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Zwischen Gewalt und dem Groove - Stuck in the middle with you

01.03.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Bei dem diesmonatigem Bloggroßereignis geht es ums Ohr... ähhh ich meine ums hören! Es gibt was auf die Ohren quasi - nur halt mit den Augen. Wenn ihr jetzt genauso verwirrt seid wie ich, dann ist das der perfekte Einstieg zu meinem Artikel. Den wen assoziiere ich sofort mit Musik im Film? Welche Szene kommt sofort vor mein geistiges Auge? Ganz klar: Tarantinos "Stuck in the middle with you".

Clowns to the left of me
Jokers to the right
here I am - STUCK IN THE MIDDLE WITH YOU


Quentin Tarantino und kultige Musik das gehört zusammen wie Ennio Morricone und Western, Leonardo DiCaprio und Oscar, Pizza und Käse, Stan Lee und Marvel, Friedsas und doofe Vergleiche, ich denke ihr wisst worauf ich hinaus will. Dieser Meisterregisseur schafft es nicht nur seine Filme durch die Auswahl der Songs, noch einmal seinen persönlichen Stempel aufzudrücken, nein oftmals erschafft er einzigartige Szenen damit. Einer dieser beeindruckenden Szenen widme ich mich heute, nämlich die Folterszene aus Reservoir Dogs.

Hier ist sie noch einmal zum ins Gedächtnis rufen:

Um was genau geht es in der Szene?

Mr. Blonde (hervorragend gespielt von Michael Madsen) foltert den von ihm vorher gefangenen Polizisten. Warum? Weil ihm langweilig ist. Weil er ein Sadist ist. Weil es ihn Spaß macht. Und vor allem weil er, wie er es so schön selbst sagt, keinen Boss hat. Sein Team bzw. das was von diesem noch übrig geblieben ist, geht derweil die Diamanten holen.

Warum gerade diese Szene?

Ich gebe es offen zu, Reservoir Dogs ist mein Lieblingstarantino, (Ja schuldig im Sinne der Anklage!) das ist aber nicht der Grund warum ich gerade diese Szene ausgewählt habe. Der Grund ist ihre Symbiose von Gewalt und Groove, welcher man sich nicht entziehen kann. Man sieht wie der Polizist gefoltert wird, wie Blut fließt, wie Mr. Blonde irgendwann ein Ohr in der Hand hält, hat aber im Hintergrund diese fröhliche Musik. Einen Song, zu dem man ausufernd die Hüften schwingen will (als würde niemand einen sehen) so wie Mr. Blonde es tut. Einen Song dessen Lyrics  man nachschaut nur um mitsingen zu können. Einen Song den man sich runterlädt und wozu man die Lippen bewegt wenn man ihn über Kopfhörer hört.

Nicht nur das Tarantino uns offen die Folter eines Mannes zeigt, welcher zu den Guten gehört, nein er untermalt das ganze auch noch mit unterhaltsamer Tanzmusik welche (zumindest bei mir) spontan für gute Laune sorgt. Auch dieser plötzliche Wechsel vom tanzenden und grinsenden Mr. Blonde, zu dem sadistischen Folternden, kam wie das meiste aus der Szene komplett unerwartet.

Es ist fast so, als hätte Tarantino genau diesen Song gehört, als er die Folterszene schrieb, da die Textzeilen aus dem Song mit einzelnen Momenten der Folter zusammenpassen. Wenn man sich den Text durchliest und die jeweiligen Phasen erkennt, dann sieht man das es aus der Perspektive des Polizisten erzählt ist.

Well I don't know why I came here tonight.

I got the feeling that something ain't right.

I'm so scared in case I fall off my chair,

and I'm wondering how I'll get down the stairs.

Clowns to the left of me, Jokers to the right...

Here I am stuck in the middle with you.

Der Polizist fragt sich wie er in diese Situation geraten ist und ob er da lebend wieder herauskommt. Die Clowns sind seine Kollegen die die Situation zugelassen haben und die Joker sind Mr. Pink und Mr. White. Aber am Ende hängt er fest - in the middle with you - dem Sadisten Mr. Blonde.

Yes I'm stuck in the middle with you

and I'm wondering what it is I should do

It's so hard to keep this smile from my face

Losin' control, yeah I'm all over the place

Dies symbolisiert den inneren Konflikt des Polizisten: Er weiß das Mr. Orange auch ein Bulle ist. Außerdem weiß er das draußen seine Kollegen warten bis Joe erscheint. Er könnte seine ganze Tortur beenden, wenn er dies beides verrät, entscheidet sich aber dagegen. "It´s so hard to keep this smile from my face" - weil er weiß, das seine Kollegen sie sich alle schnappen werden, da man sie mit den Händen in der "Keksdose" erwischt hat.

Well you started out with nothin' and your proud that your a self -made man.
And your friends they all come callin' - slap you on the back and say - please, please.
Tryin' to make some sense of it all
But I can see it makes no sense at all
Is it cool to go to sleep on the floor?
'till I think that I can't take anymore.

Im letzten Abschnitt geht es darum, das Mr. Blonde so stolz auf sein Leben als Krimineller ist und auch darauf das Joe und Nice Guy Eddy ihn praktisch "anflehten" wieder für sie zu arbeiten. Der Polizist versucht die Situation zu verstehen in der er sich befindet, nur wird er absolut nicht schlau daraus. Die letzten beiden Sätze beschäftigen sich dann wieder damit, das er nicht weiß ob er länger durchhält bzw. noch gerettet wird oder ob er lieber alles verraten soll.

Außerdem denke ich noch das das Lied, in Verbindung mit der Folterszene, UNS den Zuschauer in die Mitte des Geschehens rückt. Links von uns wird gefoltert, rechts von uns gegroovt und wir sind in der Mitte und wissen nicht genau was wir machen sollen. Mitsingen? Wegschauen? Tanzen? Oder doch eher fluchen? Auch wir als Zuschauer sind quasi "all over the place".

Eines würde ich gerne noch anmerken: Ich finde es schön das die Musik so gehandhabt wird, als käme sie vom Radio. Die Musik ertönt erst mit dem anschalten des Radios, dann wenn Mr. Blonde das Lagerhaus verlässt hört man sie nicht mehr und wenn er wiederkommt, dann ist der Song an einem anderen Part angelangt (also weiter gelaufen.)

Ihr seht Quentin Tarantino hat schon in seinem ersten Film eine Szene erschaffen, die auf filmischer Ebene sowie auch musikalisch in vielen Belangen ihres gleichen sucht.

Aber um das ganze hier in mal nicht ganz so ernstem Ton abzuschließen, hier ist für euch Itchy und Scratchy:


Und hier die restlichen Beiträge, meiner sehr geschätzten Moviepilot-Kollegen, viel Spaß dabei:

Grimalkin: Joe und Takeshi am Strand

chita91: Soundtracks und Filme, oder "Leg da einfach einen Song drunter"

ElsaWaltz: Fantasia - Disneys ganz besonderer Zauber

alex023: Soundtrack: Life

Absurda.: Was ist Rock'n Roll und wie viel ist davon noch übrig geblieben?

HannaLotta: And in this moment, I swear, we are infinite.

pleasant28: Rhythmus und Percussion in der Filmmusik

(VINCENTVEGA): Michel Legrand - Eine verkannte Legende

Amarawish: Eine musikalische Geschichte

Das nächste Thema für den 1. April lautet "Animalisch". Interesse, auch bei blog me if you can mitzumachen? Meldet euch bei chita91 oder Grimalkin!

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