsequenz selbst hatte keine Bedeutung mehr für sie, denn es war nicht die Angst vor dem Tod, der sie nun erlagt. Es war ein unvergleichliches Gefühl der Erleichterung. Es beflügelte und ließ sie auf Wolken schweben. Sie konnte es zwar nicht mehr selbst, aber der Geist gewährte ihr eine letzte Chance des Fluges. Es war ein Moment, um zu sein, allein und doch als Teil eines großen Ganzen. Es war eine gefühlte, intime Verbundenheit zu den Gestirnen der Welt, wie sie niemals zuvor zu spüren war. Sie fühlte die unvergleichliche Möglichkeit eins mit der unendlichen Luft, dem freigeistigen Wind und dem weiten Himmel zu sein. Sie war ein sterbender Vogel, der ein letztes Mal die Freiheit seines Fluges spüren durfte.

Warum die letzten Sekunden vor ihrem Tod der Süße des Hochgefühls so ähnlich waren, vermochte sie nicht zu verstehen oder gar zu erklären. Es war ihr gleich. Sie genoss sie, denn was blieb ihr anderes übrig. Und doch hatte sie die Stimme ihres Herzens nicht gänzlich aufgegeben. Sie sang weiter vor sich hin und versuchte ihr noch ein letztes Mal die lebensfrohen Momente zu entlocken, die sie zu lange nicht wahrnehmen konnte. Sie sang davon, dass die Nacht am dunkelsten vor der Dämmerung sei...


Das Zwitschern der Vögel weckte sie an diesem Morgen aus ihrem tiefen Schlaf. Sie schreckte hoch. Sie tastete ihren Arm ab. Er war unverletzt. Ihr Kopf war zwar noch immer schlaftrunken, aber eine Beule von dem Schlag konnte sie nicht finden. Ein Traum, so real, so detailgetreu. Wieder einmal war sie ihm verfallen, der Manipulation ihres Unterbewussten, ein ereignisreicher Tag in der Welt der Träume lag hinter ihr.

Auch wenn sich nichts an ihrer Arbeitssituation geändert hatte, fiel es ihr an diesem Morgen leicht mit erhelltem Gemüt ihrer morgendlichen Routine nach zu gehen und im vergangenen Moment des Traumbildes, - der Wolkenflug, als sie mit den Vögeln um die Wette flog und mit dem Wind den Walzer der Lüfte tanzte, zu schwelgen.


Epilog - Das Gefühl 

Lipstick Ringo...

TITEL: I Love You All
MUSIKER: Michael Fassbender, Carla Azar und Stephen Rennicks
FILM: Frank

Ja, sie war den ganzen restlichen Tag etwas benebelt, so abstrus schien diese Traumerfahrung für sie gewesen zu sein. Sie erinnerte sich an den meist konfusen Text von "Frank" aus dem gleichnamigen Film und begann ihrer eigenen Verwirrtheit wegen den Text von "I Love You All" zu singen. Sie versuchte es zumindest und scheiterte an der Komplexität, nein an der Wirrwarr-Wortkombination des irrsinnigen Textes und summte lieber munter vor sich hin. Denn in diesem Moment liebte sie tatsächlich alles um sich herum. Ihre Umgebung, die Menschen, das Leben, alles. Selbst der kläffende Nachbarshund Mr. Jinx war aus ihrem jetzigen Blickwinkel gesehen liebenswert. Ein seltener Moment muss entsprechend untermalt werden, also summte sie, bis sie bei ihrer Arbeitsstelle angelangt war und vor Lachen nicht mehr konnte. Ein tolles Gefühl, um einen Tag zu beginnen.

(Ausklang des Liedes)

THE END


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Es geht auch musikalisch weiter mit den Blogbeiträgen meiner Mitschreiberlinge:

Joe und Takeshi am Strand von Grimalkin

Soundtracks und Filme oder "leg da einfach einen Song drunter" von chita91

Fantasia - Disneys ganz besonderer Zauber von ElsaWaltz

Soundtrack: Life  von alex023

Was ist Rock'n Roll und wie viel ist davon noch übrig geblieben?  von Absurda.

And this moment I swear, we are infinite.  von HannaLotta

Rhythmus und Percussion in der Filmmusik - feel your heart BEAT  von pleasant28

Michel Legrand - Eine verkannte Legende von (VINCENTVEGA)

Zwischen Gewalt und dem Groove - Stuck in the middle with you von Friedsas

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FAQ - Artikelübersicht

Das nächste Thema für den 1. April lautet "Animalisch". Ein Monat für Tierfreunde! Alles, was mit Tieren zu tun hat, ob real oder animiert, ob Tintenfischszene aus "Oldboy", der Bär aus "The Revenant", "My Little Pony: Friendship is Magic", Disney's "Der König der Löwen" oder ganz neu: "Zoomania". Dieses Thema wird ein tierischer Spaß!

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